Projekt Rose mit vielen Dellen: Funke Europa-Hoffnung bleibt

dpa Mönchengladbach. Er wurde als Messias angekündigt und verlässt den Club vielleicht mit leeren Händen. Trainer Rose kämpft um seine letzte Chance, einen versöhnlichen Abschied aus Mönchengladbach zu feiern.

Musste in seinem letzten Heimspiel als Gladbach-Coach eine Pleite hinnehmen. Foto: Marius Becker/dpa

Musste in seinem letzten Heimspiel als Gladbach-Coach eine Pleite hinnehmen. Foto: Marius Becker/dpa

Die Enttäuschung und der Ärger über den Abschied von Trainer Marco Rose sind bei Borussia Mönchengladbach längst der Hoffnung auf Besserung mit dem Nachfolger gewichen.

Nach dem 1:2 (1:0) gegen den VfB Stuttgart ist die Europapokalteilnahme zwar noch nicht verspielt, der Champions-League-Achtelfinalist hat sein Schicksal aber nicht mehr in den eigenen Händen. Noch schlimmer ist die Ratlosigkeit über die vielen immer wiederkehrenden Fehler. 29 Punkte hat die Mannschaft nach Führungen verspielt. „Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison. Wir sollten uns diese Woche mal überlegen, wie wir das Spiel machen, wenn wir führen“, sagte Mittelfeldspieler Christoph Kramer.

Faktisch ist das Projekt mit dem „gehyptesten Trainer“ (Jürgen Klopp im Jahr 2019) gescheitert. Bevor Adi Hütter zur kommenden Saison übernimmt, wird die Mannschaft wird am Ende dieser Spielzeit schlechter platziert sein als unter Vorgänger Dieter Hecking, der die Mannschaft auf Rang fünf führte und gehen musste. Die Entwicklung ist besorgniserregend. Seit der Bekanntgabe seines Wechsels zu Borussia Dortmund hat Rose 10 von 15 Pflichtspiele mit Gladbach verloren. Die Analyse von Weltmeister Kramer ist selbstkritisch, aber auch erstaunlich: „Wir verlieren nach Führungen schnell die Nerven, uns fehlt der Mut gegen hoch anlaufende Gegner spielerisch hinten rauszukommen. Da müssen wir uns dringend etwas einfallen lassen.“

Die Entwicklung stagniert. Es hat unter Rose in den zwei Jahren große Spiele gegen Bayern München, Spektakel gegen Real Madrid und wochenlange Tabellenführungen gegeben. Aber es offenbaren sich seit langem Schwächen. Mehr als die derzeitigen 54 Gegentore gab es zuletzt vor zehn Jahren - da mussten die Gladbacher als 16. in die Relegation. Spieler wie Marcus Thuram oder Alassane Plea unterliegen Formschwankungen oder entwickeln sich nicht weiter wie Hannes Wolf. Die Gründe dafür und das sagt der Chefcoach selbst, liegen nicht nur bei den Spielern. „Die liegen auch beim Trainerteam“, sagte Rose.

Gegen Stuttgart war es wie so oft. Gute erste Halbzeit mit verdienter Führung durch Kapitän Lars Stindl (45.), dann stellt der Gegner um, läuft früh an und bringt die eigentlich dominierende Mannschaft völlig aus dem Konzept. „Wir müssen einfach lernen, dass wir nach Führung wieder Fußball spielen“, sagte Kramer. Die cleveren Stuttgarter nutzten die Gladbacher Schwächen binnen fünf Minuten durch die Treffer von Wataru Endo und Sasa Kalajdzic (72./77.).

Somit sind die Gladbacher im Rennen um den zur Teilnahme an der Conference League ausreichenden siebten Tabellenplatz um einen Zähler hinter Union Berlin (47 Punkte) auf Rang acht zurückgefallen vor dem Neunten Stuttgart (45). Ein Sieg bei Werder Bremen am nächsten Samstag reicht nur, wenn Union Berlin gegen RB Leipzig nicht gewinnt.

„Das ist jetzt eine Herausforderung für uns alle. Vielleicht nehmen wir das jetzt in diese Quarantäne-Woche mit, dass wir uns unter nicht einfachen Bedingungen mit dem Ergebnis im Nacken so aufstellen, dass wir uns die Punkte erkämpfen“, sagte Rose.

Max Eberl hatte die Bilanz der Ära Rose schon vor dem Spiel gezogen: „Wenn wir in zwei Jahren mit Marco Rose die Champions League und die Conference League schaffen, waren es zwei gute Jahre“, sagte Gladbachs Sportdirektor. Und wenn nicht?

© dpa-infocom, dpa:210516-99-615827/2

Zum Artikel

Erstellt:
16. Mai 2021, 09:09 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen