Sieg bei Hoffenheim: Mainz klettert aus der Abstiegszone

dpa Sinsheim. Vom aussichtslosen Abstiegskandidat zum Team der Stunde im Keller:  Mainz 05 präsentiert sich seit Monaten in Bestform. Der Sieg bei 1899 Hoffenheim ist ein riesiger Schritt Richtung Klassenerhalt.

Der Mainzer Dominik Kohr (2.v.r) traf zur 2:1-Führung. Foto: Uwe Anspach/dpa

Der Mainzer Dominik Kohr (2.v.r) traf zur 2:1-Führung. Foto: Uwe Anspach/dpa

Bo Svensson zeigte sein breitestes Grinsen und umarmte alle seine Spieler herzlich. 

In weniger als drei Monaten Amtszeit hat der dänische Chefcoach den FSV Mainz 05 von einem chancenlosen Zweitliga-Kandidat zum Team der Stunde im Abstiegskampf gemacht. „Der Trainer hat einen großen Anteil, aber auch in der Mannschaft stimmt es. Der Trainer geht voran und es ziehen alle mit“, kommentierte Torschütze Robert Glatzel nach dem 2:1-Sieg bei der TSG 1899 Hoffenheim am Sonntag. Svensson selbst freute sich über „einen verdienten Sieg“, relativierte aber schnell: „Eine Eskalation“ soll es für ihn erst geben, wenn der Klassenerhalt geschafft ist.

Erstmals seit November und überhaupt erst zum zweiten Mal in dieser Saison stehen die zwischenzeitlich weit zurückgefallenen Mainzer mit 24 Punkten nun oberhalb der Abstiegszone. „Das Wichtigste ist, dass er die Art und Weise reinkriegt, wie wir spielen wollen“, lobte Sportdirektor Martin Schmidt den Coach, unter dem die 05er in Leipzig, Gladbach und nun Hoffenheim gleich drei Europa-Starter besiegten. Gegen Dortmund und Leverkusen erkämpfte die Elf jeweils ein Unentschieden. Man habe es „geschafft, dass wieder Leben drin ist“, sagte Schmidt.

Das war am Sonntag zu sehen, der Sieg in Sinsheim vor coronabedingt leeren Rängen ging völlig in Ordnung. Glatzel nach nur 28 Sekunden und Dominik Kohr (41. Minute) schossen die Tore für die Rheinhessen, die sich vom Gegentor durch Ihlas Bebou (39.) überhaupt nicht beeindruckt zeigten. „Man sieht von Spiel zu Spiel mehr von uns. Der Makel heute war, dass es so lange offen war, dieses Spiel“, kommentierte Schmidt, der einst selbst mal die Mainzer trainierte.

Während Hoffenheim und Torschütze Bebou (39.) nach der zweiten Liga-Niederlage nacheinander wohl endgültig die Europa-Ränge abhaken können, sind die Mainzer in der Rückrunde beeindruckend stark. War man in der Hinrunde mit sieben Zählern noch gleichauf mit dem FC Schalke 04, punktet die Mannschaft in der zweiten Saisonhälfte unter Svensson bislang besser als Spitzenteams wie Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen. Mainz holte aus den ersten zwölf Ligaspielen unter Svensson 18 Punkte – nur Thomas Tuchel (21) und Jürgen Klopp (19) sammelten zum Start im Oberhaus in diesem Zeitraum mehr Zähler mit den 05ern.

Der Nicht-Abstiegsplatz sei „eine schöne Momentaufnahme“, nach 26 Bundesliga-Spieltagen aber noch nicht viel wert, sagte der erst im Winter per Leihe gekommene Glatzel. „Wenn wir jetzt glauben, dass wir es geschafft haben, fliegt das gleich wieder nach hinten.“. Klar ist: Im direkten Vergleich mit den Rivalen Köln, Hertha und Bielefeld sind die Mainzer derzeit das formstärkste Team. „Wir haben da in der sportlichen Leitung vieles richtig gemacht“, sagte Funktionär Schmidt, der gemeinsam mit Ex-Profi Svensson und Sportvorstand Christian Heidel zum Jahreswechsel zurück nach Mainz kam.

Die Hoffenheimer, denen nach den bitteren Pokal-Niederlagen gegen Fürth und Molde nun endgültig ein langweiliger Saisonausklang droht, lieferten einen laschen Auftritt und haben in dieser Form gar nichts mit Europa zu tun. „Wir dürfen uns nicht so den Schneid abkaufen lassen zuhause“, bemängelte Florian Grillitsch. Trotz des Rückstands bot die Elf von Trainer Sebastian Hoeneß in Halbzeit zwei quasi nichts an.

Stattdessen wurde Mittelfeldarbeiter Kohr mit seinem ersten Bundesliga-Tor nach 1289 Tagen zum Matchwinner. Der 27-Jährige packte den Ball unter sein Trikot, steckte den Daumen in den Mund und schickte schöne Grüße an die Familie am Fernseher. Seine Frau und er erwarten Anfang August ein Baby.

© dpa-infocom, dpa:210321-99-911356/4

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Erstellt:
21. März 2021, 15:26 Uhr

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