Neue Kontrahenten und mehr Spielpraxis für die TSG-Wasserballer

Das Backnanger Team ist ab sofort doppelt im Einsatz. Weil sich das ohnehin schon kleine Feld in der Bezirksliga Süd-/Ostwürttemberg weiter ausgedünnt hat, tritt die TSG auch noch in der Bezirksliga Mittlerer Neckar an. Ein Weg, von dem vor allem der Nachwuchs profitieren soll.

Thomas Eberspächer ist als Kapitän und 33-jähriger Routinier einer der Führungsspieler der TSG-Wasserballer. Foto: Alexander Hornauer

© Alexander Hornauer

Thomas Eberspächer ist als Kapitän und 33-jähriger Routinier einer der Führungsspieler der TSG-Wasserballer. Foto: Alexander Hornauer

Von Steffen Grün

„Ich nenne es die Straßenbahnlinie“, sagt Ulrich Beuthner über die Bezirksliga Mittlerer Neckar, in der die zwölf Teams beispielsweise in verschiedenen Stuttgarter Stadtteilen, in Esslingen, Ludwigsburg oder Bietigheim beheimatet sind. Den Anfang macht eine einfache Runde in zwei Staffeln mit jeweils sechs Klubs, ehe sich eine Aufstiegs- oder Trostrunde mit Hin- und Rückspiel anschließt. Für den TSG-Trainer und dessen Schützlinge bedeutet das 15 Duelle und damit einen signifikanten Unterschied zu den nur noch acht Partien in der angestammten Bezirksliga Süd-/Ostwürttemberg. Dort hatte sich der SSV Weingarten laut den Informationen von Ulrich Beuthner deshalb zurückgezogen, „weil das Hallenbad renoviert wird“. Damit sind neben Backnang nur noch zwei Teams der SSG Reutlingen/Tübingen, der SSV Ulm und der SV Göppingen übrig.

Eine Mischung aus Talenten und Routiniers

Weite Fahrten und immer wieder dieselben Spiele gegen Rivalen, die man längst in- und auswendig kennt: Das war der TSG auf Dauer zu wenig und ihr Trainer wurde aktiv. „Ich habe unseren Rundenleiter gefragt, ob es machbar wäre, zusätzlich auch in der Bezirksliga Mittlerer Neckar anzutreten“, erzählt der 57-Jährige. „Er hat vorgefühlt und es hat geklappt.“ Die Murrtaler lernen somit neue Kontrahenten kennen und sammeln fortan viel mehr Erfahrung und Spielpraxis. „Das ist umso wichtiger, weil wir eine sehr junge Mannschaft haben“, betont Ulrich Beuthner und verweist darauf, dass mit dem Torwart Fabian Schneider sowie mit Marius Boxler und Magnus Judenhahn wieder drei 16-jährige Nachwuchskräfte aus der eigenen Jugend in die erste Mannschaft aufgerückt sind. „Das zeigt, dass die Tür offen steht.“

Die Talente treffen bei den Aktiven auf Mitspieler, die den Sprung vor wenigen Jahren geschafft haben. Hinzu kommen Kollegen wie Jannik Mauthe und Steffen Huthmacher, die es von den Schwimmern zu den Wasserballern zog, sowie ein paar Routiniers. „Das sind die verbliebenen alten Kämpen“, sagt Beuthner über den Kapitän Thomas Eberspächer (33), Rafael Theiss (36), Jan Luca Friedemann (30) und Thilo Oesterle (36). „Es braucht ältere Spieler, um auch mal Ruhe reinzubringen, den Ball zu halten, den Körper reinzustellen und das Spiel zu dirigieren“, beschreibt der Trainer den Wert der Oldies. In der Bezirksliga dürfen mit Regina Bock und Julia Gfrörer auch die beiden Frauen mitmischen, die zu dem gut 15-köpfigen Kader gehören.

