Pidruschni schnappt Favorit Bö das Gold weg

Norweger leistet sich fünf Schießfehler, Lesser wird in WM-Verfolgung Elfter

Östersund Er hat es getan. Johannes Thingnes Bö hat es tatsächlich getan. Der haushohe Favorit, der Weltcup-Seriensieger dieses Winters hat sich bei der WM in Östersund in der Verfolgung selbst geschlagen – vor dem Wettbewerb am Sonntag hatten sämtliche Experten erklärt, dass nur in diesem Falle ein anderer Biathlet in der Verfolgung Gold werde holen können. Eigentlich hatte der Sprint-Champion vor dem letzten Schießen einen beruhigenden Vorsprung – doch dann zielte er im Stehendanschlag nachlässig wie ein Halbstarker an der Kirmes-Schießbude und verfehlte gleich drei schwarze Scheiben.

Diese Chance ließ sich der Ukrainer Dimitri Pidruschni (zwei Strafrunden) nicht entgehen, er zog an Bö vorbei, als dieser seine Ehrenrunden drehte und verteidigte seinen Vorsprung bis ins Ziel. 8,3 Sekunden hatte der Norweger Rückstand, die drei Strafrunden, die er mehr als der Ukrainer absolvierte, hatten ihn mehr als eine Minute gekostet. Bronze ging an den Franzosen Quentin Fillon Maillet (+17,7 Sekunden/3 Strafrunden). „Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich Gold gewonnen habe“, sagte Pidruschni, „und dass ich Johannes diese Medaille gestohlen habe.“ Bö war sichtlich verärgert. „Das ist Biathlon“, knurrte er, „ich ärgere mich, dass ich diese Chance nicht genutzt habe, und hoffe, dass ich daraus für die nächsten Rennen gelernt habe.“

Die deutschen Biathleten kämpften zwar lange um die vorderen Positionen mit, doch am Ende war nichts zu holen. Erik Lesser (Frankenhain/3) war als Elfter der beste Deutsche über die 12,5 Kilometer. „Wir waren nicht schlecht, aber auch nicht gut genug für die Medaillen. Das war das ein oder andere Fehlerchen zu viel“, sagte Bundestrainer Mark Kirchner: „Die Platzierungen sind akzeptabel, aber bei einer WM wird nach Medaillen abgerechnet.“ Zweitbester Deutscher war der Schwarzwälder Benedikt Doll (Breitnau) auf dem zwölften Platz, der beim letzten Schießen seine minimale Medaillenchance vergab. „Ganz ehrlich“, sagte der 28-Jährige, „auch mit einer Null wäre es schwer gewesen, noch eine Medaille zu holen. Da hätte ich vorneweg fehlerfrei bleiben müssen.“ Vier Schießfehler insgesamt hatte sich Doll geleistet, er war nicht völlig unzufrieden, doch „das reicht halt nicht nach vorn“. Direkt hinter ihm landete Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) auf Rang 13.

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Erstellt:
11. März 2019, 03:04 Uhr

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