Positives Echo auf Regelverschärfungen

Doch die Fußball-Trainer und Spieler hoffen auf das Fingerspitzengefühl der Schiedsrichter und auf keine Kartenflut

Bei den Fußballspielen auf Verbands- und Bezirksebene geht es in Kürze wieder um Punkte. Dabei müssen sich die Akteure, Verantwortlichen und Schiedsrichter auf Veränderungen einstellen. Wie bei den Profis soll auch im Amateurbereich die Regel 12 – verbotenes Spiel und unsportliches Betragen – konsequenter umgesetzt werden.

Während Schiedsrichterin Karoline Wacker von den Sportfreunden Großerlach die Regelverschärfungen bei den Profis anwendet, gelten diese Veränderungen auch für den Amateurbereich bis hinunter zur Kreisliga B. Foto: Imago

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Während Schiedsrichterin Karoline Wacker von den Sportfreunden Großerlach die Regelverschärfungen bei den Profis anwendet, gelten diese Veränderungen auch für den Amateurbereich bis hinunter zur Kreisliga B. Foto: Imago

Von Heiko Schmidt

Worauf setzt der Schiedsrichter-Obmann der Gruppe Backnang? Michael Keller findet es „überfällig, dass diese Regelverschärfung von der Bundesliga bis zur Kreisliga B so durchgezogen wird“. Der Obmann, der Mitglied bei der SG Sonnenhof Großaspach ist, schiebt nach: „Ich sehe mit der konsequenten Umsetzung der Änderungen die Chance, für die Stärkung des respektvollen Umgangs.“ Den Verantwortlichen und Akteuren gibt er mit auf den Weg: „Bevor wir Schiedsrichter über Fingerspitzengefühl nachdenken müssen, sollten es die Trainer und Spieler machen.“ Keller weist darauf hin, dass er alle Unparteiische der Gruppe Backnang und alle Verantwortlichen der Vereine aus der Region schriftlich über die Veränderungen informiert hat.

Welcher Meinung sind die Schiedsrichter? Ein positives Echo gibt es bei den Unparteiischen. Gregor Wiederrecht, der Spiele bis zur Landesliga pfeift, sagt: „Für uns ist es gut, die Regeln im Rücken zu haben. Wir wollen aber nicht die Unsportlichkeiten ins Rampenlicht rücken, sondern der Fußball soll im Mittelpunkt stehen.“ Der 19-Jährige von der SKG Erbstetten macht aber auch klar: „Wir tolerieren Emotionen und wollen es im Rahmen halten.“ Für Dominik Wagner, der Partien bis zur Bezirksliga leitet, kommt die Regelverschärfung etwas zu spät. Der 31-Jährige vom SV Allmersbach sagt: „Man hat in der Vergangenheit gesehen, dass es Überhand genommen hat.“ Nun blickt Wagner der neuen Regelauslegung optimistisch entgegen. „Dadurch wird der Fair-Play-Gedanke gestärkt. Allerdings wird es einige Zeit brauchen, um alles umzusetzen.“ Er hofft auf einen schnellen Lernprozess und die Akzeptanz bei Spielern und Trainern.

Murrhardts Trainer Markus Reule muss seine Emotionen noch mehr im Zaum halten. Foto: A. Becher

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Murrhardts Trainer Markus Reule muss seine Emotionen noch mehr im Zaum halten. Foto: A. Becher

Was sagen die Trainer dazu? Für die meisten Coaches wird es wahrscheinlich eine Umstellung werden, da die Referees auch mehr auf die Reaktionen der Offiziellen an der Seitenlinie achten werden. Stellvertretend haben zwei Trainer aus der Bezirksliga zum Thema Stellung bezogen. Markus Reule vom VfR Murrhardt sagt: „Ich finde die Regelverschärfungen nicht so schlecht, denn Diskussionen bringen in der Regel nichts.“ Der 54-Jährige ergänzt aber auch: „Auch wir müssen dies akzeptieren und uns daran halten. Das trifft mich als impulsiven Trainer etwas härter.“ Petro Kelesidis vom Großen Alexander Backnang setzt auch bei der neuen Regelauslegung auf das Fingerspitzengefühl der Schiedsrichter. „Man muss natürlich respektvoll miteinander umgehen und nicht bei Kleinigkeiten überreagieren“, erklärt der 35-Jährige. Er schiebt allerdings auch nach: „Wenn jede Emotion verwahrt wird, dann macht es das Spiel kaputt. Wir werden nun dazu gedrängt, unsere Emotionen herunterzuschrauben.“

Wie sehen es die Spieler? Aber auch die Akteure werden sich in der zweiten Saisonhälfte bei ihrem Verhalten umstellen müssen. Genauso sieht das Kim Schmidt, Kapitän und Torjäger des Bezirksliga-Spitzenreiters SV Allmersbach. „Ich finde die Regelung gut, um die Schiedsrichter noch mehr zu respektieren. Schließlich ist Fußball unser Hobby und nicht der Beruf.“ Der 27-jährige Stürmer weiß aber auch: „Ich bin ein sehr ehrgeiziger Spieler und muss mich gegenüber dem Schiedsrichter nun noch etwas mehr zurückhalten.“ Schmidt würde es jedoch gut finden, wenn die Spieler trotzdem nach dem Abpfiff über die eine oder andere Situation einer Partie mit dem Unparteiischen sprechen können. Ähnlich sieht es Stephen Perri von der SG Oppenweiler/Strümpfelbach, dem Spitzenreiter der Kreisliga A 2: „Diese Regelauslegung dürfte bei einem vernünftigen Umgang zwischen Spielern und Schiedsrichter ein Gewinn sein. Ich finde, es ist prinzipiell ein Schritt in die richtige Richtung.“ Der 34-Jährige, der Co-Spielertrainer ist, ergänzt: „Ich bin gespannt, wie es die Schiedsrichter umsetzen werden, hoffentlich gibt es keine Kartenflut.“

Info
Neun Punkte, die schneller zur Gelben Karte führen können

In einem Schreiben an die Schiedsrichter-Obleute und Lehrwarte der einzelnen Landesverbände hat DFB-Lehrwart Lutz Wagner aus Kriftel als Resultat der Aufarbeitung der Hinrunde einige Hinweise zum Vorgehen der Referees gegen Unsportlichkeiten festgehalten. Diese Hinweise sind keine Regeländerungen und sollen die Schiedsrichter nur zur konsequenten Auslegung und Umsetzung der bereits bestehenden Anweisungen anhalten.

Der sportliche Leiter der Elite-Schiedsrichter, Lutz Michael Fröhlich aus Berlin, hat einige Punkte zusammengefasst, die schneller mit Gelb geahndet werden sollen:

1. Fordern von Gelb für Gegenspieler (verbal oder mit Gesten)

2. außenwirksames Gestikulieren (Abwinken) beziehungsweise Reklamieren

3. höhnische und respektlose Gesten

4. aggressives Verhalten gegenüber des Schiedsrichters (zum Beispiel aggressives Berühren)

5. Mobbing („Umzingeln“ des Schiedsrichters)

6. Zeitspiel: Verhindern einer schnellen Spielfortsetzung (zum Beispiel Ball wegtragen, wegschießen oder wegwerfen)

7. Simulation (ohne klaren Kontakt des Gegenspielers)

8. Rudelbildung (Auslöser und Vergehen)

9. Unsportlichkeiten von Teamoffiziellen (Vorgaben „Disziplinarmaßnahmen Teamoffizielle“)

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Erstellt:
18. Februar 2020, 06:00 Uhr

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