Russland klagt vor Sportgerichtshof gegen Olympia-Sperre

dpa Lausanne. Russland kämpft mit dem Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof gegen die von der Welt-Anti-Doping-Agentur verhängte vierjährige Olympia-Sperre. Das Verfahren in Lausanne beginnt unter strengen Auflagen.

Vor dem Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne beginnt am 2. November die Verhandlung zum Einspruch von Russland gegen die vierjährige Olympia-Sperre. Foto: Hannibal Hanschke/EPA/dpa

Vor dem Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne beginnt am 2. November die Verhandlung zum Einspruch von Russland gegen die vierjährige Olympia-Sperre. Foto: Hannibal Hanschke/EPA/dpa

Vor dem Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne beginnt heute die Verhandlung zum Einspruch von Russland gegen die vierjährige Olympia-Sperre.

Verhängt wurde der Bann von der Welt-Anti-Doping-Agentur, weil Russland die eingeforderten Dopingdaten aus dem Moskauer Labor aus den Jahren 2012 bis 2015 vor der Übergabe manipuliert haben soll. Der Ausschluss würde, wenn er vom Cas bestätigt würde, für die Sommerspiele 2021 Tokio und für die Winterspiele 2022 in Peking gelten.

Warum hat die Wada so eine harte Strafe gegen Russland verhängt?

Das Wada-Exekutivkomitee hatte am 19. Dezember 2019 einstimmig entschieden, die russische Anti-Doping-Agentur Rusada für vier Jahre für nicht konform mit dem Welt-Anti-Doping-Code zu erklären. Der Grund war, dass Dopingdaten aus dem Moskauer Labor vor und während ihrer Übergabe an die Wada im Januar 2019 absichtlich verändert wurden. Die Aushändigung der Daten war die Bedingung für die Wiedereinsetzung der Rusada im September 2018. Sie war von der Wada im November 2015 nach Aufdeckung des vom Staat gelenkten Dopings in Russland suspendiert worden.

Gab es außer der Sperre noch weitere Sanktionen?

Neben der vierjährigen Sperre wurde von der Wada verfügt, dass Athleten Russlands in diesem Zeitraum bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften nur als neutrale Athleten antreten dürfen, wenn sie gewisse Anti-Doping-Bedingungen erfüllen. Russische Regierungsvertreter dürfen in dieser Zeit nicht an Sitzungen von Vorständen oder Ausschüssen internationaler Sportorganisationen teilnehmen oder in diese Gremien gewählt werden. Zudem darf sich das Land bis 2022 nicht für Sportgroßereignisse wie Weltmeisterschaften sowie außerdem nicht für die Olympischen Spiele und Paralympics 2032 bewerben.

Wie läuft das Verfahren vor den Cas-Richtern ab?

Die mündliche Verhandlung ist bis zum Donnerstag wegen der Corona-Pandemie unter strengen Hygieneregeln und an einem gesicherten Ort in Lausanne geplant. Sie ist entgegen des Wada-Wunsches nicht öffentlich. Wegen der Reisebeschränkungen und der Corona-Auflagen in der Schweiz werden die Rechtsvertreter und Sachverständigen von Wada und Rusada teils nur per Videokonferenz zugeschaltet. Vorsitzender des Cas-Schiedsgerichts ist der Australier Mark L. Williams. Luigi Fumagalli aus Italien und Hamid G. Gharavi (Frankreich/Iran) komplettieren das Gremium. Ein Urteil wird nach Ende der Verhandlung nicht gleich verkündet.

Mit welcher Erwartung geht die Wada in diese Verhandlung?

Wada-Präsident Witold Banka zeigte sich zuversichtlich, dass das Cas die Rechtmäßigkeit der Sperre gegen Russland bestätigt. „Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass der Exekutivausschuss der Wada im vergangenen Dezember in diesem Fall die richtige Empfehlung ausgesprochen hat“, sagte Banka. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte die Vorwürfe der Daten-Manipulation zurückgewiesen und die Strafe als „ungerecht“ bezeichnet.

Was erwarten deutsche Athleten von dem Cas-Berufungsverfahren?

Für die Vereinigung Athleten Deutschland wäre eine Aufhebung der Sperre für Russland „ein Schlag ins Gesicht der sauberen Athleten und unmöglich vermittelbar“. Es wäre zudem nicht nur ein „Totalversagen des Welt-Anti-Dopingsystems“, sagte Athletenvertreter Maximilian Klein, sondern auch „ein irreparabler Vertrauensverlust“ in die Sportschiedsgerichtsbarkeit.

© dpa-infocom, dpa:201101-99-170136/3

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Erstellt:
2. November 2020, 04:33 Uhr

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