Sbonias sagt im Sommer Servus

Etzwiesenfußballer müssen erfolgreichen Coach selbst beim Oberliga-Aufstieg ziehen lassen – Trainer noch ohne neuen Verein

Die Entscheidung ist gefallen. Evangelos Sbonias verlässt am Saisonende die TSG Backnang. Unabhängig davon, ob der Trainer mit dem VerbandsligaSpitzenreiter dann den Aufstieg in die Oberliga geschafft hat oder nicht. Der Abschied des erfolgreichen Coaches kommt durchaus etwas überraschend. Vor allem, da Sbonias angeblich noch keinen neuen Verein hat.

Verabschiedet sich im Sommer von Teammanager Marc Erdmann und der TSG Backnang: Trainer Evangelos Sbonias (links). Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Verabschiedet sich im Sommer von Teammanager Marc Erdmann und der TSG Backnang: Trainer Evangelos Sbonias (links). Foto: T. Sellmaier

Von Uwe Flegel

Der Verein hat anscheinend schon gewollt, es aber nicht geschafft, den 37-jährigen Coach vom Bleiben zu überzeugen. Nach gut eineinhalb Jahren trennen sich die Wege des Vereins aus den Etzwiesen und von Evangelos Sbonias, da der aus Bietigheim stammende Coach seinen am 30. Juni auslaufenden Vertrag nicht verlängern will. Damit blieben die Gespräche, die bereits im November 2019 begonnen wurden, erfolglos. Dabei gab es gute Gründe, die bislang erfolgreiche Zusammenarbeit fortzusetzen. Richtig stichhaltig waren die für Sbonias aber offensichtlich nicht. Dabei macht der Coach des Spitzenreiters klar, dass seine Entscheidung kein Schnellschuss gewesen, sondern über Wochen hinweg gereift sei. Zum Warum äußert er sich nicht.

TSG-Vorstandsmitglied Marc Erdmann berichtet von einem finalen Gespräch, „das wie gewohnt sehr offen, freundschaftlich und vertrauensvoll verlief“. Schlecht für den sportlichen Leiter der Backnanger Verbandsliga-Elf sowie TSG-Sportvorstand Rüdiger Lüftner war nur, dass sie den Coach nicht vom Verbleib in Backnang überzeugen konnten. Selbst der Fakt, dass das Team aus dem Murrtal im Kampf um die sofortige Rückkehr in die Oberliga als souveräner Tabellenführer allerbeste Karten hat, half nicht als Argument. Ob ein anderer Klub ein verlockenderes Angebot hat, weiß Erdmann nicht und sagt nur: „Das ist reine Spekulation.“ Tatsache sei aber, dass Sbonias immer wieder Anfragen von höherklassigen Vereinen hatte. Fakt ist auch, dass der 37-jährige A-Lizenz-Inhaber, der als Co-Trainer von Oliver Zapel in Großaspach sowie bei Werder Bremen II bereits Erfahrung im Profifußball sammelte, ein weiteres Engagement in der Oberliga und höher nie richtig aus den Augen verloren hat.

Nun hat Evangelos Sbonias mit seinem Nein zu einem Verbleib in den Etzwiesen zumindest in einem Punkt Nägel mit Köpfen gemacht. Dabei, so der Trainer, sei die Zusammenarbeit mit seinem Trainerstab, der Mannschaft und den Verantwortlichen außergewöhnlich gewesen und bereite ihm immer noch viel Spaß. Dafür sei er auch dankbar, vor allem gegenüber Erdmann und Lüftner.

Die beiden TSG-Funktionäre wiederum geben das Lob zurück: „Wir bedauern seine Entscheidung zutiefst, können sie aber auch nachvollziehen.“ Marc Erdmann berichtet davon, dass er und der Coach von Anfang an einen sehr engen und freundschaftlichen Draht zueinander hatten, der teilweise auch über den Fußball hinaus ging. Und er berichtet: „Ich war von der ersten Sekunde an zu jeder Zeit über die Pläne unseres Trainers eingeweiht.“ Die sahen eine Tätigkeit in der Verbandsliga nicht unbedingt vor. Entsprechend froh war Erdmann vor dieser Saison, als der Coach nach dem unglücklichen Abstieg aus der Oberliga nicht von der Fahne ging. Schließlich hatte Sbonias, der nach der Trennung von Andreas Lechner im Herbst TSG-Trainer geworden war, mit der TSG eine klasse Rückrunde hingelegt. Backnang war fünftbestes Team in der zweiten Saisonhälfte, konnte den riesigen Rückstand allerdings nicht mehr ganz wettmachen.