Ulrich Beuthner gibt bei Backnangs Wasserballern seit fünf Jahren die Kommandos. Foto: Tobias Sellmaier

Ulrich Beuthner gibt bei Backnangs Wasserballern seit fünf Jahren die Kommandos. Foto: Tobias Sellmaier

Im Bestreben, daraus ein immer besser funktionierendes Team zu formen, ist das Plus an Spielen ebenfalls hilfreich. „Vor allem die Auswärtsfahrten mit dem langen Zusammensein stärken das Gemeinschaftsgefühl“, glaubt Ulrich Beuthner, der unter seinem Vorgänger Eckehardt Stecher selbst von 1984 bis 1990 für das erste TSG-Team spielte und den Langzeitcoach 2019 beerbte. Trotzdem ist es für hohe sportliche Ziele noch zu früh, in beiden Ligen aus verschiedenen Gründen. In der Bezirksliga Mittlerer Neckar ist die Stärke der Gegner gar nicht entscheidend, weil die Backnanger ohnehin nur außer Konkurrenz einsteigen durften und nicht aufstiegsberechtigt sind. Anders sieht’s in der Bezirksliga Süd-/Ostwürttemberg aus, doch „da sehe ich im Moment keine Möglichkeit, den Sprung nach oben zu schaffen“, gibt Beuthner zu. „Ulm ist als Nächstes dran.“ Der SSV könnte bereits in der Verbandsliga sein, verzichtete als Meister der Vorsaison aber auf den Aufstieg.

Zwei Nachwuchstrainer kümmern sich um knapp 30 Kinder und Jugendliche

In den nächsten Jahren will irgendwann auch die TSG so weit sein, wieder ein Stück weit an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen zu können (siehe Infotext). „Das Team muss weitgehend zusammenbleiben“, nennt der Coach die wichtigste Voraussetzung. Weil aber doch mal jemand wechselt oder die Badekappe an den Nagel hängt, sollten Talente aus der U 14 und U 16 kontinuierlich nachrücken. „Wir brauchen uns mit unserer Jugendarbeit nicht verstecken“, sagt Ulrich Beuthner und lobt seine Trainerkollegen: „Da steckt viel Fleiß von Stefan Grüner und Eric Guske drin.“ Dieses Duo kümmert sich um knapp 30 Kinder und Jugendliche, die vor allem aus Backnang und der nahen Umgebung zum Training ins Wonnemar kommen, obwohl die TSG im Rems-Murr-Kreis der einzige Verein mit einer weiterhin aktiven Wasserballsparte ist.

Um dem Nachwuchs möglichst viele Partien bieten zu können und ihn bei der Stange zu halten, ist auch hier der Start in zwei Bezirken vorgesehen. Das ist in der Jugend noch wichtiger, weil es noch weniger Teams gibt. „Das ganze Jahr vor allem zu trainieren, ist für die Jugendlichen trostlos“, sagt Beuthner. „Langeweile ist der Tod.“ Damit sich die Buben und Mädchen nicht einem anderen Sport zuwenden, begibt sich die TSG auch hier auf die „Straßenbahnlinie“.

Auf den Saisonstart folgen drei weitere Heimspiele

Alte Erfolge Von 1987 bis 2018 trainierte Eckehardt Stecher die TSG. Anfangs dieser 31 Jahre gelang der Aufstieg von der A-Klasse in die Bezirksliga. 1989 ging es hoch in die Verbandsliga. Sogar Oberliga war von 2003 bis 2009, 2010/2011 und 2014/2015 angesagt. Erst 2017 landete Backnang wieder in der Bezirksliga.

Neue Saison Mit einer 7:11-Heimniederlage gegen den SSV Esslingen III begann die Runde in der Bezirksliga Mittlerer Neckar. Die Wasserballer der Gäste hätten „gefühlt Hunderte Oberliga-Spiele“ auf dem Buckel gehabt, sagt TSG-Trainer Ulrich Beuthner. Solche Duelle bringen das Team weiter.

Nächste Heimspiele Am morgigen Sonntag sowie an den Sonntagen 28. Januar und 4. Februar werden jeweils um 20 Uhr in dieser Reihenfolge der PSV Stuttgart III, der SB Schwaben Stuttgart und der TV Darmsheim im Wonnemar-Hallenbad in Backnang erwartet. Wer zuschauen will, bezahlt keinen Eintritt, sollte aber Badeschuhe und Sportkleidung tragen. Die Saison in der Bezirksliga Süd-/Ostwürttemberg beginnt im März und dauert bis Ende Juli, in der Bezirksliga Mittlerer Neckar geht es parallel dazu ebenfalls weiter.

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Erstellt:
20. Januar 2024, 06:00 Uhr

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