Schiedsrichtermangel im Handball ist akut

Fehlende Referees führen zu einigen Spielabsagen. Allerdings sehen sich die Vereine nicht in der alleinigen Schuld. Vertreter des HCOB, der SG Weissach und der HSG Sulzbach-Murrhardt haben einige Vorschläge.

In welche Richtung es bei den Unparteiischen im Handball in Zukunft geht, können die Vereine und der Verband beeinflussen. Foto: Imago

© imago images/Sergio Brunetti

In welche Richtung es bei den Unparteiischen im Handball in Zukunft geht, können die Vereine und der Verband beeinflussen. Foto: Imago

Von Heiko Schmidt

In den meisten Sportarten fehlen Schiedsrichter. Besonders dramatisch ist die Lage im Handball. Bei nur 50 zur Verfügung stehenden Schiedsrichterteams, aber 56 Wochenendspielen auf Verbandsebene ist die Rechnung schnell gemacht. Die Folge sind Spielabsagen, weil keine Unparteiischen zur Verfügung stehen. Von den drei Handballvereinen der Region – HC Oppenweiler/ Backnang, HSG Sulzbach-Murrhardt und SG Weissach im Tal – hat dies in dieser Saison schon die Frauen des HCOB bei der Verbandsliga-Partie gegen den SV Leonberg/ Eltingen getroffen. Auf Bezirksebene gibt es den kleinen Vorteil, dass dort statt Schiedsrichtergespannen nun auch nur ein Unparteiischer pfeifen darf.

Es gibt einige Ursachen für die Entwicklung der fehlenden Referees. So stellen die meisten Klubs nicht die erforderliche Anzahl an Schiedsrichtern – für jedes Team der Männer und Frauen sowie der A-, B- und C-Jugend muss ein Referee gemeldet werden. „Uns fehlen drei Schiedsrichter bei sechs anrechenbaren Mannschaften“, berichtet Weissachs Spielleiter Manuel Nick. Bei der HSG Sulzbach-Murrhardt sieht es nicht viel besser aus. Abteilungsleiterin Martina Fricker rechnet vor: „Wir haben nur fünf von acht geforderten Schiedsrichtern.“ Ebenfalls zu wenig Referees stellt der HCOB, der laut Pressesprecher Alexander Hornauer zwölf von 15 geforderten Schiedsrichtern im Einsatz hat.

Handballvereine wünschen sich mehr Unterstützung vom Verband

„Ein weiteres Problem ist, dass die meisten Spiele der Männer und Frauen am Samstagabend stattfinden“, macht Thomas Dieterich, Geschäftsstellenleiter des Handballverbands Württemberg (HVW), klar. Deshalb gilt der Appell an die Vereine, ihre Partien auf Freitag oder Sonntag zu verlegen. „Wir haben unseren Spielplan angepasst, sodass die Aktiven auch öfters sonntags spielen“, sagt Martina Fricker für die HSG Sulzbach-Murrhardt. Auch der HCOB und die Weissacher machen es so, damit der ominöse Samstagabend entlastet wird.

Die Handballvereine wünschen sich aber auch mehr Unterstützung von den Verbandsverantwortlichen. „Ich rege an, dass ein attraktives Angebot geschaffen wird, damit erfahrene Spieler dann als Schiedsrichter dem Handball erhalten bleiben“, schlägt Alexander Hornauer vor. Denn es ist für aktive Spieler schwierig, auch noch Partien zu pfeifen. Zudem sollte mehr auf die Sollzahl der geleiteten Partien der Referees geschaut werden. „Wir haben bei uns einen Schiedsrichter, der weitaus mehr als die 15 geforderten Spiele in einer Saison pfeift. Das sollte berücksichtigt werden“, fordert der Weissacher Manuel Nick. Alexander Hornauer vom HCOB geht noch weiter: „Die 15 anrechenbaren Spiele für einen Schiedsrichter könnten auch auf mehrere Personen aufgeteilt werden.“

Außerdem wünschen sich die Vereinsvertreter, dass zum Beispiel die Schiedsrichterneulingskurse nicht an den Wochenenden stattfinden sollten, wenn im Jugendbereich die Qualifikationsspiele ausgetragen werden. Denn meistens werden Jüngere, die selbst spielen, für diese Kurse gemeldet. Auch die Ausbildung der Referees hätte Alexander Hornauer gerne auf modernen Plattformen. In der Vergangenheit fand das oft als Präsenzveranstaltung statt. Inzwischen werde es online durchgeführt. Ein weiteres Anliegen der Klubs ist die größere Wertschätzung der Referees. 2010 wurde vom Verband das Jahr des Schiedsrichters ausgerufen und lief recht gut. Doch 2013 war dann nach einem Disput – einige Referees wurden bestraft – der komplette Verbandsschiedsrichterausschuss des HVW zurückgetreten, was für die Unparteiischen kein gutes Signal und auch nicht hilfreich bei der Suche nach Neulingen war.

Deswegen stehen die Zeichen nicht gut, dass alle Handballspiele mit Schiedsrichtern in naher Zukunft besetzt werden können. Deshalb hat der HVW einige Maßnahmen beschlossen. Kann ein Wochenendspiel bis freitags um 12 Uhr nicht mit Schiedsrichtern besetzt werden, informiert der Staffelleiter die betroffenen Vereine, die sich darauf einstellen können. Im schlimmsten Fall droht die Absetzung der Partie. „Das ist an den vergangenen beiden Wochenenden nicht mehr passiert“, berichtet HVW-Geschäftsstellenleiter Thomas Dieterich. Als Gründe nennt er aber auch, dass wegen der Coronalage – Vorsichtsmaßnahme und Quarantäne – einige Begegnungen abgesetzt wurden. Aber am 20./21. November konnten neun Partien wegen fehlender Schiedsrichter nicht stattfinden. Der Verband will nun etwas mehr Druck auf die Vereine ausüben. Im Gespräch ist, dass es ab der Saison 2022/2023 einen Punktabzug für die höchstklassige Mannschaft eines Klubs, der sein Schiedsrichtersoll nicht erfüllt, geben könnte.

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Erstellt:
2. Dezember 2021, 11:30 Uhr

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