Schwimmtrio der TSG Backnang: Für neue Bestzeiten über den großen Teich

Laura Manolaras, Cara Möhle und Chiara Vetter bringen ihr Studium und den Sport in den USA weitaus besser unter einen Hut als in der Heimat. Die Schwimmerinnen der TSG Backnang schwärmen von den Trainingsmöglichkeiten und hoffen deshalb noch einmal auf persönliche Rekorde.

Laura Manolaras, Chiara Vetter und Cara Möhle (von links) sind glücklich, den Sprung in die USA gewagt zu haben. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Laura Manolaras, Chiara Vetter und Cara Möhle (von links) sind glücklich, den Sprung in die USA gewagt zu haben. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

„Ich dachte, das klappt sowieso nicht“, erinnert sich Laura Manolaras an den Tag, als sie auf das Anschreiben einer Organisation auf Instagram antwortete, die Kontakte zwischen deutschen Schwimmern und amerikanischen Trainern vermittelt. Was für ein erfreulicher Irrtum, denn „zwei Monate später war ich schon in den USA“. Rund eineinhalb Jahre ist das her, unlängst hat für die Biologie- und Chemiestudentin aus Fichtenberg in Franklin Springs im Bundesstaat Georgia das vierte Semester begonnen. Sie weiß also schon, dass sich ihre „Hauptmotivation, das Schwimmen noch einmal neu zu erleben“, tatsächlich erfüllt hat. Auf die Vereinbarkeit des Sports mit dem Studium werde in den Vereinigten Staaten viel mehr Wert gelegt, berichtet die 19-Jährige, die 15 bis 20 Stunden pro Woche trainiert. Zweimal geht’s am frühen Morgen von 6 bis 7 Uhr ins Wasser, nach den Vorlesungen kann sie tagtäglich drei Stunden ihre Bahnen ziehen. Ein weiteres Plus sind die kurzen Wege: Das Studentenwohnheim ist von der Schwimmhalle nur einen fünfminütigen Spaziergang entfernt.

Was Laura Manolaras erzählte, wenn sie in den Semesterferien wieder im Hallenbad in Backnang vorbeischaute, „hat mich schon ein bisschen inspiriert“, gibt Cara Möhle zu. „Der Tagesablauf hat sich gut angehört.“ In der gleichaltrigen Aspacherin reifte die Idee, ihr Psychologie- und Kunststudium in den USA aufnehmen zu wollen. Im vergangenen Sommer war es so weit, mittlerweile hat im kalifornischen Fresno bereits das zweite Semester begonnen. Auch sie hat die Vorzüge des dortigen Systems längst registriert, hierzulande sei es „schwieriger, seinen Sport auf einem hohen Niveau aufrechtzuerhalten“.

Chiara Vetter verschiebt den Start ins Arbeitsleben und sattelt den Master drauf

Damit waren es schon zwei Vereinskolleginnen, die Chiara Vetter mit der Frage konfrontierten, ob sie den Weg über den großen Teich nicht auch noch antreten sollte. „Ich hatte mir das in der Schule schon überlegt, es hat sich aber nicht ergeben“, erzählt die Auenwalderin, die zwei Jahre älter als ihre Freundinnen ist und das Maschinenbaustudium mit der Bachelorarbeit abgeschlossen hat. Sie rückte von dem Plan, ins Arbeitsleben einzusteigen, noch einmal ab, „weil ich gemerkt habe, dass ich mit dem Schwimmen noch nicht aufhören will“. Stattdessen stieg sie vor einem Monat zum ersten Mal in den Flieger nach Youngstown in Ohio, um dort den Master draufzusatteln und die Möglichkeit zu nutzen, ihren Sport noch eine Weile auf gehobenem Level weiterzubetreiben.

Das Trio von der TSG Backnang eint die große Hoffnung, kontinuierlich an den persönlichen Bestzeiten schrauben zu können. Eigentlich ist es fast eine Gewissheit, denn „man hat mehr Zeit, auf sämtliche Komponenten wie Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Technik zu schauen“, betont Cara Möhle und glaubt: „Dadurch wird man automatisch schneller.“ Hinzu kommt, dass Laura Manolaras im zweiten und dritten Semester bereits große Fortschritte gemacht und mit den Kommilitoninnen erste Erfolge gefeiert hat. Auch Chiara Vetter setzte kurz nach ihrer Ankunft eine erste Duftmarke, indem sie über 100 Yards Brust die fünftschnellste Zeit schwamm, die es an ihrer Uni bislang gab. Die 21-Jährige will zum wiederholten Male ein Ticket für die deutsche Meisterschaft auf der 50-Meter-Bahn im Sommer lösen und in Berlin dann „meine Bestzeit schwimmen“.

Das einzige Problem, das es in den USA bislang gibt, ist die schwierige Vergleichbarkeit der Zeiten. Yards dort, Meter hierzulande – das verkürzt die Distanzen ein wenig, weshalb sich Freistilspezialistin Möhle auch nach den ersten Wettkämpfen in der Vorsaison noch schwertut, ihre Ergebnisse richtig einzuordnen. Das wird sich in der bevorstehenden Hauptsaison wohl ändern und es ihr erleichtern, ihre Chancen bei den deutschen Meisterschaften einzuschätzen – die Qualifikation vorausgesetzt, „aber ich verzweifle nicht, wenn es nicht klappen sollte“. Ähnlich sieht es bei Laura Manolaras aus, die in den USA mittlerweile auch ihre Freude am Triathlon entdeckt hat und das dafür nötige Training „nach dem Training“ durchzieht, wie sie schmunzelnd berichtet: „Der Fokus liegt weiterhin klar auf dem Schwimmen.“

Die Pflege der sozialen Kontakte spielt an den US-Universitäten eine große Rolle

Der Sport und das Studium sind für das Trio in den Staaten aber längst nicht alles. „Es wird an der Universität auch großer Wert auf die sozialen Kontakte gelegt“, sagt Cara Möhle und nennt ein Eishockeyturnier und Trips an Seen oder ans Meer als gemeinsame Aktivitäten. Das ist bei Laura Manolaras nicht anders, nur Diskussionen über Politik seien in dem gespaltenen Land nicht unbedingt ratsam. Das ist ein Ratschlag, den sich Chiara Vetter vielleicht zu Herzen nimmt. Genauso wie den, „offen zu sein. Es sind alle sehr nett und sie helfen einem beim Einleben.“ Das ist auch Möhles Erfahrung und sie hat festgestellt, dass die Frage der Einheimischen nach dem persönlichen Befinden mehr als eine Höflichkeitsfloskel ist: „Sie erwarten wirklich, dass du erzählst, wie es dir geht. Mit gut zu antworten, ist zu wenig.“

Ob es die drei Frauen aus dem Ländle im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten schaffen, sich auch einmal zu treffen, um sich nicht mit WhatsApp-Nachrichten begnügen oder die nächste Rückkehr in die Heimat abwarten zu müssen, ist fraglich. Zu weit liegen ihre Studienorte auseinander – das gilt vor allem im Westen der USA für Cara Möhle, die zudem voraussichtlich bereits zum nächsten Semester nach Deutschland zurückkehrt. Dagegen will Laura Manolaras mindestens bis 2025 bleiben und ihr Studium in den Vereinigten Staaten abschließen. Und das, obwohl sie anfangs gedacht hatte, das klappt sowieso nicht.

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Erstellt:
7. Februar 2023, 06:00 Uhr

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