Olympiafünfte fühlt sich bei der TSG Backnang wohl

Judosportlerin Luise Malzahn steht seit 14 Jahren fürs Team der TSG Backnang auf der Matte. Sie ist weiterhin eine wichtige Stütze und hat beim ungefährdeten 14:0-Heimsieg gegen den BC Karlsruhe zweimal gepunktet. Die Mannschaft ist auf einem guten Weg zum Titelgewinn.

TSG-Judosportlerin Luise Malzahn (oben) hat auch beim Heimwettkampf gegen Karlsruhe ihre Klasse gezeigt. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

TSG-Judosportlerin Luise Malzahn (oben) hat auch beim Heimwettkampf gegen Karlsruhe ihre Klasse gezeigt. Foto: Alexander Becher

Von Katharina Riener

Im Alter von acht Jahren fing Luise Malzahn mit dem Judo an, inspiriert von ihrer Schwester Claudia Malzahn, die mehrfache deutsche Meisterin ist. Nicht mal zwei Jahre später wechselte sie auf ein Sportgymnasium. Seit 2008 kämpft die aus Halle an der Saale stammende Sportlerin für Backnang in der Bundesliga und will seitdem auch nicht mehr weg. Und das, obwohl die anderen TSG-Sportlerinnen um sie herum wie Katharina Menz und damals Michaela Baschin erst viele Jahre später durchstarteten.

Kein Vereinswechsel

„Wir waren jahrelang vorne mit dabei“, ruft sich die heute 32-jährige Malzahn ihre Anfangstage in der Mannschaft in Erinnerung. Seit 2013 waren die Backnangerinnen immer unter den ersten drei in der Tabelle, „für Gold hat es aber zunächst nie gereicht. Natürlich hat uns das gewurmt“, gibt die Olympiafünfte zu. Ein Vereinswechsel kam für sie trotzdem nie infrage: „Ich wusste um das Potenzial der Mannschaft und habe immer daran geglaubt, dass wir uns den Titel holen können.“ 2017 war es dann so weit, neun Jahre nach Malzahns Mannschaftsbeitritt holte die TSG zum ersten Mal die Meisterschaft und hat damit, so die Judoka, „den Bann gebrochen“. Es folgten zwei weitere Meistertitel (2018, 2021).

Auf Titelkurs

„Die gewonnenen deutschen Meisterschaften gehören zu meinen Highlights mit der Mannschaft“, so Luise Malzahn. Auch aktuell befinden sich die Backnangerinnen auf Siegeskurs. Wenn die TSG am 24. September beim JSV Speyer gewinnt, ist ihr die vierte Meisterschaft sicher. Aber nicht nur der Erfolg bringt Malzahn dazu, aus ihrer selbsterklärten Homebase Halle seit 14 Jahren so oft sie kann zu den Kampftagen der Bundesliga-Mannschaft anzureisen, auch das Miteinander innerhalb des Teams spielt eine wichtige Rolle. „Schon von Anfang an war ich hier gut integriert.“ Und das habe sich auch mit dem Wandel der Mannschaft über die Jahre nie verändert.

Kilimandscharo erklommen

Die wichtigste Konstante: Trainer Jens Holderle. Der sportliche Leiter der TSG Judo war früher selbst als Kämpfer in der Bundesliga-Mannschaft der Männer aktiv und weiß daher genau, wie er seinen Judokas die Kampftage so angenehm wie möglich gestaltet. „Das alles hat mir die Entscheidung immer einfach gemacht“, erklärt Malzahn. Vielen ihrer Mannschaftskameradinnen scheint es da nicht anders zu gehen. Weltranglistenerste Sanne van Dijke zum Beispiel kam nun extra früher aus einem Trainingslager zurück. „Der Judosport spannt alle“, sagt Malzahn, die neben der Bundesliga auch regelmäßig zum Bundesstützpunkt nach Berlin pendelt, um dort zu trainieren. Das alles inklusive ihres Berufs als Polizistin kriegt die 32-Jährige laut eigenen Angaben nur durch eine gute Planung unter einen Hut. Ihr Tipp für eine gute Sport-Work-Life-Balance: „Aufgaben auch mal abgeben und Unterstützung annehmen.“ Auch Auszeiten vom Judo sind für sie wichtig, so bestieg die Athletin vor zwei Wochen mit ihrem Freund den Kilimandscharo. Aber es muss nicht immer Sport sein. Beim Kochen und Backen findet Malzahn Gelegenheit, dem Zweikampf bewusst aus dem Weg zu gehen. „Da lege ich dann wie eine Art Schalter um“, verrät sie. Auch ihren Plan für die Zukunft gibt sie preis: „Noch so lange Judo zu machen, wie mein Körper es zulässt.“