Die gute Bilanz war jedoch auch anderen Vereinen nicht verborgen geblieben. Erdmann: „Als wir den Vertrag vergangenen Sommer noch einmal um ein Jahr verlängern konnten, stand für mich schon fest, dass der Tag X kommt, an dem er zu neuen Ufern bei noch ambitionierteren Vereinen aufbricht.“ Der 48-Jährige sagt, dass er im Moment zwar traurig, andererseits aber stolz sei, einen solchen Trainer in den Etzwiesen beschäftigt zu haben. Sein Urteil: „Evangelos Sbonias ist ein absoluter Glücksfall für den Verein. Ich habe kaum einen akribischeren Trainer erleben dürfen, der so detailbesessen ist und nichts dem Zufall überlässt. Er hat einen klaren Plan auf und neben dem Platz. Ich wünsche ihm, dass es für ihn so weit wie möglich geht. Evangelos kam als Retter und geht als großer Freund.“ Für Marc Erdmann steht fest, dass jeder im Verein alles für die Rückkehr in die Oberliga tun werde, um dem Coach den gebührenden und verdienten Abschied zu ermöglichen. Wobei der Aufstieg momentan bekanntlich in der Warteschleife hängt, ist die Saison doch aufgrund des grassierenden Coronavirus unterbrochen. Ob die Runde fertig gespielt wird, ist unklar. Bei einem Abbruch wiederum ist zwar nicht gerade unwahrscheinlich, dass die mit elf Punkten Vorsprung vor Hollenbach führende TSG in die Oberliga hoch darf, doch sicher ist das eben nicht. Auch Sbonias kann nicht beeinflussen, wann und wie die Saison weitergeht. Etwas anderes steht für ihn aber fest: „Der Verein hat sich in meiner Zeit stets weiterentwickelt, und mein Nachfolger kann sich auf eine charakterlich sowie fußballerisch einwandfreie Truppe freuen.“

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Für Marc Erdmann geht unabhängig von den Irrungen und Wirrungen um die Coronakrise nun die Suche nach einem Nachfolger für Evangelos Sbonias los. „Die Aufgabe werden wir mit aller Ruhe und Sorgfältigkeit in den nächsten Wochen angehen.“ Für die TSG nicht optimal dürfte sein, dass sie aufgrund der Unterbrechung nicht mit Sicherheit sagen kann, in welcher Liga die Etzwiesenelf ab dem Sommer spielt.

Über eventuelle Kandidaten wollen Rüdiger Lüftner und Marc Erdmann nicht reden, obwohl sie sich bereits Gedanken gemacht haben. Eine Kontaktaufnahme sei aber noch nicht erfolgt. Erdmann: „Uns war wichtig, dass erst die Mannschaft vom Trainer selbst und von uns in Kenntnis gesetzt wird.“ Fest steht für den 48-Jährigen: „Wir werden sehr darauf bedacht sein dass der neue Cheftrainer zur Philosophie des Vereins passt. Auch in Zukunft wollen wir für einen attraktiven und modernen Fußball stehen, bei dem es gelingen muss, immer wieder junge Talente einzubauen und weiterzuentwickeln.“

Der Teamverantwortliche Marc Erdmann ist sehr zuversichtlich, dass ab dem Sommer ein guter und geeigneter Mann die Geschicke der TSG als Cheftrainer leiten wird. „Wir haben uns in den letzten Jahren mit unserer sportlichen Entwicklung über die Kreisgrenzen hinaus einen hervorragenden Ruf erworben. Das stellen wir immer wieder aufs Neue in Gesprächen mit anderen Vereinen und Spielern fest.“

Als Backnanger Plus sieht Marc Erdmann, „dass sich innerhalb des Vereins, auch wenn teilweise in kleineren Schritten, so einiges bewegt“. Insbesondere nennt er die Pläne und Vorstellungen bezüglich der Infrastruktur (Neubau Vereinsheim, Kabinen, zusätzliches Kunstrasenspielfeld).

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Erstellt:
17. März 2020, 20:00 Uhr

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