Rebensburg rast zum Heimsieg in Garmisch

dpa Garmisch-Partenkirchen. Zehn Jahre müssen die Garmischer auf einen Damen-Heimsieg warten. Dann aber kommt Viktoria Rebensburg und rockte die Kandahar. Die Skirennfahrerin hat Grund zur Erleichterung.

Schnellste auf der Abfahrt in Garmin: Viktoria Rebensburg. Foto: Stephan Jansen/dpa

Schnellste auf der Abfahrt in Garmin: Viktoria Rebensburg. Foto: Stephan Jansen/dpa

Viktoria Rebensburg legte den Kopf in den Nacken, ballte beide Fäuste, grinste breit, genoss den Jubel ihrer Fans und schien wie von einer großen Last befreit.

Schon Sekunden nach ihrer famosen Abfahrt wusste die Skirennfahrerin, dass ihr an diesem strahlend schönen Tag in Garmisch-Partenkirchen ein Coup gelungen war. Mit einer famosen Schussfahrt auf der schwierigen Kandahar raste die 30-Jährige zum ersten Sieg bei einer Weltcup-Abfahrt und dem zweiten deutschen Heimerfolg in Garmisch nach Thomas Dreßen eine Woche zuvor. „Das ist megageil, ich hätte es mir nicht erträumen lassen“, sagte Rebensburg überwältigt.

Zehn Jahre nach dem bis dato letzten Damen-Heimsieg durch Maria Höfl-Riesch war Rebensburg eine Klasse für sich. Sie verwies die Italienerin Federica Brignone um 0,61 Sekunden auf Platz zwei. Dritte wurde die Super-G-Olympiasiegerin Ester Ledecka aus Tschechien mit einem Rückstand von 0,83 Sekunden. „Hammer, ich freue mich riesig für sie“, sagte Rebensburgs Teamkollegin Kira Weidle, die im Vorjahr Dritte geworden war und diesmal grippegeschwächt auf Rang 13 fuhr.

Die deutschen Ski-Festspiele im Werdenfelser Land fanden also eine Fortsetzung, nachdem Dreßen sieben Tage zuvor mit seinem Coup auf der Kandahar überrascht hatte. „Sein Sieg war eine Inspiration. Thomas hat gezeigt, was so ein Heimsieg bedeutet“, sagte Rebensburg, deren Jagd nach dem ersten Sieg in der Alpin-Königsdisziplin ein Happy End fand. „Unglaublich. Dieser Abfahrtssieg bedeutet mir sehr viel, in allen Disziplinen, in denen ich starte, ein Rennen zu gewinnen.“

Zuvor hatte die Tegernseerin 14 Riesenslaloms und vier Super-G-Rennen für sich entschieden. Nach dem 19. Weltcup-Sieg fehlt der Olympiasiegerin von 2010 nur noch ein Erfolg, um mit Hilde Gerg gleichzuziehen. Im ewigen deutschen Ranking haben nur Katja Seizinger (36 Siege) und Höfl-Riesch (27) häufiger gewonnen. Höfl-Riesch hatte zudem als bis dato letzte Deutsche auf einer Abfahrt triumphiert, 2014 in Cortina.

Der jüngste Wirbel, nachdem DSV-Alpinchef Wolfgang Maier sie aufgefordert hatte, in der Hauptdisziplin Riesenslalom mehr und intensiver zu trainieren, habe sie nicht zusätzlich angespornt, meinte Rebensburg. Die Erleichterung aber war sichtbar groß, hatte die beste deutsche Skirennfahrerin doch maue Wochen hinter sich, mit Enttäuschungen und zuletzt zwei wenig erbaulichen Reisen nach Bansko und Sotschi.

„Ja, doch“, sagte sie, das sei einer ihrer süßesten oder schönsten Siege gewesen. Zudem sei sie „sicherlich“ die beste Abfahrt ihres Lebens gefahren. Ehemalige wie aktuelle Weggefährtinnen freuten sich mit ihr. Weidle umarmte Rebensburg im Zielbereich ebenso innig wie Ski-Rentnerin Höfl-Riesch, die Rebensburg den Sieger-Blumenstrauß überreichte.

„Das ist ihr Tag heute, das war beeindruckend“, lobte Alpin-Chef Maier und meinte, dass Rebensburg noch nie so stark gefahren sei auf der Kandahar-Piste. „Man kann ihr nur gratulieren. Das hätte in der Art und Weise keiner erwartet.“ Anders als zuletzt war Rebensburg voll entschlossen in das Rennen gegangen und hatte vom Start bis ins Ziel auf der Ideallinie ihren Vorsprung herausgefahren.

Neben Rebensburg und Weidle schaffte es auch Michaela Wenig als 25. noch in die Punkteränge. Patrizia Dorsch landete auf Platz 33, Veronique Hronek wurde 35., die junge Carina Stuffer schied aus.

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Erstellt:
8. Februar 2020, 12:49 Uhr

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