Schwitzen für die Chance auf den Traumjob

Um sich überhaupt für eine Ausbildung bei der baden-württembergischen Polizei bewerben zu können, muss die sportliche Leistungsfähigkeit nachgewiesen werden. Bevorzugte Form hierfür ist das Deutsche Sportabzeichen. Die TSG Backnang 1846 bietet Interessenten die Prüfung an.

Michael Bechthold überquerte die Latte beim Hochsprung bei 1,30 Metern. Genug für den Traum von der Polizeiausbildung. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Michael Bechthold überquerte die Latte beim Hochsprung bei 1,30 Metern. Genug für den Traum von der Polizeiausbildung. Foto: T. Sellmaier

Von Steffen Grün

Von Polizeibeamten eine gewisse körperliche Fitness zu erwarten, folgt einer simplen und nachvollziehbaren Logik. Um die Verfolgung eines Ladendiebes, eines Bankräubers oder eines sonstigen Tatverdächtigen aufnehmen und ihn im Idealfall stellen zu können, braucht es schließlich ein Mindestmaß an Tempo und Stehvermögen. Deshalb wird schon von den potenziellen künftigen Ordnungshütern verlangt, ihrer Bewerbung um den Ausbildungsplatz bei der Polizei im Ländle eine Bescheinigung für den Erwerb des Deutschen Sportabzeichens beizufügen.

Einer, der unbedingt in diesen Beruf einsteigen möchte, ist Michael Bechthold. Der 16-Jährige, der seit wenigen Wochen im Besitz der Mittleren Reife ist, hatte mit Beginn seines letzten Schuljahres am Bildungszentrum in Weissach im Tal richtig damit angefangen, darüber nachzudenken, was aus ihm werden soll. „Ich habe einige Freunde, die in den vergangenen Jahren die Polizeilaufbahn eingeschlagen haben“, erzählt der Jugendliche aus Althütte. Weil die ihm offenbar viel Positives berichteten, will er es ihnen nun gleichtun und geht dieses Vorhaben sehr strukturiert an. Vor allem nicht auf den letzten Drücker, denn obwohl für die Bewerbung noch Zeit bis zum 30. September bleibt, hat Michael Bechthold die meisten benötigten Unterlagen schon vorliegen: „Mir fehlt nur noch der Nachweis, dass ich keine Punkte in Flensburg habe.“ Es ist eine Formalität, denn er schwört auf Nachfrage lachend Stein und Bein, dass in dieser Hinsicht keinerlei böse Überraschungen zu erwarten sind: „Das dauert noch etwa zwei Wochen, dann habe ich alles beieinander.“

Den Papierkram hat der junge Mann also beinahe erledigt. Der praktische Teil ist sogar schon komplett abgeschlossen, bei der TSG Backnang 1846 sicherte sich Michael Bechthold das Deutsche Sportabzeichen. Er war schon im Vorfeld guter Dinge, dass das funktioniert, immerhin rennt er beim TSV Althütte seit seiner Kindheit dem runden Leder hinterher. Weil der Fußball und das, was fürs Sportabzeichen zu leisten ist, aber irgendwie doch zwei paar Stiefel sind, wollte er die Angelegenheit nicht ganz unvorbereitet in Angriff nehmen. „Ich bin ein paarmal joggen gegangen“, verrät der Althütter, wie er sein Gewissen beruhigte, alles Nötige getan zu haben. Beim 800-Meter-Lauf passierte er die Ziellinie nach 3:14 Minuten, in der Altersklasse der 16- und 17-Jährigen „hat das locker für Silber gereicht, aber es war schon anstrengend“. Ein Spielraum von elf Sekunden war ihm am Ende geblieben, denn Bronze hätte für den erhofften Weg in den Polizeidienst im Ausdauerbereich nicht gereicht. Im Gegensatz zu den drei anderen Kategorien, in denen Bronze genügt. Bechthold sprintete die 100 Meter in 14,7 Sekunden, „auch das war nicht so schwer“ und damit die Schnelligkeit abgehakt. Sogar für Silber wäre er noch flink genug gewesen, aber gerade so mit einer Punktlandung.

