Schwierige Trainer-Suche: Wer rettet Schalke 04?

dpa Gelsenkirchen. Die Kurzzeit-Mission von Huub Stevens beim Krisenclub FC Schalke endet mit dem Einzug ins Pokal-Achtelfinale. Mit einem Sieg gegen Ulm und einem Erfolgserlebnis verabschiedet sich das Team in die Weihnachtstage. Doch wer soll den Verein nun vor dem Abstieg retten?

Interimstrainer Huub Stevens hat seine Mission auf Schalke erfüllt. Foto: Guido Kirchner/dpa

Interimstrainer Huub Stevens hat seine Mission auf Schalke erfüllt. Foto: Guido Kirchner/dpa

Huub Stevens verabschiedete sich auf seine Art von seiner Kurzzeit-Mission als Schalke-Trainer. Mit einem breiten Lächeln und etwas Ironie.

„Ich hoffe, dass ich meine Lizenz nicht noch einmal verlängern muss und dass bis Januar ein neuer Trainer gefunden ist“, sagte der 67-Jährige nach dem 3:1-Erfolg gegen den Regionalligisten SSV Ulm, mit dem der gebeutelte Traditionsclub das Achtelfinale des DFB-Pokal erreichte.

Der durch ein Traumtor von Suat Serdar (27. Minute) und einen Doppelschlag von Benito Raman (51./63.) sicher gestellte Erfolg gegen den am Ende kraftlosen Viertligisten dokumentierte lange Zeit, welch schwierige Aufgabe einen neuen Chefcoach nach den Fehlschlägen mit David Wagner und Manuel Baum erwartet.

Immerhin war der Erfolg kurz vor Weihnachten etwas Balsam auf die Schalker Seelen: „Jeder Sieg hilft“, sagte Stevens, und Raman merkte an: „Es war sehr wichtig, dass wir dieses schwierige Jahr mit einem Erfolgserlebnis beenden konnten.“

Sportvorstand Jochen Schneider, der auf der Tribüne nachdenklich wirkte, steht bei der Nachfolge-Regelung unter Zeitdruck. Bereits am 27. Dezember trifft sich das Team zu Corona-Tests, einen Tag später könnte das erste Training unter dem neuen Mann erfolgen. Schon am 2. Januar ist der seit 29 Bundesliga-Spielen sieglose Tabellenletzte bei Hertha BSC gefordert. Doch wer ist der Herkules-Aufgabe, den Revierclub noch vor dem Abstieg zu retten, gewachsen? Dem Vernehmen nach erwartet den Neuen ein niedriges Grundgehalt, aber eine deftige Nicht-Abstiegsprämie. Die derzeit meist genannten Kandidaten:

CHRISTIAN GROSS (66): Der Schweizer gilt als harter Hund und momentan als leicht favorisiert. Doch für ihn spricht lediglich, dass Schneider ihn aus gemeinsamen Stuttgarter Zeiten (2009 bis 2010) kennt. Zuletzt war Gross vor acht Jahren in Europa tätig. Zwischen 2014 und Februar 2020 arbeitete der 66-Jährige in Saudi-Arabien und Ägypten. Dass er der Richtige wäre, um der Mannschaft fehlendes Selbstvertrauen einzuimpfen, scheint zweifelhaft.

ALEXANDER ZORNIGER (53): Auch der ehemalige Trainer von RB Leipzig (2012 bis Februar 2015) und des VfB Stuttgart (2015) wäre zu haben. Bis Februar 2019 trainierte Zorniger gut zweieinhalb Jahre den dänischen Spitzenclub Bröndby IF. Seitdem ist er ohne Engagement. Auch Zorniger kennt Schneider aus seiner Stuttgarter Zeit, wo dieser 2009 für einige Monate auch als Co-Trainer fungierte. In Leipzig prägte Zorniger einen modernen und offensiven Spielstil und holte im Schnitt mehr als zwei Punkte, allerdings noch in der 2. Liga.

FRIEDHELM FUNKEL (67): Für Funkel spräche die größte Erfahrung mit bedrohten Mannschaften. Schon mehrfach rettete der 67-Jährige Vereine vor dem Abstieg. Er ist ruhig, sachlich, stellt sich stets hinter seine Schützlinge und verliert nie die Nerven. Bei Funkel weiß man, was man bekommt. Für modernen Offensiv-Fußball steht er nicht. Aber der ist in Schalkes Lage vielleicht auch gar nicht gefragt. Bis Ende Januar 2020 war Funkel bei Fortuna Düsseldorf engagiert, ehe Uwe Rösler übernahm. Funkel ist in der Region verwurzelt, wollte aber eigentlich keinen Club mehr trainieren. Ob Schalke ihn aus dem Ruhestand holt?

© dpa-infocom, dpa:201223-99-796258/3

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Erstellt:
23. Dezember 2020, 12:12 Uhr

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