Malzahn mit zwei Siegen

Dass Luise Malzahn zur internationalen Spitze gehört, hat sie beim Bundesliga-Wettkampf der TSG gegen Karlsruhe gezeigt. Der doch dann nicht so hoch erwartete 14:0-Sieg bei der einzigen Heimbegegnung zeigt für Holderle so deutlich wie noch nie, „dass alle Kämpferinnen extrem stark sind“. Für ihn habe es diesmal keine Kämpferin gegeben, deren Leistung man besonders hervorheben könne, denn „das ganze Team hat es von Anfang bis Ende ohne Probleme durchgezogen“.

Klare Erfolge

Punktegarantin Sanne van Dijke (Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm) machte den ersten Sieg klar und brachte die TSG-Kämpferinnen damit in die Erfolgsspur. Im Anschluss bezwang Weltmeisterin Anna-Maria Wagner (über 78) die serbische Vizemeisterin Una Tuba. Auch Luise Malzahn (bis 78) machte gegen Lisa Oberföll kurzen Prozess. Vera Dworaczyk (bis 57) fertigte ihre Kontrahentin vor Ablauf der Kampfzeit ab. Spannender machte es Tamara Ohl (bis 52), sie traf mit Tanja Schmadel auf eine ebenbürtige Kontrahentin, gegen die sie nach fast zwei Minuten in der Verlängerung dann aber doch, so Holderle, „eine Lösung fand“.

Schöner Einstand

Mirjam Wirth (bis 63) feierte nach langer Verletzungspause einen schönen Einstand, sie setzte sich nach exakt zwei Minuten gegen Anke Kaiser durch. In der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm stand nicht die erneute deutsche Meisterin Katharina Menz, sondern die Drittplatzierte Sarah Hermann für Backnang auf der Matte. Diese Entscheidung traf Holderle gemeinsam mit beiden Judokas, für ihn gilt: „Alle Kämpferinnen sind für die Mannschaft wichtig.“ Anscheinend sind auch alle gut, Hermann bezwang Andra Lambert nach weniger als 20 Sekunden. Mit 7:0 für die Gastgeberinnen ging es in die Halbzeitpause, in der Katharina Menz sowie Chiara Serra vor Ort vom Verein und von Oberbürgermeister Maximilian Friedrich für ihre Erfolge bei der deutschen Meisterschaft geehrt wurden.

Am Ende steht ein 14:0

Die eingewechselte Anne Lisewski (bis 70) baute den Vorsprung der Backnangerinnen aus und besiegte Alexandra Hutzelmann. Karlsruhes Una Tuba gab den nächsten Punkt an Backnang ab, diesmal gegen Anamari Velenšek (über 78). Daraufhin kam Luise Malzahn zum zweiten Mal zum Einsatz und jagte Lisa Oberföll den insgesamt zehnten Punkt ab. Auch Dworaczyks Begegnung wiederholte sich, nur dauerte es diesmal zehn Sekunden länger. Statt Tamara Ohl stand in der Rückrunde Nathalie Kolein (bis 52) gegen Tanja Schmadel auf der Matte und gewann. Mirjam Wirth knüpfte an ihren Erstrundenerfolg an. Sarah Hermann machte den Sack dann zu. Mit ihrem Sieg über die 18 Jahre alte Christin Wolz machte die 24-Jährige das 14:0 perfekt.

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Erstellt:
4. Juli 2022, 11:30 Uhr

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