Blieben die beiden Disziplinen, die er aus freien Stücken wählen konnte. Im Kraftbereich entschied er sich für den Wurf eines 200-Gramm-Balles, weil das daheim leichter zu üben war als Kugelstoßen, weil der Standweitsprung „nichts für mich war“ und weil die TSG das Gerätturnen in Coronazeiten nicht anbietet. Nach 38 Metern plumpste das Teil wieder auf den Rasen des Karl-Euerle-Stadions, auch das sogar genug für Silber. Bei der Koordination widmete sich Michael Bechthold dem Hochsprung und überquerte die Latte nicht bei den benötigten 1,20 Metern, sondern bei der zehn Zentimeter höher liegenden Silbermarke. „Ich habe einen Versuch über 1,40 Meter gemacht und die Latte gerissen“, erzählt der Bize-Absolvent, wie es weiterging. Damit war sein Ehrgeiz gestillt, „ich habe gedacht, dass es mir ja schon reicht“. Nun geht sein Blick auf den Auswahltest, der noch zwischen ihm und der Ausbildung zum Polizisten liegt. „Da weiß ich nicht so genau, was auf mich zukommt“, nennt Bechthold den Unterschied zum klaren Anforderungskatalog beim Sportabzeichen. Er wird wie Lena Raabe, Sara Mauthe (beide Aspach) und Julian Baumert (Auenwald), die allesamt auch zur Polizei wollen und mit dem Sportabzeichen bei der TSG den ersten Schritt gegangen sind, sein Bestes geben, um weiterhin vom Traumberuf träumen zu können.

Die TSG Backnang 1846 bietet in dieser Saison noch acht Sportabzeichentermine an. Im Karl-Euerle-Stadion steht das Prüferteam morgen, am 18. und 25. August sowie am 1., 8., 15., 22. und 29. September jeweils um 18 Uhr parat. Wegen der Coronaregeln ist eine Anmeldung bis spätestens 24 Stunden vor dem jeweiligen Termin per E-Mail an sportabzeichen@tsg-backnang.de nötig. Weitere Fragen gehen an dieselbe Adresse. Schwimmprüfungen können im Freibad mit den Bademeistern vereinbart werden.
Deutsches Sportabzeichen ergänzt Auswahltest und ärztliche Auswahluntersuchung

Grundvoraussetzung Ohne den Nachweis sportlicher Leistungsfähigkeit ist die Bewerbung für den mittleren oder den gehobenen Polizeidienst nicht möglich. Wer Ordnungshüter werden will, muss schon im Vorfeld das Deutsche Sportabzeichen machen, um die Einzelprüfkarte oder die Urkunde vorlegen zu können. Zum Bewerbungszeitpunkt darf die Prüfung aber nicht länger als zwölf Monate zurückliegen.

Mindestleistungen Mit Angeboten aus der Leichtathletik, dem Radfahren, Schwimmen und Gerätturnen sind wiederum vier Kategorien abzudecken, um das Deutsche Sportabzeichen in Gold, Silber oder Bronze zu bekommen. Die potenziellen Polizeibeamten können ihre Übung in den Teilbereichen Kraft und Koordination völlig frei wählen, mindestens die für Bronze in der jeweiligen Altersstufe verlangte Leistung muss erbracht werden. Bronze ist auch der Maßstab in Sachen Schnelligkeit, hier gibt es für die angehenden Bewerber allerdings eine klare Vorgabe: Sie müssen zu einem 100-Meter-Lauf antreten. Bei der Ausdauer wird die „Silberleistung“ erwartet, die Wahlmöglichkeit ist mit einem 800- oder einem 3000-Meter-Lauf eingeschränkt.

Auswahltest Sportliche Qualitäten sind nicht alles, was für eine Bewerbung erforderlich ist. Die Kandidaten werden zudem zu einem Termin eingeladen, bei dem es einen Sprachverständnistest, einen Rechtschreibungstest, einen Intelligenztest und ein Auswahlgespräch gibt.

Alternative Bewerbern, die das Sportabzeichen nicht in der geforderten Form vorlegen können, wird eine zweite Möglichkeit geboten. Sie dürfen an einem separaten Termin einen 3000-Meter-Lauf absolvieren, müssen aber anders als beim Sportabzeichen auf Anhieb liefern. Wird die vorgegebene Zeit nicht im ersten Versuch unterboten, gilt der gesamte Auswahltest als nicht bestanden.

Auswahluntersuchung Erst nach bestandenem Auswahltest sowie finaler Prüfung und Bearbeitung der Bewerbungsunterlagen erfolgt die ärztliche Feststellung der Polizeidiensttauglichkeit. Untauglich ist zum Beispiel, wer einen Body-Mass-Index von über 27,5 oder unter 18 hat.

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Erstellt:
10. August 2021, 06:00 Uhr

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