Christian Schöne von Frisch Auf Göppingen

„Platz fünf wäre ein phänomenaler Erfolg“

Frisch Auf Göppingen kann mit einem Punktgewinn gegen den TBV Lemgo Lippe Platz fünf und damit die Europacupteilnahme perfekt machen. Wie sieht der Sportliche Leiter Christian Schöne die Chancen, und was würde die internationale Bühne für den Handball-Bundesligisten bedeuten?

Christian Schöne (li.) freut sich gemeinsam mit Coach Hartmut Mayerhoffer über einen bisher guten Saisonverlauf, kann er mit Platz fünf gekrönt werden?

© Baumann/Alexander Keppler

Christian Schöne (li.) freut sich gemeinsam mit Coach Hartmut Mayerhoffer über einen bisher guten Saisonverlauf, kann er mit Platz fünf gekrönt werden?

Von Jürgen Frey

Frisch Auf Göppingen steht zwei Spieltage vor Saisonende mit 37:27 Punkten (minus fünf Tore) auf dem fünften Platz der Handball-Bundesliga. Schon mit einem Remis gegen den TBV Lemgo Lippe (34:30 Punkte, minus 21 Tore) an diesem Mittwoch (19.05 Uhr/EWS-Arena) wäre dem Team von Trainer Hartmut Mayerhoffer die Europapokalteilnahme nicht mehr zu nehmen. Bei einer Niederlage könnten Lemgo und auch die HSG Wetzlar (33:31 Punkte, plus 25 Tore) noch vorbeiziehen. Göppingens Sportliche Leiter Christian Schöne gibt eine Einschätzung der Lage.

Herr Schöne, schon ein Unentschieden gegen Lemgo reicht und Frisch Auf spielt in der kommenden Saison sicher in Europa.

Auf Unentschieden spielen funktioniert im Handball leider nicht (lacht). Also wollen wir gegen Lemgo gewinnen, aber das wird eine sehr knifflige Aufgabe. Wir müssen an unsere überragende Leistung vom 30:28 gegen die Rhein-Neckar Löwen anknüpfen.

Lemgo kann mit zwei Siegen in Göppingen und am letzten Spieltag gegen den HSV Hamburg noch an Frisch Auf vorbeiziehen. Befürchten Sie eine Zitterpartie?

Für Lemgo ist es genauso ein Endspiel wie für uns, wobei wir am letzten Spieltag am kommenden Sonntag ja auch noch eine Chance hätten, auch wenn es zum THW Kiel geht. Von Platz fünf bis sieben ist noch alles möglich. Theoretisch kann auch die HSG Wetzlar mit zwei Siegen bei der MT Melsungen und gegen GWD Minden noch an uns vorbeiziehen. Aber wir schauen auf uns, sind optimistisch und fühlen uns stark genug, dass wir es am Mittwoch aus eigener Kraft klar machen können.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Frisch Auf kämpft die Rhein-Neckar Löwen nieder

Was würde das Erreichen des fünften Platzes bedeuten?

Wir haben vor der Runde gesagt, wir wollen ein guter Herausforderer für die Top Sechs sein. Dieses ambitionierte Saisonziel hätten wir erreicht. Wenn wir diesen fünften Platz ins Ziel bringen würden, wäre des eine coole Geschichte, ein phänomenaler Erfolg. Wenn es am Ende Platz sieben werden würde, wären alle enttäuscht, keine Frage. Aber deshalb hätten wir keine schlechte Saison gespielt.

Wie wichtig wäre die Teilnahme am Europapokal?

Das wäre für alle bei Frisch Auf, für Mannschaft, Fans, Sponsoren eine ganz tolle Sache. Es würde Erinnerungen wecken an unsere EHF-Pokal-Triumphe 2011, 2012, 2016 und 2017. Wir würden unser Image weiter aufpolieren, das hilft in der Außendarstellung, man genießt ein anderes Standing bei den Sponsoren, man wird auch für auswärtige Spieler interessanter. Und auch finanziell bietet die internationale Bühne ein Zubrot. Erreicht man die Gruppenphase, hat man fünf garantierte Heimspiele.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Interview mit TVB-Coach Roi Sanchez: „Ich bin ein zehnmal besserer Trainer als vor einem Jahr“

„Heymann muss ersetzt werden“

Ein Final-Four-Teilnehmer der European League hat 20 Spiele mehr auf dem Konto, als ein Bundesligist, der nicht international spielt. Der Kader müsste in Anbetracht dieser Zusatzbelastung doch breiter werden – oder?

Ich möchte eigentlich noch gar nicht so viel darüber reden, da wir eben noch gar nicht qualifiziert sind. Deshalb nur so viel: Sebastian Heymann wird nach seinem Kreuzbandriss bis mindestens Anfang kommenden Jahres ausfallen, ihn müssen wir ersetzen. Ansonsten ist aktuell nicht daran gedacht, unseren 16-Mann-Kader aufzustocken.

Welche Anteil hat Trainer Hartmut Mayerhoffer?

Hartmut ist die zentrale Figur unseres Erfolgs. Nach Platz acht, Platz elf in der abgebrochenen Saison und Platz sieben stehen wir aktuell auf Platz fünf. Schon allein daran sieht man die positive Entwicklung. Er setzt auf Kontinuität, er geht sehr gut mit den Spielern um. Er ist als Trainer des Jahres in der zweiten Liga zu uns gekommen und hat sich und die Mannschaft weiterentwickelt. Wir brauchen keinen Trainer, der die Champions League gewonnen hat, sondern einen, der zu uns passt. Und das tut Hartmut zu 100 Prozent.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Andy Schmid – ein Hochbegabter geht nach Hause

Sie, der Trainer und auch Geschäftsführer Gerd Hofele sind tendenziell eher zurückhaltende Zeitgenossen, jedenfalls keine Lautsprecher, die große Ansagen machen. Fehlt ein Kontrapunkt in der Führungsebene?

Also wir lassen lieber Taten sprechen und brauchen gewiss keine Profilneurotiker, die sich in den Vordergrund spielen. Ich weiß nicht, ob eine solche Eigenschaft automatisch zu mehr Erfolg führen würde. Bei uns spielt keiner eine bestimmte Rolle, wir sind wie wir sind, alle authentisch. Entscheidend ist, dass das Gesamtgebilde funktioniert und das tun wir als Kollektiv.

Zum Artikel

Erstellt:
7. Juni 2022, 15:10 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen