BVB-Fan Terzic will Trainer-Chance nutzen

dpa Dortmund. Ein Fan auf der Trainerbank soll den BVB zurück an die Liga-Spitze führen. Der neue Chefcoach Terzic fordert bereits am Dienstag eine Reaktion. Gerüchte halten sich über einen Wechsel von Gladbachs Rose nach Dortmund im Sommer. Doch für Terzic könnte es auch weitergehen.

Lucien Favre (r) und sein bisheriger Assistent Edin Terzic. Foto: Bernd Thissen/dpa

Lucien Favre (r) und sein bisheriger Assistent Edin Terzic. Foto: Bernd Thissen/dpa

Platzhalter für Marco Rose oder Dauerlösung als Trainer: BVB-Fan Edin Terzic will seinen Herzensclub Borussia Dortmund zurück zu alter Stärke führen und seine Chance als Chefcoach in der Fußball-Bundesliga nutzen.

Der erst 38 Jahre alte bisherige Co-Trainer gab sich nach seiner Amtsübernahme vom bisherigen Chef Lucien Favre am Montag entschlossen, ganz schnell eine Reaktion auf das verheerende 1:5 am Samstag gegen Aufsteiger VfB Stuttgart zu zeigen. „Für Nervosität fehlt einfach die Zeit“, sagte Terzic, der bereits am Dienstag bei Werder Bremen (20.30 Uhr/Sky) gefordert ist.

„Wir haben so viele gute Dinge gezeigt in der Vergangenheit, an viele Dinge müssen wir uns zurückerinnern, die müssen wir konservieren“, sagte der im Verein geschätzte und beliebte Terzic. Weitere Pluspunkte beim Anhang dürfte der frühere Regionalligaspieler mit seinem selbstbewussten, aber nicht zu forschen Auftritt gesammelt haben, bei dem er authentische Liebe zum Verein demonstrierte.

„Das ist ja eine unglaubliche Situation“, sagte Terzic, dem der Stolz auf seine neue Rolle anzusehen war. „Ich bin ja auch ein Produkt dieses Vereins. Ich war als Neunjähriger das erste Mal hier im Stadion. Danach war klar, für wen das Herz schlägt. Ich habe niemals gewagt zu träumen, hier mal Cheftrainer zu sein.“

Vom neuen Chefcoach erhoffen sich die Bosse mehr Emotionen als vom nüchtern-analytischen Schweizer Favre, der nach drei sieglosen Ligaspielen und einer deutlich absinkenden Formkurve des Teams nach zweieinhalb Jahren gehen musste. Sportchef Michael Zorc lobte Terzic, der 2018 nach Stationen als Co-Trainer von Slaven Bilic bei Besiktas Istanbul und West Ham United zum BVB zurückgekehrt war, als „ausgewiesenen Fachmann und guten Typen“.

Durchaus auch selbstkritisch gab Terzic zu bedenken, schon Teil des bisherigen Trainerteams von Favre gewesen zu sein: „Ich bin auch dafür verantwortlich, was am Samstag passiert ist. Es bietet sich jetzt aber die Chance, das wieder geradezurücken.“ Möglicherweise bietet sich trotz aller Gerüchte über das Dortmunder Interesse an Borussia Mönchengladbachs Coach Marco Rose auch die große Chance für Terzic, sich als Cheftrainer durchzusetzen. Beim BVB. Eine Rolle, die der 38-Jährige dem Vernehmen nach auf jeden Fall anstrebt.

„Der Vertrag geht zunächst bis zum Sommer“, sagte Zorc und ließ damit die Option offen, bei entsprechendem Erfolg von Terzic durchaus mit dem Fan auf der BVB-Trainerbank weiterzumachen. „Der Sommer ist weit weg, das werden wir noch besprechen“, kündigte Zorc an. Clubchef Hans-Joachim Watzke bezeichnete es als „dynamischen“ Prozess, was im Sommer geschehe. „Von daher ist gar nichts klar. Wir werden irgendwann schauen, was wir machen“, sagte Watzke bei „Bild Live“.

Möglicherweise kann auch Terzic die Rolle eines emotionalen, authentischen BVB-Trainers erfüllen, den sich die Bosse seit dem Abgang von Jürgen Klopp 2015 so sehr wünschen. Seit Wochen halten sich Gerüchte, wonach Watzke Klopps Ebenbild in dessen Kumpel Rose entdeckt haben soll. Nach Informationen der „Ruhr-Nachrichten“ besteht schon seit einiger Zeit Kontakt zu Rose, der die kleinere Borussia gerade erst ins Achtelfinale der Champions League geführt hat. Die Gespräche mit dem 44-Jährigen seien bereits weit, aber noch sei nichts entschieden. „Wir sind froh, dass Marco bei uns ist“, sagte Gladbachs Sportchef Max Eberl am Montag bei Sky. „Wir wollen mit Marco Rose in die Zukunft gehen. Das ist unser Ziel.“

Aussagen von Eberl im „Aktuellen Sportstudio“ im ZDF am Samstag waren teils so gedeutet worden, dass Rose über eine Ausstiegsklausel im Sommer verfügt. „Das ist nicht meine Entscheidung, das ist die Entscheidung eines Menschen, der dann vielleicht ein Angebot hat - oder nicht“, hatte Eberl trotz Roses Vertrags in Gladbach bis 2022 gesagt. Am Montag präzisierte Eberl: „Wenn ein Trainer weg wollen würde, nützt es auch nichts, wenn man keine Klausel hätte.“

In der Vergangenheit waren neben Rose auch Julian Nagelsmann von RB Leipzig, Salzburgs Jesse Marsch und Frankfurts Adi Hütter genannt worden. Nagelsmann hatte in der Vergangenheit aber des Öfteren seine Zuneigung zum FC Bayern München durchblicken lassen und soll sich als Karrieresprung nach Leipzig angeblich sonst eher einen internationalen Club über dem BVB-Level vorstellen.

Indes scheint Terzic schon voll fokussiert auf seine neue Rolle und seine vielleicht einmalige Chance zu sein. „Mit der Emotionalität ist das natürlich so eine Sache. Man muss als Trainer verschiedene Rollen bedienen“, sagte Terzic so entschlossen wie reflektiert. „Es muss jetzt auch mal eine harte Entscheidung geben - aus meinem Mund“, sagte der bisherige Spieler-Kumpel. Terzic scheint bereit dafür.

© dpa-infocom, dpa:201213-99-679848/5

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Erstellt:
14. Dezember 2020, 05:36 Uhr

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