Deutschland gegen Nordirland
„Halte nichts davon“ – Amiri äußert sich zu Pfiffen gegen Woltemade
Nick Woltemade erlebte in Köln einen überschaubaren Abend, wurde ausgepfiffen bei seiner Auswechslung. Das sagen seine Mitspieler dazu.

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Woltemade erhält Unterstützung von Teamkollege Amiri (mitte).
Von Carlos Ubina
Nick Woltemade hat zurzeit einen schweren Stand. Zunächst in den Duellen mit Paddy McNear auf dem Platz und später während seiner Auswechslung beim Publikum. Doch der Reihe nach. Der Ex-Stürmer des VfB Stuttgart kam beim 3:1-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation gegen Nordirland ganz gut in die Partie. Er setzte nach einem Ballverlust nach und bereitete so die frühe Führung durch Serge Gnabry vor (7.). Danach verpasste der 23-Jährige zweimal die Möglichkeit, selbst zum Torabschluss zu kommen. Er wirkte nur noch bemüht, die Beine schienen schwer und die ursprüngliche Leichtigkeit in seinem Spiel fehlte.
Wieder einmal im Trikot der Nationalmannschaft. Denn noch ist Woltemade im vierten A-Länderspiel den Beweis schuldig geblieben, nach seinem kometenhaften halben Jahr in der Bundesliga und bei der U-21-EM in die internationale Klasse aufsteigen zu können. Vielmehr spürt der lange Angreifer die Bürde seines spektakulären Wechsels zu Newcastle United. Wochenlang zog sich das Transfertheater mit dem FC Bayern hin, ehe er überraschend für bis 90 Millionen Euro in die englische Premier League ging.
Nun wird Woltemade anders wahrgenommen. Nicht nur bei den Verteidigern, sondern vor allem bei den Fans hierzulande. In Köln wurde er ausgepfiffen, als er nach einer Stunde vom Platz trottete. Für ihn kam Maximilian Beier. 1:1 hieß es zu diesem Zeitpunkt und an dem Mittelstürmer machte sich die Unzufriedenheit mit dem zähen, deutschen Spiel fest. Nicht gerechtfertigt, da ja auch andere Nationalspieler nach der Führung nachließen. Weshalb sich das Team nach den weiteren Toren von Nadiem Amiri und Florian Wirtz hinter Woltemade stellte.
„Ich halte nichts davon, ihn auszupfeifen. Er ist ein junger Spieler, der gerade eine schwierige Phase durchgemacht hat. Mit vielen Wechselthemen, hin und her“, sagte Amiri. Woltemade sei „nach England geflogen und jetzt wieder hierhin. Es ist nicht einfach“, meinte der Mainzer: „Man muss sich in seine Lage versetzen, das machen nicht viele. Ich finde es schade - aber so ist der Fußball.“
Ähnlich argumentierte Pascal Groß. Der Dortmunder betonte zwar die Pfiffe nicht wahrgenommen zu haben. Aber so etwas fände er generell „nie gut. Weil er einer von uns ist, ein Spieler, der alles gibt, die deutschen Farben vertritt. Da sollten wir alle hinter stehen.“

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Oliver Baumann (Note 3): Beim Ausgleich durch Isaac Price machtlos (34.). Zuvor hatte Oliver Baumann keinen Schuss auf sein Tor bekommen. Hatte danach mehrfach mit einer Faust zu tun. Erledigte seine Arbeit sicher.

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Waldemar Anton (Note 3): Gleich der Chef in der Dreierabwehrkette. Agierte in seinem Kerngebiet aufmerksam und ohne Schnörkel. Setzte nach einem Eckball einen Kopfball knapp drüber (64.).

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Robin Koch (Note 3,5): Der Dritte im Abwehrverbund. Mit solidem Auftritt. Robin Koch räumte dabei per Kopf einiges weg. Ein paar Fehlpässe unterliefen dem Frankfurter aber auch. Gerade nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich.

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Antonio Rüdiger (Note 3,5): Der Mann von Real Madrid spielte anfangs konzentriert. Und holte sich als Rammbock die Gelbe Karte ab (26.). Dennoch schlichen sich bei Antonio Rüdiger ein paar wenige Nachlässigkeiten ein. Berappelte sich wieder. Wurde in der 82. Minute ausgewechselt.

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David Raum (Note 4): Auf dem linken Flügel unterwegs. Zum Flanken kam David Raum aber nicht so oft. Und wenn fand der Leipziger seine Mitspieler nicht. Prüfte einmal den nordirischen Torhüter Bailey Peacock-Farrell (62.). Defensiv wurde er als Schwachpunkt ausgemacht. Fast alle hohen Bälle kamen auf seine Seite.

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Joshua Kimmich (Note 3,5): Bemüht, mehr Struktur und Tempo in das Spiel zu bekommen als in der Slowakei. Doch Joshua Kimmich hält den Ball gelegentlich zu lange. Als Stabilisator bleibt er im Mittelfeld dennoch wichtig.

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Pascal Groß (Note 4): Ersetzte den VfB-Taktgeber Angelo Stiller im Mittelfeld. Eine sichere Anspielstation. Allerdings setzte Pascal Groß nach vorne nur wenige Impulse. Musste für den torgefährlicheren Leon Goretzka Platz machen (66.).

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Serge Gnabry (Note 3): Ihm sprang gleich zweimal der Ball vom Fuß, doch die Führung erzielte Serge Gnabry mit Eleganz (7.). Danach mit einigen Aktionen nach vorne. Ließ sich später zurückfallen, um überhaupt am Spiel teilzunehmen. Wurde nach einer Stunde ausgewechselt.

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Florian Wirtz (Note 3,5): Es lief lange nicht für den Neu-Liverpooler. Trotz seines Pensums. Die Leichtigkeit ging Florian Wirtz einfach ab. Hatte dazu Pech mit einem Abschluss (68.). Dann kam doch noch sein Moment per Freistoß – ein Volltreffer zum 3:1 (72.).

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Jamie Leweling (Note 2,5): Der Stuttgarter rückte in die Mannschaft und auf die rechte Seite. Mit einigen guten Versuchen, seine Wucht einzusetzen. Kam nach der Pause gleich stark rein. Auch mit Zug zum Tor. Seine Flanken fanden jedoch keine Abnehmer.

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Nick Woltemade (Note 4,5): Bereitete die Führung durch Serge Gnabry vor (7.). Kam dann zweimal im Strafraum nicht zum Abschluss. Blieb engagiert, den Nachweis internationaler Klasse muss Nick Woltemade aber erst noch erbringen. Nach einer Stunde war Dienstschluss.

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Nadiem Amiri (Note 2): Kam für den Torschützen Serge Gnabry (61.). Wurde gleich zweimal rüde gestoppt. Blieb auffällig im Spiel und profitierte bei seinem Treffer zum 2:1 von einem Missverständnis (69.). Mit ihm kam die Wende.

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Maximilian Beier (Note 3): Wurde für Nick Woltemade eingewechselt (61.). Brachte mehr Tempo ins Spiel. Maximilian Beier war dadurch ein Unruheherd für die nordirische Abwehr.

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Leon Goretzka (Note 3,5): Kam für Pascal Groß (66.). Leon Goretzka fügte sich dabei ordentlich ein. Kontrollierte mit Joshua Kimmich nach der Führung das Mittelfeld.

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Jonathan Tah wurde in der 82. Minute für Antonio Rüdiger eingewechselt und nicht mehr bewertet.