Schempps Biathlon-Karriere am Scheideweg

dpa Östersund. In Pyeongchang wurde Simon Schempp fast Olympiasieger, gut anderthalb Jahre später muss der Biathlet um den Anschluss im deutschen Team kämpfen. Ein Vorbild für den Ex-Weltmeister ist seine Freundin.

Simon Schempp hatte im Sprint nur den 32. Platz belegt. Foto: Johan Axelsson/Bildbyran via ZUMA Press/dpa

Simon Schempp hatte im Sprint nur den 32. Platz belegt. Foto: Johan Axelsson/Bildbyran via ZUMA Press/dpa

Simon Schempp konnte den Frust über sein ziemlich verkorkstes Biathlon-Comeback nur schwer verbergen. „Es liegt eine Menge Arbeit vor mir. Es fehlt wirklich noch viel nach vorne“, sagte der ehemalige Weltmeister in Östersund.

Nach rund elf Monaten bestritt der 31 Jahre alte Schwabe wieder ein Rennen im Weltcup. Platz 32 im Sprint mit zwei Fehlern und der 45. Laufzeit waren für den Olympia-Zweiten im Massenstart eine Enttäuschung, ans Aufgeben denkt Deutschlands einstiger Vorzeige-Skijäger aber nicht.

Klar wurde in Schweden zum Saison-Auftakt aber auch: Schempps Weg zurück in die Weltspitze wird beschwerlich, selbst im eigenen Team muss er sich zunächst behaupten. „Wenn man von Anfang an Zeit verliert und nicht dagegenhalten kann, kommt man nicht weit“, sagte Schempp, der bei Platz sieben mit der Mixedstaffel auch Probleme beim Schießen hatte, gefrustet: „In meinen besten Zeiten hatte ich sehr gute Laufzeiten und Schlussrunden - da fehlt einfach viel.“

Rückenprobleme, eine Schulteroperation nach einem Mountainbike-Sturz und anhaltende Formschwäche: In der Vorsaison war Schempp im Januar in Oberhof aus dem Wettkampfbetrieb ausgestiegen, verzichtete auf die WM in Östersund und trainierte mehrere Monate gar nicht - ein richtiger Schritt: „Ich habe kein Land mehr gesehen.“ Im Sommer gewann Schempp alle Einzeltitel bei den deutschen Meisterschaften, sucht nun aber schon wieder nach der Form.

Sein großes Saisonziel ist die WM im Februar 2020 in Antholz. Fünf von zwölf Weltcupsiegen feierte er in Italien, gilt als Spezialist für die Strecken in der Höhe von Südtirol. „Es muss deutlich besser werden. Aber ich wäre schon gerne dabei“, sagte der viermalige Weltmeister. Gründe für den schwachen Einstieg in den Winter sah er im harten Training. „Akut beunruhigt bin ich nicht, aber gerade läuferisch muss noch einiges nach vorne gehen“, sagte er.

Bundestrainer Mark Kirchner („Wir wissen, was er leisten kann“) gibt Schempp Zeit, doch die Plätze im Team sind begehrt. Mit Podesträngen im zweitklassigen IBU-Cup boten sich Philipp Nawrath und Lucas Fratzscher für Einsätze an. Noch muss Schempp zwar nicht bangen, wirklich viel Zeit für eine Leistungssteigerung bleibt dem Uhinger aber nicht. „Ich hoffe, dass das Training noch besser fruchtet“, sagte Schempp, der am Mittwoch (16.15 Uhr/ARD) in Östersund im harten Einzel seinen nächsten Einsatz hat.

Trost und Rat findet der langjährige deutsche Staffel-Schlussläufer in diesen Tagen bei seiner Freundin Franziska Preuß. Die 25-Jährige verpasste bei ihrem Saison-Einstand in Mittelschweden als Sprint-Vierte nur hauchdünn das Podest. Das Paar wohnt gemeinsam in Ruhpolding und ist Rückschläge gewohnt. Auch Preuß musste sich nach gesundheitlichen Problemen immer wieder mühsam zurückkämpfen.

„Simon macht auf mich einen guten Eindruck. Ich wünsche ihm einfach nur das Beste, damit er wieder gute Rennen macht“, sagte Preuß der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist super schwer, wieder ganz nach oben zu kommen, denn die Spitze bei den Männern ist super eng.“

Dort war Schempp schon, verpasste bei Olympia in Pyeongchang Gold nur um wenige Zentimeter. Silber war neben dem WM-Titel im Massenstart 2017 der größte Erfolg einer Karriere mit vielen Aufs und Abs. Wieder ganz vorne um Medaillen zu kämpfen, bleibt Schempps großer Antrieb: „Das ist mein Anspruch, aber übers Knie brechen kann man nichts.“

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Erstellt:
2. Dezember 2019, 10:33 Uhr

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