Ob mit oder ohne Zverev: Tennis-Herren heiß auf Madrid

dpa Düsseldorf. Es gab Zeiten, da ging es rund um das Davis-Cup-Team nur um Zoff und Streitigkeiten. Doch das ist lange vorbei. Inzwischen hat sich ein verschworener Haufen gebildet, der mit großen Ambitionen zur Endrunde nach Madrid fährt.

Die deutschen Davis-Cup-Spieler feiern den Sieg gegen Weißrussland. Foto: Federico Gambarini/dpa

Die deutschen Davis-Cup-Spieler feiern den Sieg gegen Weißrussland. Foto: Federico Gambarini/dpa

Zum Titelfavoriten wollte Michael Kohlmann die deutsche Auswahl noch nicht gleich ausrufen.

Aber nach dem am Ende doch noch souveränen 4:1-Sieg in der Qualifikationspartie gegen Weißrussland reisen die deutschen Tennis-Herren mit jeder Menge Selbstvertrauen zur Davis-Cup-Endrunde in Madrid vom 23. bis 29. November. „Ich glaube, dass die großen Nationen ungern gegen uns spielen“, sagte Kohlmann. „Wir zählen sicher nicht gleich zu den Favoriten, aber können uns berechtigte Chancen ausrechnen, weit zu kommen.“

Im vergangenen Jahr war für die deutsche Mannschaft bei der neuen Finalrunde, die seit 2019 mit 18 Mannschaften ausgetragen wird, im Viertelfinale gegen Großbritannien Schluss. „Wir hatten das Gefühl, dass da mehr drin war. Jetzt freuen wir uns, dass wir wieder da sind und nochmal angreifen können“, sagte Jan-Lennard Struff, der mit seinen beiden Einzelsiegen großen Anteil am Sieg gegen Weißrussland in Düsseldorf hatte.

Der 29 Jahre alte Warsteiner ist in den vergangenen Jahren deutlich gereift, übernahm in Abwesenheit von Alexander Zverev wie ganz selbstverständlich die Rolle des Spitzenspielers. Am ersten Tag brachte er Deutschland mit einem Sieg gegen Ilja Iwaschka in Führung. Am Samstag machte er mit einer beeindruckenden Vorstellung im Spitzeneinzel gegen Egor Gerassimow alles klar. „Jan hat das einfach überragend gemacht. Jürgen Klopp steht für Vollgas-Fußball, Jan-Lennard Struff für Vollgas-Tennis“, lobte Kohlmann.

Am liebsten wären Deutschlands Tennis-Herren noch am Samstagabend in den Flieger nach Madrid gestiegen. Im Überschwang ihrer Gefühle dachten die deutschen Profis sogar daran, einigen Fans die Reise nach Madrid zu spendieren, nachdem 2019 nur ein paar wenige Anhänger den Weg nach Spanien gefunden hatten. „Die Flüge sind ja nicht so teuer“, sagte Andreas Mies, der zusammen mit Kevin Krawietz am Samstag im Doppel für die wichtige 2:1-Führung gesorgt hatte, nachdem Routinier Philipp Kohlschreiber am Freitag gegen Gerassimow gepatzt hatte. „Wir würden uns auf jeden Fall freuen, wenn dieses Mal ein paar mehr Fans uns begleiten würden.“

Doch bis es in Madrid um die Davis-Cup-Krone geht, dauert es noch über ein halbes Jahr. Was alle in der sehr homogen auftretenden Auswahl des Deutschen Tennis Bundes bedauerten. Denn die Woche von Düsseldorf machte erneut deutlich, dass Kohlmann inzwischen einen verschworenen Haufen geformt hat, der stolz darauf ist, für Deutschland zu spielen. „Es war etwas ganz Besonderes“, sagten nahezu alle Spieler wortgleich zum Auftritt im Düsseldorfer Castello.

Dass Zverev fehlte, spielte keine große Rolle. Wie auch eine Rückkehr zur Endrunde das Gefüge ebenso wenig stören würde wie eine erneute Absage. „Natürlich würden die Chancen mit ihm steigen“, gab Kohlmann zu. „Du kommst noch einmal in eine andere Situation, wenn du einen Top-Ten-Mann in deinen Reihen hast.“

Doch auch ohne den Halbfinalisten der Australian Open sehen sich die Deutschen gut aufgestellt. „Wir sind nicht leicht zu spielen, ob mit oder ohne Sascha“, sagte Kohlmann. „Wir sind immer in der Lage, ein Einzel zu gewinnen. Und wir haben schon lange kein Doppel mehr verloren, das wissen die anderen Länder auch.“ Gegen wen es in Madrid in der Vorrunde geht, entscheidet sich am Donnerstag. Dann werden in London die sechs Dreier-Gruppen für das Endturnier ausgelost.

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Erstellt:
8. März 2020, 07:23 Uhr

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