Radsportler machen Bogen um Backnang

Drei-Etappen-Rennen um Rems-Murr-Pokal macht bei elfter Auflage in der Baustellen-Metropole an der Murr nicht mehr Station

Schorndorf, Backnang und Fellbach waren bisher die drei Stationen des Rems-Murr-Pokals. Bei der elften Auflage des Etappen-Rennens umfahren die Radsportler in diesem Sommer die Murr-Metropole im großen Bogen. Marc Sanwald vom veranstaltenden TSV Schmiden erklärt: „Die Baustellensituation in der Innenstadt ist Fahrern nicht mehr zumutbar.“

Die Radsportler müssen sich diesen Sommer nicht mehr über die Pflastersteine in der Markstraße hochquälen. Backnang ist beim elften Rems-Murr-Pokal keiner der drei Etappenorte. Foto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Die Radsportler müssen sich diesen Sommer nicht mehr über die Pflastersteine in der Markstraße hochquälen. Backnang ist beim elften Rems-Murr-Pokal keiner der drei Etappenorte. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Eines ist dem gebürtigen Backnanger Marc Sanwald sehr wichtig: „Der Entschluss, dass Backnang nicht zu den Stationen zählt, gilt nicht für die Ewigkeit. Schließlich ist es meine Heimatstadt.“ Nur sei es eben so, dass die Baustellensituation schon seit geraumer Zeit ein Problem für den Veranstalter ist. Bereits vergangenen August gab es Radrennfahrer, die den Rems-Murr-Pokal auch deshalb nicht fuhren, weil der Kurs durchaus Tücken hat. Zum Beispiel, wenn die Radsportler wie vergangenen Sommer mit Karacho die Eduard-Breuniger-Straße runterrasen, um vor der Dauerbaustelle Aspacher Brücke den Bremsgriff bis zum Anschlag durchzudrücken, damit sie die Spitzkehre in die Schillerstraße irgendwie noch erwischen, um über die Grabenstraße zurück und die Marktstraße wieder hoch zu düsen. Waghalsige Manöver. Das eine oder andere Mal reichte alles fahrerische Können nicht aus, um einen Sturz zu verhindern. Eine gefährliche Kiste. In versicherungstechnischen Dingen offenbar auch für den TSV Schmiden, gibt Sanwald doch zu bedenken: „Wir sind kein kommerzieller Anbieter, wir machen das ehrenamtlich.“

Deshalb wollten der 47-jährige Teamchef des Activity-Racing-Teams und seine Mitstreiter den Fahrern die Strecke in diesem Jahr nicht erneut zumuten. „Wenn wir nicht über die Aspacher Brücke fahren können, dann macht es keinen Sinn“, erklärt der 47-Jährige und bedauert die Entscheidung gleichzeitig. Denn: „Die Strecke in Backnang ist klasse.“

Marc Sanwald lobt bisherige Unterstützung durch die Stadt Backnang

Sofern der Rundkurs durch die Innenstadt mal nicht von irgendeiner Baustelle beeinträchtigt wird. Wichtig ist Marc Sanwald, dass in der Murr-Metropole ansonsten sehr viel gepasst hat: „Die Stadt hat immer gut mitgezogen und uns gut unterstützt.“ Vergangenes Jahr gab es für das Bauhofteam um dessen Leiter Roland Stampfl sogar ein Sonderlob.

Wobei die Resonanz in Backnang nicht sehr groß war. Zwar lockte das Rennen, das nach Schorndorf immer die zweite Station des Drei-Etappen-Spektakels war, Jahr für Jahr ein paar Leute mehr an. Die Sportler, die zumindest im Amateurbereich teilweise zur nationalen Elite zählen, konnten sich noch so sehr abstrampeln, die Zuschauerzahl lag auf einem eher niedrigen Niveau. Eventuell hatte der geringe Zuspruch ebenfalls einen Anteil daran, dass Backnang nun nicht mehr dabei ist, wenn das einzige internationale Drei-Etappen-Rennen Deutschlands das elfte Mal stattfindet.

Dafür macht der Tross nun Station in Schmiden. Dort, wo der veranstaltende Verein daheim ist. Sanwald macht keinen Hehl daraus, dass dies für ihn und seine Mitstreiter auch Vorteile mit sich bringt. Und das nicht nur, weil der eine oder andere Fahrer wieder mit an Bord ist, der zuletzt aufgrund der Probleme in Backnang fehlte. „Wir haben nun auch mal ein Heimspiel, fahren direkt vor der Geschäftsstelle des TSV Schmiden und können dem gesamten Verein mal präsentieren, was die Radsportabteilung so macht.“ Hinzu komme, dass Transport und Logistik für den Veranstalter deutlich einfacher werden. Von Schmiden zur Schlussetappe nach Fellbach ist es ein Katzensprung und der Weg dadurch deutlich kürzer als der vom Murrtal an den Fuß des Kappelbergs. Zudem gibt es in Schmiden die Möglichkeit, zusätzlich Kinder- und Jugendrennen zu veranstalten. In Backnang war das aufgrund des anspruchsvollen Kurses nicht möglich.

Trotzdem ist Backnang als Etappenort des Rems-Murr-Pokals für die Zukunft nicht endgültig raus. Auch weil die Veranstaltung ohne die Murr-Metropole ihren Namen teilweise nicht verdient, obwohl Marc Sanwald schmunzelnd sagt: „Der Macher und Gründer des Rennens stammt ja weiterhin aus dem Murrtal.“ Auch deshalb hält er eine Rückkehr in seinen Geburtsort für wünschenswert, sofern die große Buddelei in der Innenstadt mal beendet sein sollte. Bis dahin müssen die Radsportfans in Backnang nicht völlig darben. Schließlich richtet der RSV Waldrems am 28. März schon zum 48. Mal sein Rundstreckenrennen aus.

Info
Abschluss in Fellbach

Der Rems-Murr-Pokal findet dieses Jahr vom 31. Juli bis zum 2. August statt. Los geht er wie immer mit einem Sprint- sowie dem Nachtrennen auf dem 700 Meter langen Rundkurs in Schorndorf.

Am 1. August geht es in Schmiden auf einer 1,9 Kilometer langen Strecke mit gerade mal 15 Höhenmetern rund.

Zum Abschluss steht in Fellbach ein 3,33 Kilometer langer Rundkurs an. Das Rennen hoch auf den Kappelberg ist gleichzeitig die baden-württembergische Bergmeisterschaft. Zudem gibt es in Fellbach einen Parallelsprint über 200 Meter.

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Erstellt:
11. Februar 2020, 06:00 Uhr

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