Rugby-WM: England wie im Rausch - Finale gegen Südafrika

dpa Yokohama. Prinz William wünschte beim Abschlusstraining Englands Rugbyspielern viel Glück. Und es half - England demontierte Halbfinale den Favoriten Neuseeland. Jetzt kommt es gegen Südafrika zur Neuauflage des WM-Finals von 2007. Derweil zerplatzt der Traum der All Blacks.

Südafrikas Faf de Klerk (oben) im Duell mit den Walisern Leigh Halfpenny (l) und Gareth Davies. Foto: Adam Davy/PA Wire/dpa

Südafrikas Faf de Klerk (oben) im Duell mit den Walisern Leigh Halfpenny (l) und Gareth Davies. Foto: Adam Davy/PA Wire/dpa

Englands Rugby-Helden fühlten sich für einen Moment wie die Größten der Welt. „Wir haben die Rugby-Götter bezwungen“, jubelte Nationalcoach Eddie Jones nach dem historischen WM-Triumph gegen die zuvor als fast unbesiegbar geltenden All Blacks.

Neuseeland, wo Rugby einer Religion gleichkommt und wegen der WM sogar die strengen Sperrstunden in den Kneipen aufgehoben wurden, trägt hingegen Schwarz - diesmal aber nicht aus Stolz, sondern aus Trauer. „Das Ende der Welt“, titelte der „NZ Herald“ nach dem 7:19 (0:10)-Debakel im WM-Halbfinale von Yokohama. Die Titelseite des „Herald on Sunday“ erschien gar komplett in Schwarz.

Dank Mastermind Jones träumt das Mutterland des Rugby-Sports nun weiter vom zweiten WM-Titel nach 2003. Und machte die Blamage bei der Heim-WM 2015, als England bereits in der Vorrunde ausschied, vergessen. „Wir sind hierher gekommen, um die Besten der Welt zu sein. Das haben wir noch nicht geschafft, da wollen wir hin“, mahnte Jones mit Blick auf das Finale am kommenden Samstag gegen Südafrika. Die Springboks setzten sich im zweiten Halbfinale gegen Wales knapp mit 19:16 (9:6) durch und greifen nun nach 1995 und 2007 nach ihrem dritten WM-Titel. „Das bedeutet die Welt für uns“, sagte Südafrikas Kapitän Siya Kolisi nach dem hart erkämpften Erfolg am Sonntag.

Ins Finale gehen aber die Engländer als Favorit. Denn ihr Triumph kam einer Demontage gleich, die so vorher niemand für möglich gehalten hatte. Nicht mal die Ehefrau von Jones glaubte an einen Erfolg. Aber der Masterplan des 59-Jährigen ging voll auf: Die zuvor in 18 WM-Spielen in Serie ungeschlagenen All Blacks hatten nicht den Hauch einer Chance. England hätte gefühlt an diesem historischen Tag einfach nicht verlieren können - egal was der entthronte Titelverteidiger gemacht hätte. Die Taktik von Jones ging so gut auf, dass die Neuseeländer erst das zweite Mal in der WM-Geschichte nach 1991 in der ersten Halbzeit ohne Punktgewinn blieben.

Mit der ersten Niederlage bei einer WM gegen England überhaupt zerschlugen sich die Hoffnungen der All Blacks, als erstes Team der Rugby-Geschichte zum dritten Mal nacheinander Weltmeister zu werden. Für Neuseeland war es nach 4403 Tagen oder 12 Jahren und 20 Tagen die erste Niederlage bei einer WM.

Entsprechend angefressen war Nationalcoach Steve Hansen, für den nach acht Jahren als Chefcoach nach der WM Schluss ist. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel schlug er einem Journalisten nach dessen „respektloser Frage“, ob die All Blacks nicht hungrig genug gewesen seien, vor, doch etwas „Zeit draußen zu verbringen. Dann gebe ich Ihnen noch eine Rugby-Ausbildung oben drauf.“ Die Überlegenheit Englands erkannte Hansen aber als fairer Sportsmann an. Jetzt gelte es, sich am kommenden Freitag mit einem Sieg im Spiel um Platz drei gegen Wales mit einem positiven Ergebnis von der WM zu verabschieden.

Während die Engländer dem Endspiel entgegenfiebern, steht in Neuseeland die Trainerfrage im Fokus. Denn Assistenzcoach Ian Foster, den Hansen als seinen Nachfolger unterstützt, machen einige für den Misserfolg in Japan mitverantwortlich. Als Hansen-Nachfolger werden auch der walisische Nationaltrainer Warren Gatland und Jamie Joseph, der Gastgeber Japan bis ins Viertelfinale brachte, gehandelt.

Englands Manu Tuilagi sichert sich das Rugby-Ei. Foto: Eugene Hoshiko/AP/dpa

Englands Manu Tuilagi sichert sich das Rugby-Ei. Foto: Eugene Hoshiko/AP/dpa

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Erstellt:
27. Oktober 2019, 12:40 Uhr

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