Niederlande spielt sich in Favoritenkreis - Bondscoach mahnt

dpa Amsterdam. Oranje ist bei der EM auf Kurs. Nach zwei Siegen wird das letzte Gruppenspiel zum zwischenzeitlichen Schaulaufen. Doch was ist danach möglich? Der Bondscoach sieht noch Mängel.

Denzel Dumfries (l) von den Niederlanden feiert mit seinen Teamkollegen das zweite Tor seiner Mannschaft. Foto: Koen Van Weel/EPA Pool/AP/dpa

Denzel Dumfries (l) von den Niederlanden feiert mit seinen Teamkollegen das zweite Tor seiner Mannschaft. Foto: Koen Van Weel/EPA Pool/AP/dpa

Nach der kurzen Ehrenrunde durch die Amsterdam Arena war Frank de Boer bemüht, erst gar keine große Euphorie um seine Mannschaft aufkommen zu lassen.

„Wir sind schon weiter, das ist gut, aber ich denke, wir können besonders bei Ballbesitz noch besser spielen“, sagte der Bondscoach nach dem 2:0 (1:0) der Niederländer gegen Österreich am Donnerstagabend. „Da waren wir zu schluderig, das habe ich den Jungs in der Pause auch gesagt“, berichtete de Boer.

Österreich-Coach Foda: „Weltklasse“

Die Worte des Ex-Profis sind keine guten Nachrichten für die nächsten Gegner. Denn wenn de Boer den Auftritt seines Teams gegen Österreich nur als durchschnittlich bewertet, dann darf man gespannt sein, auf welchem Niveau das Oranje-Team in Topform agiert. Österreichs Trainer Franco Foda attestierte der Elftal schon „Weltklasse“.

Sicher auch, um ein wenig vom enttäuschenden Auftritt seiner eigenen Mannschaft abzulenken, denn „Weltklasse“ war dann vielleicht doch ein bisschen übertrieben. Dennoch setzten die Niederlande mit phasenweise begeisterndem Offensivfußball ein Ausrufezeichen an die Konkurrenz. Nach zwei verpassten Großturnieren sind wir wieder da und wollen noch lange dabei sein - so lautete die Botschaft, die vom zweiten Sieg im zweiten Spiel und vom vorzeitigen Sprung ins Achtelfinale ausging.

„Auf nach Budapest“

„Auf nach Budapest“, schrieb das „Algemeen Dagblad“ auf seiner ersten Seite. Dort steht am 27. Juni das Achtelfinale gegen einen der vier besten Gruppendritten an. De Boer steht jetzt vor der kniffligen Aufgabe, seine Mannschaft über einen längeren Zeitraum weiter fokussiert zu halten. Das letzte Gruppenspiel gegen das schon ausgeschiedene Nordmazedonien am Montag ist ohne jede Bedeutung.

Danach sind es sechs Tage bis zum Achtelfinale. „Wir werden sehen, wie wir damit umgehen. Wen wir eventuell schonen und wen wir im Rhythmus halten wollen, das alles werden wir in Ruhe besprechen“, sagte de Boer.

Seine Mannschaft macht insgesamt aber nicht den Eindruck, als könne sie die Spannung verlieren. „Wir wollen mehr“, kündigte Denzel Dumfries an, der mit seinem zweiten Turniertor den Erfolg perfekt machte. Memphis Depay hatte die Co-Gastgeber in Führung gebracht. Insgesamt verpassten die Niederländer einen deutlich höheren Sieg.

„Wir haben unser erstes Ziel erreicht, das war, die Gruppenphase zu überstehen. Jetzt wollen wir weiter machen“, sagte Matthijs de Ligt am Freitag. „Natürlich wollen wir ins Finale, natürlich wollen wir den Titel holen. Aber das Wichtigste ist, dass man sich von Spiel zu Spiel entwickelt.“

Gegen Österreich lief zwar nicht immer alles rund, was aber ein Frenkie de Jong im Mittelfeld an Kilometern abriss und zugleich immer wieder zauberte, war eine Augenweide. „Auf seiner Position ist er vielleicht der beste Spieler, den Holland je gehabt hat“, lobte Ex-Nationalspieler Rafael van der Vaart den Mittelfeldstar vom FC Barcelona.

Da der wiedergenesene Matthijs de Ligt der Defensive zudem weitere Stabilität verlieh, sind die Niederländer bei ihrem ersten großen Turnier seit sieben Jahren voll auf Kurs. Ob er seine Mannschaft nun zu den Favoriten zähle, wurde de Boer nach der Partie gefragt. „Ich will nicht über die Favoritenrolle reden, weiß aber, dass wir jeden schlagen können“, sagte der Bondscoach, schränkte dann aber ein: „Das denken allerdings viele andere Teams auch.“

© dpa-infocom, dpa:210618-99-41870/5

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Erstellt:
18. Juni 2021, 04:51 Uhr

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