Schalkes Talfahrt hält an - FCA-Traumeinstand für Herrlich

dpa Gelsenkirchen. Die sportliche Krise des FC Schalke nimmt bedrohliche Ausmaße an. Der 0:4-Pleite im Revierderby beim BVB folgt am Sonntag eine 0:3-Schlappe vor eigenem Publikum gegen den FC Augsburg, der Heiko Herrlich zum Trainer-Debüt den ersten Sieg auf Schalke bescherte.

Eduard Löwen (2.v.r) legte mit seinem Führungstor den Grundstein zum FCA-Sieg auf Schalke. Foto: Martin Meissner/AP-Pool/dpa

Eduard Löwen (2.v.r) legte mit seinem Führungstor den Grundstein zum FCA-Sieg auf Schalke. Foto: Martin Meissner/AP-Pool/dpa

Schalkes Trainer David Wagner trat nach der zweiten bitteren Pleite binnen acht Tagen schnell die Flucht aus der menschenleeren Veltins-Arena an. Heiko Herrlich dagegen wirkte zufrieden unter seiner Gesichtsmaske nach seinem gelungenen Debüt als Augsburger Trainer.

„Ich bin glücklich, dass wir das Spiel gewonnen haben. Aber es war ein ganz komisches Gefühl im leeren Stadion“, sagte Herrlich nach dem 3:0-Auswärtssieg auf der virtuellen Pressekonferenz in der Veltins-Arena.

Vergessen war seine Dummheit, mit der er sich eine Woche zuvor um sein Bundesliga-Comeback gebracht hatte, weil er vor dem 1:2 gegen Wolfsburg für einen Einkauf das Quarantäne-Trainingslager der Augsburger verlassen hatte. Nun genoss Herrlich den Erfolg, aber eher demütig: „Wir müssen still feiern, wir haben nur drei Tage Regeneration, wir spielen am Mittwoch schon gegen Paderborn. Wir haben den Turnaround geschafft. Jetzt müssen wir weitermachen.“

Wagner lag der erneut schwache Auftritt seines Teams acht Tage nach dem bitteren 0:4 im Revierderby bei Borussia Dortmund dagegen schwer im Magen. Mittlerweile hat die bedrohliche Krise alle Spieler erfasst. Der 48 Jahre alte Coach hat inzwischen die Psyche als Ursache für die rasante Talfahrt in der Rückrunde ausgemacht. „Uns fehlt die Leichtigkeit, das Vertrauen, die Automatismen. Wir entwickeln keine Dominanz aus dem Mittelfeld heraus. Und wir machen wahnsinnig viele individuelle Fehler.“

Die Zahlen seit Jahresbeginn sind die eines Abstiegskandidaten. Lagen die Königsblauen zur Saison-Halbzeit nur sieben Zähler hinter Herbstmeister RB Leipzig auf dem fünften Tabellenrang aussichtsreich im Rennen um die Champions-League-Plätze, sind sie nun zu einem zuverlässigen Punktelieferanten mutiert, der dem Gegner nicht mehr wehtut. Nur ein Sieg 2020 zum Rückrundenstart beim 2:0 gegen Mönchengladbach - seitdem stehen 2:22 Tore in neun Spielen ohne Sieg zu Buche. „Das geht natürlich nicht spurlos an den Jungs vorbei. Und wenn du immer durch ein Gegentor wieder ins Hintertreffen gerätst, macht es das nicht leichter“, befand Wagner.

Bis zur nächsten Partie bei Fortuna Düsseldorf am Mittwoch muss der Fußball-Lehrer sein Team wieder aufrichten, danach kommt am Samstag in Werder Bremen der nächste Club in die Arena, der ums Überleben in der Bundesliga kämpft. „Es geht für uns darum, weiterzuarbeiten, die Jungs weiter zu unterstützen, damit sie wieder mit Vertrauen Fußball spielen“, sagte Wagner, dessen Team noch immer auf Rang acht steht. Gleichwohl ist auch Daniel Caligiuri ratlos und verbreitet Durchhalteparolen: „Wir müssen die Niederlage so akzeptieren und nach vorne schauen.“

Ganz anders ist die Gemütslage beim Gegner. Nach fünf Spielen gelang endlich wieder ein Sieg, die Auswärtsserie von vier Niederlagen ohne ein eigenes Tor konnte das Team zudem beenden und den ersten Bundesliga-Erfolg auf Schalke im neunten Versuch feiern. „Das schmeckt richtig gut. Das war eine lange Durststrecke. Ich bin richtig stolz auf die Jungs“, sagte Florian Niederlechner, der selbst zwar nicht traf. Dafür aber seine Kollegen.

Eduard Löwen (6. Minute) brachte den FCA mit einem direkt verwandelten Freistoß in Front, den Rest erledigten die eingewechselten Noah Joel Sarenren Bazee (76.) und Sergio Cordova (90.+1). „Wir sind extrem glücklich. Wir hatten es satt, so viele Spiele verloren zu haben“, sagte Kunstschütze Löwen. „An Freistößen erarbeite ich viel, da investiere ich viel Zeit.“

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Erstellt:
24. Mai 2020, 15:43 Uhr

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