Sieg gleitet in Endphase aus den Händen

Handball-Drittligist Oppenweiler/Backnang macht bei der TSG Haßloch lange viel richtig und verliert trotzdem noch mit 27:31

Der Sieg war zum Greifen nahe, doch in den Schlussminuten glitt er Handball-Drittligist HC Oppenweiler/Backnang aus den Händen. Das 27:31 bei der TSG Haßloch schmerzte, denn es entsprach nicht den gezeigten Leistungen. Letztendlich mussten sich die Gäste zwei Dinge ankreiden lassen. Erstens: Sie hätten längst höher führen müssen. Zweitens: Sie hätten in den letzten Minuten einfach weiterspielen müssen wie zuvor.

Lag mit dem HCOB lange vorn: Marcel Lenz. Am Ende verloren die Murrtaler aber noch die Spielkontrolle und die gesamte Partie. Foto: A. Hornauer

© Alexander Hornauer

Lag mit dem HCOB lange vorn: Marcel Lenz. Am Ende verloren die Murrtaler aber noch die Spielkontrolle und die gesamte Partie. Foto: A. Hornauer

Von Alexander Hornauer

Die TSG Haßloch trat erstmals seit Längerem in voller Mannschaftsstärke an. Beim HCOB gab’s dagegen zwei Ausfälle: Abwehrchef Tim Düren fehlte wegen einer Ellenbogenverletzung. Felix Raff lag krank im Bett. Haßloch erwischte den besseren Start. Das war vor allem der Tatsache geschuldet, dass die Gäste in der Abwehr noch nicht entschlossen genug bei der Sache waren und im Angriff schon zu einem frühen Zeitpunkt gute Chancen liegen ließen. Das 5:3 nach acht Minuten blieb fürs Erste aber die höchste Führung der Gastgeber.

Der HCOB stabilisierte sich in der Defensive. Nikola Vlahovic und Jakub Strýc leisteten im defensiven Zentrum engagierte Arbeit, ihre Nebenleute halfen fleißig mit, und Keeper Stefan Koppmeier wusste mit einigen Paraden zu überzeugen. Die Schwaben blieben lange ohne weiteren Gegentreffer und legten auf der gegenüberliegenden Seite die Scheu beim Torwurf ab. Sechs Treffer in Serie brachten eine 9:5-Führung. Die Gastgeber nahmen eine Auszeit, kamen wieder ein wenig heran – und das war aus Sicht der Murrtaler schon wieder ärgerlich. Denn erneut vergaben die Gäste einige Chancen. Immerhin schafften sie es, sich in den letzten Zügen der ersten Halbzeit wieder von 11:10 auf 13:10 abzusetzen. Das bot Perspektiven, aber war eigentlich ein etwas zu knapper Vorsprung.

In Halbzeit zwei verteidigte Oppenweiler/Backnang seinen Vorsprung, setzte immer wieder Akzente durch schnell vorgetragene Konter. Nach 40 Minuten standen die Vorzeichen beim Spielstand von 19:15 immer noch auf Auswärtssieg. TSG-Trainer Tobias Job nahm eine Auszeit und ließ sein Team im Angriff fortan mit einem siebten Feldspieler agieren. Das machte sich dahingehend bezahlt, dass die Hausherren nun zu besseren Chancen kamen und auch regelmäßiger trafen. Trotzdem behauptete der HCOB die Führung, weil er im Angriff geduldig weiterspielte und außerdem durch die „schnelle Mitte“ einige Male gegen die, durch den Torwart-Feldspieler-Wechsel noch nicht hundertprozentig sortierte, Haßlocher Deckung zum schnellen Abschluss kam. Acht Minuten vor dem Ende traf Philipp Schöbinger zum 26:23. Das sah immer noch gut aus – allerdings war es für die Schwaben der letzte erfreuliche Moment in diesem Spiel.

