Schalke und der Gazprom-Vertrag: Viel Konfliktpotential

dpa Gelsenkirchen. Auch das noch: Schalke ist wirtschaftlich auf die Unterstützung des russischen Sponsors angewiesen. Doch die Fortsetzung der Partnerschaft ist durch die Entwicklungen in der Ostukraine problematisch.

Das Logo des russischen Energieunternehmens Gazprom ist beim FC Schalke 04 allgegenwärtig. Foto: Caroline Seidel-Dißmann/dpa

Das Logo des russischen Energieunternehmens Gazprom ist beim FC Schalke 04 allgegenwärtig. Foto: Caroline Seidel-Dißmann/dpa

Sportlich nimmt der FC Schalke 04 gerade wieder die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga ins Visier, doch wirtschaftlich droht dem finanziell angeschlagenen Traditionsverein angesichts der kniffligen Situation rund um den russischen Sponsor Gazprom neues Unheil.

Mit bangem Blick verfolgt Schalke die politische Lage in Osteuropa nach der Anerkennung der ostukrainischen Separatistengebiete durch Russland. Schalke sei sich „seiner besonderen Rolle unter den deutschen Sportvereinen bewusst“, teilte der Club bereits in einer ersten Reaktion mit.

Jede Mange Konfliktpotential

Während nicht nur westliche Regierungen Sanktionen gegen Russland umsetzen wollen, spielt das wirtschaftliche Engagement des russischen Energieunternehmens in den Schalker Planungen eine wesentliche Rolle. Das birgt jede Menge Konfliktpotenzial. Auf über 200 Millionen Euro belaufen sich die Verbindlichkeiten des Clubs, der vergangenen Sommer den Abstieg aus der Bundesliga nicht verhindern konnte. Seit nunmehr 15 Jahren läuft die 2007 geschlossene Partnerschaft zwischen Schalke 04 und Gazprom Germania, einer deutschen Tochter des staatlichen russischen Energieunternehmens Gazprom.

Vor rund einem Jahr, als der Abstieg des Traditionsvereins aus der Bundesliga deutliche Konturen angenommen hatte, einigen sich Gazprom und der FC Schalke nach Gesprächen in Russland auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit. Der Revierverein hatte im März 2021 darauf verwiesen, dass Gazprom durch den Abstieg die juristisch fixierte Möglichkeit besaß, den Vertrag zu beenden, stattdessen aber Schalke „die Treue hält“ und die „Vereinbarungen für mindestens drei Saisons gelten.“

Laut Informationen der „Bild“ erhält Schalke vom Unternehmen in der 2. Liga jährlich neun Millionen Euro. Im Falle einer Bundesliga-Rückkehr würde der Sponsor jährlich 15 Millionen Euro zahlen. Der demnach bis 2025 geschlossene Vertrag kann allerdings von Gazprom bei Nichtaufstieg 2024 aufgelöst werden.

Eine vorzeitige Beendigung der Partnerschaft würde Schalke entsprechend viel Geld kosten. Vorständin Christina Rühl-Hamers, die beim FC Schalke für Finanzen, Personal und Recht zuständig ist, hatte bereits vor zwei Wochen angekündigt, dass der Verein bezüglich der Lizenzierung für eine weitere Zweitliga-Saison mit Auflagen durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) rechne, diese Auflagen bis zum Sommer allerdings erfüllen könne.

„Schalke wird die weitere Entwicklung beobachten“

Werden allerdings fest einkalkulierte Einnahmen in Frage gestellt, müssten wohl Neuberechnungen stattfinden. Die Verantwortlichen des Vereins stehen im ständigen Dialog mit dem langjährigen Hauptsponsor, erklärte die Vereinsführung in ihrer Stellungnahme am Dienstag und beteuerte: „Der FC Schalke 04 wird die weitere Entwicklung beobachten, bewerten und nachdrücklich zum Frieden appellieren - zum Schutz der von der Krise betroffenen Menschen.“

Marketingexperte Raphael Brinkert, der die Kampagne der SPD für die Bundestagswahl 2021 verantwortet hat und auf Schalke im Vorjahr den Zusammenschluss „Zukunftself“ initiierte, glaubt, dass eine Trennung vom Hauptsponsor für Schalke wirtschaftlich eine Herausforderung mit Mehrwert sei. „Langfristig bietet sich dem Verein ohne Gazprom eine große Chance für einen kommunikativen Neustart“, sagte Brinkert zu RTL/ntv. Nach Meinung von Brinkert müsse die Zusammenarbeit schnell beendet werden: „Jeder weitere Spieltag mit dem russischen Staatsunternehmen auf der Brust ist hochproblematisch hinsichtlich der Glaubwürdigkeit des Vereins und seinem selbstauferlegten Leitbild nebst Wertekanon.“

© dpa-infocom, dpa:220223-99-254516/2

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Erstellt:
23. Februar 2022, 16:36 Uhr

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