Schiedsrichterboykott sorgt für Aufsehen

Im Fußball herrscht zuweilen ein rauer Ton und oft gegenüber den Unparteiischen. Die Schiedsrichtergruppe Waiblingen hat ein Zeichen gesetzt. Die Spiele des Vereins Zrinski Waiblingen in der Kreisliga A 1 sollen bis auf Weiteres nicht mehr mit Referees besetzt werden, die ersten fielen aus.

Schiedsrichter haben es schon lange und besonders in der Coronazeit nicht einfach. Symbolfoto: A. Becher

© Alexander Becher

Schiedsrichter haben es schon lange und besonders in der Coronazeit nicht einfach. Symbolfoto: A. Becher

Von Heiko Schmidt

Besonders für Schiedsrichter ist es derzeit im Sport nicht einfach. Das zeigt sich zum Beispiel im Fußball. So gilt für die Unparteiischen in Baden-Württemberg, von denen es seit Jahren schon zu wenige gibt, seit dem vergangenen Wochenende die 2-G-Regel. Das heißt, es dürfen nur noch die Personen ein Spiel leiten, die geimpft und genesen sind. Das trifft auch auf die Schiedsrichtergruppe Backnang zu. „Von unseren etwa 80 aktiven Schiedsrichtern sind zirka fünf Prozent nicht geimpft. Sie fehlen uns nun“, macht Obmann Michael Keller klar. Dieses Ergebnis bekam er nach einer Abfrage unter den Referees seiner Gruppe. Den 2-G-Status müssen allerdings die jeweiligen Heimvereine der Spiele überprüfen.

Die verringerte Zahl der zur Verfügung stehenden Referees wirkt sich aus. „Würde die Saison komplett mit den Jugendspielen laufen, würden wir es nicht mehr schaffen, alle Spiele mit Schiedsrichtern zu besetzen“, macht Keller klar. Da die Nachwuchsteams vom Württembergischen Fußballverband (WFV) vorzeitig in die Winterpause geschickt worden, ginge es laut Keller gerade noch, den Spielbetrieb zu garantieren.

Jedoch machen den Schiedsrichtern weitere Probleme zu schaffen. Darauf weist die Gruppe Waiblingen mit einer Aktion hin, die in einem Brief im Internet veröffentlicht wurde. Darin heißt es unter anderem: „Der Schiedsrichtergruppenausschuss hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, fortan bis auf Weiteres keine Spiele der Herrenmannschaft der Kreisliga A 1 und der C-Junioren-Kreisstaffel von Zrinski Waiblingen mehr mit Schiedsrichtern zu besetzen.“ Den Grund dafür wird so begründet: „Am 26. September gab es bei der Kreisliga-A 1-Begegnung zwischen Zrinski Waiblingen und der SV Remshalden II nicht tolerierbare Vorfälle gegen den Schiedsrichter.

Drei Vorfälle haben das Fasszum Überlaufen gebracht.

Am 6. November wiederholte sich ein nicht tolerierbarer Vorfall ebenfalls in der Kreisliga A 1 beim Spiel SV Breuningsweiler II gegen Zrinski Waiblingen. Auch hier wurde der Schiedsrichter weit unter der Gürtellinie gedemütigt und auf das Niedrigste beschimpft.“ Beide Fälle wurden vom Sportgericht verhandelt und Strafen verhängt. Doch die Waiblinger Referees möchten dies mit ihrer Aktion öffentlich machen. Hinzu kommt, dass bei einem C-Junioren-Spiel zwischen Zrinski Waiblingen und der SGM Neustadt/Hohenacker einige Zuschauer und Eltern von Zrinski Waiblingen nach dem Schlusspfiff einen jungen Schiedsrichter beleidigt haben sollen.

Unterstützung bekommen die Waiblinger Referees von ihren Kollegen aus Backnang. „Das Fass ist voll. Aufgrund der Vielzahl der Vorfälle gegen Schiedsrichter ist es richtig, ein Zeichen zu setzen. Deshalb stelle ich mich hinter die Kollegen aus Waiblingen“, sagt Backnangs Obmann Michael Keller. Er hat auch festgestellt, dass der „Ton im Allgemeinen rauer auf den Sportplätzen geworden ist“. Er könnte sich ein ähnliches Mittel auch für seine Gruppe vorstellen. Doch einen Grund gibt es derzeit (noch) nicht. „Meiner Meinung nach ist momentan im Raum Backnang kein Verein speziell auffällig geworden.“

Wie reagiert der Verein Zrinski Waiblingen auf die Vorwürfe? Dazu gibt es ein zweiseitiges Schreiben. In diesem heißt es unter anderem: „Als Verein verurteilen wir die genannten Vorfälle ausdrücklich und tolerieren keine Beleidigungen gegenüber Schiedsrichtern. Wir haben die betroffenen Einzelpersonen bereits zur Rechenschaft gezogen und werden sie bei einer Wiederholung solchen Verhaltens noch härter bestrafen. Als Verein würdigen und respektieren wir das Schiedsrichteramt.“ Die Verantwortlichen von Zrinski Waiblingen schreiben zudem: „Wie jeder andere Verein auch haben wir auf manche Situationen jedoch keinen beziehungsweise nur sehr begrenzten Einfluss. Bei keinem der genannten Vorfälle handelt es sich laut Sportgericht um schwerere Vergehen und auch bei jedem Vorfall waren Vereinsvertreter anwesend, die die Situation beruhigt haben.“

Wie es weitergeht, muss abgewartet werden. Fakt ist allerdings, dass die beiden Begegnungen von Zrinski Waiblingen am vergangenen Wochenende in der Kreisliga A 1 und B 4 vom WFV abgesetzt wurden, weil keine Schiedsrichter für diese beiden Spiele gefunden wurden. Dies teilt der Bezirksspielleiter Ralph Rolli mit. Wie mit den Begegnungen von Zrinski Waiblingen am kommenden Wochenende verfahren wird, ist noch offen. Zum einen muss die Coronalage abgewartet werden, zum anderen hat der Württembergische Fußballverband das letzte Wort. Sollten die Partien von Zrinski stattfinden, läuft vieles darauf hinaus, dass diese unter Verbandsaufsicht über die Bühne gehen. Noch viel wichtiger wird sein, dass sich Schiedsrichter finden, die die Partien auch leiten. Backnangs Obmann Michael Keller sagt es treffend: „Wir sind Schiedsrichter als Hobby. Dabei tolerieren wir keine massiven Beleidigungen und schon gar nicht körperliche Angriffe.“

Weitere Vorfälle

Absagen Im Fußballbezirk Unterland gibt es ähnliche Absagen von Spielen. Die Begegnungen der Vereine TGV Eintracht Beilstein, Blau-Weiß Heilbronn und 1. FC Lauffen werden schon seit dem 14. November und bis zur Winterpause nicht mehr mit Unparteiischen besetzt und sind somit allesamt abgesagt. Es ist die Reaktion der Schiedsrichtergruppe Heilbronn auf körperliche Attacken und verbale Beleidigungen. Mit dieser Entscheidung solidarisieren sich die umliegenden Schiedsrichtergruppen.

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Erstellt:
30. November 2021, 06:00 Uhr

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