Volleyball-Bundesliga
Neuanfang mit fast historischer Dimension bei Allianz MTV Stuttgart
Die Volleyball-Frauen von Allianz MTV haben trotz eines großen personellen Umbruchs eine perfekte Bundesliga-Vorrunde mit zehn Siegen in zehn Spielen hingelegt.
© Baumann/Hansjürgen Britsch
Am Ende jubeln wieder die Frauen von Allianz MTV.
Von Henning Maak
Es gab nicht wenige Fans im Umfeld von Allianz MTV Stuttgart, die angesichts der Voraussetzungen mit bescheidenen Erwartungen in die neue Volleyball-Bundesligasaison gegangen waren: Nach neun Jahren in den Play-off-Finals war das Team im April erstmals wieder im Halbfinale am Dresdner SC gescheitert, mit Krystal Rivers, Roosa Koskelo und Maria Segura Palleres hatten drei Korsettstangen ihre Karrieren beendet, die den Verein zu acht Titeln geführt hatten. Sie waren Teil eines großen personellen Umbruchs mit zehn Abgängen und neun Neuzugängen.
Und nun das: Im Dezember 2025 ist Allianz MTV Stuttgart das dominierende Team in der Liga, das nach dem 3:0 (26:24, 25:21, 25:20) gegen den Schweriner SC am Samstagabend mit zehn Siegen aus zehn Spielen und einem Satzverhältnis von 30:1 eine nahezu perfekte Vorrunde gespielt hat. Zudem steht Allianz MTV nach drei weiteren 3:0-Erfolgen im Pokal Ende Februar im Finale in Mannheim gegen den VfB Suhl. Eine ähnliche Dominanz gab es in der jüngeren Vergangenheit nur in der vergangenen Saison bei den Herren, als die Berlin Volleys die Vorrunde mit zwölf Siegen aus zwölf Spielen und zwei abgegebenen Sätzen beendet hatten.
Ein Stück weit dürfte dies mit dem gesunkenen Niveau in der Liga zu tun haben: Die neue Profiliga in den USA hat viele gute Spielerinnen angelockt, mit dem SC Potsdam bekam ein Topteam der vergangenen Jahre wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten keine Lizenz mehr. Die drei Aufsteiger aus Hamburg, Borken und Flacht tun sich schwer, sich an das Niveau in der Bundesliga zu gewöhnen. Und dennoch kann die Leistung der Mannschaft und des Trainerteams um Chefcoach Konstantin Bitter nicht hoch genug gewürdigt werden: Den Vereins-Verantwortlichen ist es gelungen, eine Mannschaft zusammenzustellen, die sportlich und menschlich hervorragend harmoniert. „Einfach nur gut“ bewertet Konstantin Bitter die Vorrunde seiner Mannschaft, Kapitänin Antonia Stautz ist „super-stolz“ auf das Team. „Das Scouting-Team hat ein glückliches Händchen gehabt. Wir passen gut zusammen und unternehmen auch abseits des Feldes viel zusammen“, erzählt Stautz.
Von Vorteil war zudem, dass das Team zu Beginn der Saison überwiegend auf Gegner vom Tabellenende und im Pokal auf zwei Zweitligisten stieß. „Wir haben uns in einen Flow gespielt“, sagt Kapitänin Stautz, weist aber zugleich darauf hin, dass Allianz MTV gegen die starken Gegner wie Dresden, Schwerin (im Pokal und in der Liga) sowie Suhl alle zu Hause gespielt hat.
Beeindruckend sei aber gewesen, wie sich das Team nur drei Tage nach dem emotionalen Halbfinalsieg im Pokal gegen Schwerin beim Ligaspiel in Wiesbaden durchgekämpft habe.
Neben dem guten Teamgeist hat auch die gute Entwicklung vieler Spielerinnen zu dieser beeindruckenden Vorrunde beigetragen: Mittelblockerin Lucia Varela zeigt mit ihren 1,97 Meter eine beeindruckende Präsenz am Netz und sorgt mit krachenden Aufschlägen in Serie oft für vorentscheidende Führungen. Melani Shaffmaster hat das Vakuum auf der Zuspielposition nach der Rückenoperation von Pia Kästner auf ihrer ersten Station außerhalb der USA überraschend problemlos ausgefüllt und punktet sogar regelmäßig. Und bei schwierigen Bällen im Angriff findet Antonia Stautz häufig eine clevere Lösung. Dadurch ist das Spiel von Allianz MTV insgesamt unberechenbarer geworden.
Für die Gegner von Allianz MTV dürfte es wie eine Mahnung klingen, wenn Trainer Bitter sagt: „Ich sehe noch mehr Potenzial in der Mannschaft. Wir müssen uns weiter verbessern, denn gewonnen haben wir bisher noch nichts.“