Denn in den letzten Minuten verloren die Gäste im Angriff Struktur und Linie. Sie warfen unvorbereitet auf das Tor. Ein gefundenes Fressen für TSG-Keeper Daniel Schlingmann. Auch technische Fehler, zuvor fast nicht gesehen, häuften sich nun. Haßloch witterte Morgenluft, erzielte nun auch Kontertore. Fünf Minuten vor dem Ende war die Führung weg, 26:26. Oppenweiler/Backnangs Coach Heineke nahm eine Auszeit, doch kaum ging es weiter, leisteten sich seine Akteure weitere Fehler. Oliver Zeller brachte Haßloch erstmals in Führung (27:26). Dann hatten die Murrtale zweimal Pech. Erstens: Die Torschiedsrichterin entschied auf Abwurf, der HCOB wäre in Ballbesitz gekommen und hätte ausgleichen können. Doch nach Debatten gab es Eckball für Haßloch. Elvis Borodovskis nutzte die Chance zum 29:27 (59. Minute). Zweitens: Die Murrtaler mussten nun schnell abschließen, um die Chance auf den Ausgleich zu wahren. Kevin Wolf setzte sich gut durch, doch der Ball sprang an die Latte. Das war die Entscheidung. Dass die TSG den Spielstand in den letzten Sekunden gar noch auf 31:27 stellte, war dann grad egal.

TSG Haßloch: Schlingmann, Modzinski (n.e.), Pfaffmann – Borodovskis (5), Hannes, Kern (9), Zech (1), Muhovec (1), Seelos, Gregori (1), Job (4), Hartstern (1), Zeller (4), Djozic, Röller (1), Götz (4/3).

HC Oppenweiler/Backnang: Beutel, Koppmeier – Lenz (7/3), Buck (1/1), Sigle (5), Vlahovic (3), Wolf (1), Schöbinger (2), Prasolov (1), Strýc (5), Kuhnle (n.e.), Csauth (n.e.), Maurer, Köder (2).

Schiedsrichter: Sug/Janz (Oberwiehl). – Zuschauer: 350. – Siebenmeter: 3/3:4/6 (Lenz wirft über das Tor und scheitert an Pfaffmann). – Zeitstrafen: 8:6 Minuten (Borodovskis/zweimal, Job, Zeller – Vlahovic, Sigle, Prasolov).

Hintergrund
Matthias Heineke: „In der Schlussphase viele komische Abschlüsse“

Der Frust beim HC Oppenweiler/Backnang war riesig, zu leicht hatten sie den Sieg aus der Hand gegeben. Für Haßloch waren es wichtige Punkte für den Kampf gegen den Abstieg. HCOB-Coach Matthias Heineke urteilte: „Die TSG Haßloch hat das Spiel mit guten zehn Minuten am Ende gewonnen. Wir haben sehr lange eine hervorragende Abwehr gestellt, mit einer guten Torwartleistung und einem guten Gegenstoß. Durch den siebten Feldspieler hat sich die TSG beim Torewerfen leichter getan. Das rechtfertigt aber nicht, dass wir uns in der Schlussphase viele komische Abschlüsse genommen haben.“ Weil es für den HCOB das zweite sieglose Spiel nacheinander war, warnte der Coach: „Wir müssen nun hellwach sein und wollen nächstes Wochenende in Hochdorf unbedingt zwei Punkte holen.“ Dass die Leistung über weite Strecken gut war, ist unstrittig, am Ende aber geht es ums Ergebnis – und das stimmte diesmal nicht.

TSG-Trainer Tobias Job bilanzierte: „Das war ein richtig dreckiger Sieg. Der HC Oppenweiler/Backnang hatte über 50 Minuten alles im Griff und war die klar bessere Mannschaft. Wir haben zum Ende alles reingehängt und uns die Punkte damit vielleicht irgendwo doch verdient.“ Das Team aus der Pfalz hat bis zum Saisonende mehr Heim- als Auswärtsspiele und möchte dort die Grundlage für den Ligaverbleib schaffen. Durch den Heimsieg gegen den HCOB haben sich die Aussichten deutlich verbessert.

Haßloch vermeldet für die neue Runde einen prominenten Zugang: Jan Triebskorn, Rückraumspieler des TV Germania Großsachsen (Dritte Liga Mitte) wechselt auf die andere Rheinseite und geht ab Sommer für den Pfälzer Traditionsverein auf Torejagd.

Zum Artikel

Erstellt:
27. Januar 2020, 11:30 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Rems-Murr-Sport

HC Oppenweiler/Backnang: Dank starker Defensive wieder in der Spur

Die Handballer haben nach wie vor die Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga im Visier. