Saisonabbruch wird klar favorisiert

Amateurfußballer der Region sind sich einig und sehnen die Entscheidung des Württembergischen Fußballverbands am Dienstag herbei

Offen ist momentan noch, wie es mit dem Fußballspielbetrieb in den Ligen in Württemberg weitergeht. Am kommenden Dienstag will der Württembergische Fußballverband zusammen mit den beiden Verbänden aus Baden eine Entscheidung treffen. Die Wahl ist zwischen Abbruch oder Fortsetzung der Runde. Die meisten Vereine der Region plädieren eindeutig für die sofortige Beendigung.

Die Grafik zeigt den Stand vom 7. Mai um 21 Uhr und bezieht sich auf den Männerspielbetrieb der einzelnen Regionalverbände. Grafik: FuPa/J. Bauer

Die Grafik zeigt den Stand vom 7. Mai um 21 Uhr und bezieht sich auf den Männerspielbetrieb der einzelnen Regionalverbände. Grafik: FuPa/J. Bauer

Von Heiko Schmidt

Es ist eine Momentaufnahme. Eines dürfte aber klar sein: Von Einigkeit der Fußball-Landesverbände in Deutschland ist keine Spur. Während sich der Bayerische Fußball-Verband (BFV) und der Thüringer Fußball-Verband (TFV) für die Fortsetzung der Spielzeit 2019/2020 bei den Männern entschieden haben, wollen die Präsidien des Fußball- und Leichtathletik-Verbands Westfalen (FLVW), des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbands (SHFV), des Sächsischen Fußballverbands (SFV), des Südwestdeutschen Fußballverbandes (SWFV) und des Landesfußballverbandes Mecklenburg-Vorpommern (LFV) die laufende Runde abbrechen. Es folgen außerordentliche Verbandstage, um das zu besiegeln. In anderen Verbänden herrscht eine Tendenz in der Verbandsspitze. Zudem werden Meinungen der Vereine eingeholt. Einige Verbände warten ab, bevor sie entscheiden werden. Dazu gehört der Württembergische Fußballverband (WFV), der am Dienstag, 12. Mai, seine Entscheidung mit den beiden Verbänden aus Baden verkündet. Diese Varianten sind möglich:

Möglichkeit 1: Die Saison wird abgebrochen. Das würde bedeuten, dass in dieser Runde nicht mehr gespielt wird. Allerdings ist dabei offen, wie die Saison gewertet wird. Möglich ist eine Annullierung aller bereits ausgetragenen Begegnungen. Dann würde mit den gleichen Ligeneinteilungen ab dem Herbst von null an erneut gespielt werden. Zum anderen könnte es eine Wertung geben. Dabei stehen einige Varianten im Raum. Es müsste zunächst festgelegt werden, welcher Tabellenstand dabei zugrunde gelegt wird. Möglich ist die Tabelle der Hinrunde, sodass jede Mannschaft einmal gegen jeden gespielt hat. Aber auch mit einem Punktequotienten könnte wie beim Handball und Volleyball eine Abschlusstabelle errechnet werden. Oder es wird die Rangfolge genommen, die es vor der Unterbrechung wegen der Coronakrise gab – dies wurde im Tischtennis so praktiziert. Wenn feststeht, wie die Tabelle aussieht, geht es an die Frage der Auf- und Absteiger. Dabei ist alles möglich. Zum Beispiel könnten die Meister eine Etage aufrücken und kein Team absteigen. Dann würde sich die Anzahl der Mannschaften in einer Liga erhöhen.

Möglichkeit 2: Die Saison wird fortgesetzt. Dies könnte wahrscheinlich aber erst zu einem späteren Zeitpunkt aufgrund der momentan bestehenden Kontaktbeschränkungen erfolgen. Das Saisonende wäre dann vermutlich erst im Dezember. Allerdings müsste zugleich geklärt werden, wann die neue Runde beginnen sollte. In der Vergangenheit wurde ab August schon in der neuen Spielzeit gekickt. Eine komplette zeitliche Verschiebung wäre unumgänglich.

Die Vereinsverantwortlichen der Region plädieren für einen Saisonabbruch. „Das sehen 90 Prozent der Verbandsligisten und die meisten Vereine der Oberliga so“, sagt Marc Erdmann, sportlicher Leiter des Verbandsliga-Spitzenreiters TSG Backnang. Er schiebt nach: „Die Ansteckungsgefahr ist nach wie vor groß, sodass ein Mannschaftstraining in absehbarer Zeit nicht möglich ist.“ Und wie würde Erdmann die Runde dann werten? „Eine 100-prozentige Gerechtigkeit wird es nicht geben. Eine Quotientenregelung wäre die gerechteste Lösung. Der Meister steigt auf und es gibt keine Absteiger“, macht der 49-Jährige klar. Er vertritt damit auch die Meinung seines Vereins und des Trainerteams der TSG.

Auch Günter Schäffler, Vorstand Sport des SV Allmersbach, kann sich „nicht vorstellen, dass Amateurspiele in absehbarer Zeit möglich sind“. Er ergänzt: „Es wäre schade, da es für uns eine interessante Rückrunde geworden wäre.“ Die Allmersbacher führen die Bezirksliga-Tabelle an. „Wenn wir aufsteigen könnten, wäre es eine Meisterschaft zweiter Klasse“, erklärt der 59-Jährige. Hingegen: „Ob es dann keinen Auf- und auch keinen Absteiger gibt, ist schwer zu sagen.“ Ebenfalls einen Abbruch der laufenden Runde hält Markus Reule am sinnvollsten. Der Trainer des VfR Murrhardt, der in der Bezirksliga auf Rang neun steht, begründet das so: „Vom Zeitfenster her kann ich mir nicht vorstellen, die Saison bis zum Sommer zu beenden. Die Rückrunde erst im Herbst zu spielen, finde ich nicht gut.“ Wie die Saison dann gewertet werden könnte, hält der 54-Jährige „alles für Spekulationen“. Ihm ist viel wichtiger: „Alle Vereine sollten bald erfahren, wie es weitergeht.“

Etwas unschlüssig ist hingegen noch Daniel Funk. Der Coach der SG Oppenweiler/Strümpfelbach, die das Klassement in der Kreisliga A 2 klar anführt und vor dem Durchmarsch in die Bezirksliga ist, sagt: „Es ist eine schwierige Frage, ob weitergespielt werden kann oder auch nicht. Ich überlasse die Entscheidung den Behörden.“ Bei einem Abbruch der Runde sieht er schon „eine mögliche Wettbewerbsverzerrung“. Denn: „Es wäre blöd, wenn wir nach einer so starken Saison, die wir bislang gespielt haben, nicht aufsteigen könnten.“ Für ihn und auch für alle anderen Fußballer der Region ist aber eines klar: „Die Gesundheit geht auf jeden Fall vor.“ Genauso sieht es auch Reiner Ebert, kommissarischer sportlicher Leiter des FC Viktoria Backnang. Er macht klar: „Grundsätzlich bin ich für einen Abbruch der Saison, schon aus Solidaritätsgründen gegenüber der kompletten Gesellschaft sowie den vielen Firmen, die vor der Insolvenz stehen.“ Dieser Meinung ist der 58-Jährige auch nicht nur, weil der FC Viktoria deutlich abgeschlagen am Tabellenende der Kreisliga A 2 steht. „Wir würden auch freiwillig absteigen“, zieht Ebert durchaus in Erwägung. Doch plädiert er eher für eine Annullierung der laufenden Saison. „Eine richtige Entscheidung zu fällen, ist sehr schwierig.“

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Erstellt:
8. Mai 2020, 06:00 Uhr

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