Schröder über Lakers-Vertrag: „In einer super Situation“

dpa Los Angeles. Auslaufender Vertrag, eine Einigung mit den Lakers ist erst mal nicht in Sicht. Für Basketball-Nationalspieler Dennis Schröder ist seine unklare Zukunft in der NBA eine „super Situation“.

Dennis Schröder sieht sich in den Verhandlungen mit den Los Angeles Lakers in „einer super Situation“. Foto: Carlos Osorio/AP/dpa

Dennis Schröder sieht sich in den Verhandlungen mit den Los Angeles Lakers in „einer super Situation“. Foto: Carlos Osorio/AP/dpa

Dennis Schröder will jetzt auch einfach mal wissen, wie das ist: Wenn man selbst entscheiden kann.

Seit seinem NBA-Debüt im Oktober 2013 hatten immer die Teams die Kontrolle darüber, wo Deutschlands inzwischen bester Basketballer spielt. Erst bei den Atlanta Hawks und dann beim Team von Oklahoma City Thunder, das ihn im November zu den Los Angeles Lakers schickte.

Ausgerechnet der Rekordmeister in der nordamerikanischen Profi-Liga sitzt nun am kürzeren Hebel: Schröders Kontrakt läuft aus, ein 84-Millionen-Dollar-Angebot für einen Vierjahresvertrag des schillernsten aller NBA-Teams hat er dem Vernehmen nach abgelehnt und kann im Sommer machen, was er will.

„Ich bin in einer super Situation“, sagte der 27 Jahre alte Braunschweiger der Deutschen Presse-Agentur. „Ich werde mich dann, wenn die Saison vorbei ist, mit meiner Familie hinsetzen und gucken, was das Beste für mich ist.“ Dass er den NBA-Rekordmeister verlässt ist dabei nur eine Möglichkeit, schließlich hat er mit seiner Frau und den beiden Kindern gerade erst eine große Villa nördlich der Santa Monica Mountains im Ortsteil Tarzana bezogen und fühlt sich grundsätzlich wohl - aber er kann weg, wenn er will.

Die Lakers wissen das und wollten offenbar verhindern, was im Fußball gleichzusetzen ist mit dem ablösefreien Wechsel eines Topspielers, etwa dem Abschied von David Alaba vom FC Bayern München. Am letzten Tag des Transferfensters war Schröder deswegen plötzlich Teil eines Angebots an die Toronto Raptors, um im Gegenzug Kyle Lowry zu bekommen. Nach dem Motto: Dann verlieren wir ihn wenigstens nur für eine Gegenleistung. Allerdings hat der Schachzug dem Anschein nach zumindest eine kleine Delle hinterlassen in der noch relativ frischen Beziehung zwischen Schröder und Los Angeles. „Es ist ein verrücktes Geschäft“, sagte er nach dem Ende der Transferphase zu den Gerüchten.

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kann der Aufbauspieler mit der Ungewissheit derzeit aber gut umgehen. Zum ersten Mal in seiner Karriere spielt er bei einer Mannschaft, die trotz aller aktuellen Schwierigkeiten wie beim 104:110 gegen die Miami Heat und nur vier Siegen aus den vergangenen zehn Spielen zum Kreis der Titelkandidaten zählt. Trainer und Kollegen loben Schröder, wann immer sie von Journalisten nach ihm gefragt werden.

„Ich denke, es läuft großartig. Wir hoffen, dass er hier glücklich ist“, sagte etwa Trainer Frank Vogel nach den ersten 100 Tagen Schröders in der Stadt. „Er hatte einen großartigen Start als Laker.“ Und auch wenn die derzeit verletzten Stars LeBron James und Anthony Davis wieder auf dem Parkett stehen, wird Schröder seinen Platz in der Anfangsformation ziemlich sicher nicht verlieren. Vogel schätzt seine Aggressivität in der Abwehr und seine Geschwindigkeit.

Schröder selbst sagt seit seiner Ankunft in Los Angeles immer wieder, wie gut ihn das Team aufgenommen hat und wie wohl er sich fühlt. „Aber ich will natürlich auch mal sehen, wie es aussieht, wenn ich mal komplett frei bin. Damit ich mich mal nach acht Jahren selber mal entscheiden kann, wo ich gerne hin will oder was ich gerne unterschreibe. Ich hatte das vorher noch nie in den acht Jahren“, sagte Schröder. „Da hatte immer das Team die Entscheidung. Dieses Jahr habe ich das.“ Dass er doch noch während der Saison ein Angebot der Lakers annimmt, ist deswegen sehr unwahrscheinlich.

Ein Restrisiko besteht aber trotz allem auch für ihn. Schröders Statistiken sind derzeit etwas schlechter als noch in Oklahoma, er kommt im Schnitt auf 15,1 Punkte, 3,5 Rebounds und 5,4 Vorlagen. Bei seinem Ex-Team waren es - in einer Rolle als Spieler, der von der Bank kam - 18,9 Punkte, 3,6 Rebounds und 4,0 Vorlagen. Und Schröder muss erst noch beweisen, dass er auch spät in den Playoffs Leistung bringen und einer Mannschaft helfen kann. Sollte das nicht klappen, wird sein Marktwert sinken. Eine Verletzung vermeidet er besser auch.

© dpa-infocom, dpa:210408-99-133113/4

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Erstellt:
9. April 2021, 04:33 Uhr

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