Olympia ohne Müller - Kruse und Hummels können hoffen

dpa München. Mats Hummels führte schon ein Gespräch über Olympia, auch Max Kruse darf auf Tokio hoffen. Dagegen hat sich das Sommerspiel-Thema für Thomas Müller erledigt. Dem FC Bayern könnte das helfen. Möglicherweise eröffnet sich noch eine ganz andere Chance.

Die Sommerspiele 2021 in Tokio finden ohne den ehemaligen Fußball-Weltmeister Thomas Müller (vorn, im Duell mit Mats Hummels) statt. Foto: Bernd Thissen/dpa-Pool/dpa

Die Sommerspiele 2021 in Tokio finden ohne den ehemaligen Fußball-Weltmeister Thomas Müller (vorn, im Duell mit Mats Hummels) statt. Foto: Bernd Thissen/dpa-Pool/dpa

Für Triplesieger Thomas Müller kommt ein Olympia-Start nicht mehr in Frage, dagegen könnte sein Weltmeisterkollege Mats Hummels eine tragende Rolle im deutschen Team für Tokio übernehmen.

Hummels führte bereits ein Gespräch mit U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz, der für sein Aufgebot für die Olympischen Spiele drei Spieler berufen darf, die früher als 1997 geboren wurden. Chancen hat neben dem Dortmunder Abwehrchef auch Union-Berlin-Frontmann Max Kruse, der wie Hummels im Gegensatz zu Bayern-Star Müller nach dpa-Informationen auf der entsprechenden Olympia-Liste der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) steht.

Über das spannende Olympia-Thema hatten die von Bundestrainer Joachim Löw schon lange nicht mehr berücksichtigten DFB-Kicker Müller (31), Kruse (32), Hummels (32) und der Gladbacher Christoph Kramer (29) in der Audio-App Clubhouse geplaudert. Am Tag darauf verriet BVB-Sportchef Michael Zorc von einem Gespräch zwischen Verein und Kuntz.

„Er hat uns seine Ideen und Vorstellungen unterbreitet“, sagte Zorc. Ohnehin gebe es eine lange Liste mit möglicherweise 100 Kandidaten. „Klar möchte jeder Trainer auch eine vernünftige Struktur von erfahrenen Spielern und jungen Spielern unter 23. Das ist viel zu früh, da Definitives sagen zu können“, sagte Zorc.

Ob Kruse (14 A-Länderspiele) oder Hummels (70 A-Länderspiele) tatsächlich in Frage kommen, muss Kuntz bis zum 30. Juni entscheiden. Dann müssen laut Fußball-Weltverband FIFA die endgültigen Kader gemeldet werden. Die drei älteren Akteure würden bei der Nominierung aber das „letzte Puzzleteil“ für sein Aufgebot sein, hatte Kuntz schon erklärt. Er stand mit „etlichen Kandidaten“ im Austausch.

Das Olympia-Thema um Müller, der vor einem Jahr die Möglichkeit einer gemeinsamen Olympia-Teilnahme mit seiner Ehefrau Lisa als „coole Spinnerei“ bezeichnet hatte, kühlte zuletzt ohnehin schon etwas ab. Zum einen sind die Startchancen von Reiterin Lisa, die aktuell nicht im Top-Kader ist, gesunken. Zum anderen ist Triplesieger Müller durch seine starken Bayern-Leistungen in der öffentlichen Wahrnehmung auch wieder zu einem Löw-Kandidaten geworden.

Die Münchner Bosse Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge oder Oliver Kahn warben regelmäßig um Müllers aktuell noch unwahrscheinliche Rückkehr in die Nationalelf. Zorc sieht auch für Hummels noch Chancen. „Eventuell springt er noch auf den Zug Richtung EM-Turnier auf. Das müssen wir einfach abwarten“, sagte er.

Müller hatte sein 100. und bisher letztes Länderspiel am 19. November 2018 als Einwechselspieler beim 2:2 in der Nations League gegen die Niederlande bestritten. Damals kam auch Hummels letztmals zum Einsatz. Einige Monate später waren die beiden wie der Münchner Jérôme Boateng von Löw aussortiert worden. Seitdem wird fast fortwährend über ein Comeback debattiert. Der Bundestrainer hatte Ende vergangenen Jahres erklärt, dass sich diese Frage derzeit nicht stelle. Doch wie es dann bei der Nominierung für das Turnier vom 11. Juni bis 11. Juli aussieht, bleibt abzuwarten.

Löw und Kuntz gehen seit der vergangenen Woche wieder auf Bundesliga-Tour. Man wolle wieder „die persönlichen Eindrücke in unsere Studien einfließen lassen“, sagte Löw, der mit dem Topspiel Borussia Mönchengladbach gegen Borussia Dortmund (4:2) startete. Hummels konnte Löw da schon beobachten. Für die Nationalmannschaft steht Ende März ein Dreierpack in der WM-Qualifikation an. Auf die Kuntz-Auswahl wartet die EM-Endrunde in Ungarn und Slowenien. Teil eins wird vom 24. bis 31. März gespielt, die Finalrunde findet vom 31. Mai bis 6. Juni statt.

Fünf Jahre nach Olympia-Silber für die Auswahl von Trainer Horst Hrubesch, als Lars und Sven Bender sowie Nils Petersen die drei Team-Routiniers waren, strebt die deutsche Olympia-Mannschaft auch bei den vom 23. Juli bis 8. August geplanten Sommerspielen in Tokio eine Topplatzierung an - allerdings in jedem Fall ohne Müller. Für den FC Bayern erleichtert das aber etwas die Planungen für den Start der nächsten Saison. Denn kurz nach dem Turnier in Tokio beginnt am 13. August bereits die neue Bundesliga-Spielzeit.

© dpa-infocom, dpa:210128-99-205707/4

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Erstellt:
28. Januar 2021, 14:08 Uhr

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