Pläne in England: Folgt die Premier League der Bundesliga?

dpa London. Nach dem Beschluss zur Bundesliga-Fortsetzung rückt auch in England eine Wiederaufnahme der Fußball-Saison näher. Am 11. Mai könnte eine Entscheidung fallen. Der Premier-League-Restart erfordert allerdings einige Kompromisse und etwas Überzeugungsarbeit.

Noch ruht der Ball: Eine Anzeige informiert vor dem dem Heimatstadion von West Ham United über das Aussetzen der Spiele. Foto: Steven Paston/PA Wire/dpa

Noch ruht der Ball: Eine Anzeige informiert vor dem dem Heimatstadion von West Ham United über das Aussetzen der Spiele. Foto: Steven Paston/PA Wire/dpa

Englands Fußball-Fans blicken in diesen Tagen neidisch nach Deutschland, und auch britische Medien registrierten den Entschluss zur Fortsetzung der Bundesliga anerkennend.

Im Laufe der Jahre habe man sich an den Erfolg des deutschen Fußballs auf dem Platz gewöhnt, kommentierte der Sender BBC, aber die Wiederaufnahme der Saison fühle sich an wie „ein Sieg für ihre klare, detaillierte und vor allem gemeinsame Planung außerhalb des Platzes“.

Gleichzeitig steigt die Hoffnung, dass der Ball auch in der Premier League bald wieder rollt. Die Aussichten dafür sind offenbar gut. Medien spekulierten schon länger über eine Wiederaufnahme ab Mitte Juni hinter verschlossenen Türen. Nun berichtete die Zeitung „The Times“, die Regierung unterstütze Pläne für einen Saison-Restart am 12. Juni. Am 10. Mai will Premierminister Boris Johnson Pläne für die Lockerung der Maßnahmen gegen das Coronavirus vorstellen. Schon am folgenden Tag könnten die Liga-Verantwortlichen eine Entscheidung treffen.

In der Premier League, wo Spitzenreiter FC Liverpool die Tabelle mit 25 Punkten Vorsprung anführt, sind noch 92 Partien zu spielen. In der zweitklassigen Championship sind es 108. Vorausgesetzt die Regierung erteilt ihre Zustimmung und die Clubs einigen sich, könnten bis Ende Juli täglich drei bis vier Spiele zu verschiedenen Anstoßzeiten stattfinden. Anders als in England üblich sollen laut „Times“ fast alle Partien live gezeigt werden, ein Großteil sogar im Free-TV.

Doch nicht alle Beteiligten sind vom „Project Restart“ überzeugt. Großbritannien hat Statistiken zufolge die meisten Todesopfer durch das Coronavirus in Europa. Entsprechend kritisch werden die Pläne für den Fußball betrachtet. An dem vorliegenden Sicherheitskonzept sollen mehrere Vereinsärzte erhebliche Zweifel geäußert haben.

Auch einige Fußball-Profis sind skeptisch. Stürmer Sergio Agüero von Manchester City sprach sogar von Angst unter den Spielern - um ihre Gesundheit und die ihrer Familien. Neben der Überzeugungsarbeit, die vor dem Wiederbeginn zu leisten ist, muss in vielen Fällen auch die Vertragsfrage geklärt werden. Nach Berichten mehrerer britischer Medien enden die Verträge von rund 80 Spielern am 30 Juni.

Obendrein droht unter den Vereinen ein Streit um die Austragungsorte. Es gilt als sicher, dass die Clubs ihre verbleibenden Partien auf neutralem Grund spielen werden. Dagegen regt sich in Teilen der Liga Widerstand. Vereine in der unteren Tabellenhälfte sehen sich - auch ohne Zuschauer - um ihren Heimvorteil gebracht. Einige unterstellen Wettbewerbsverzerrung, falls sie nicht im eigenen Stadion spielen dürfen.

Es sind also noch einige Kompromisse nötig, aber die Fortsetzung der Premier League rückt näher. Auch in Spaniens La Liga peilen die Clubs eine Wiederaufnahme für Mitte Juni an. In der italienischen Serie A soll bis Ende Mai geklärt werden, wie es mit dem Fußball weitergeht, hieß es von Seiten der Regierung. Ein vorzeitiger Saisonabbruch wie in Frankreichs Ligue 1 oder der niederländischen Eredivisie ist weiter nicht ausgeschlossen, gilt nun aber als eher unwahrscheinlich.

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Erstellt:
7. Mai 2020, 13:48 Uhr

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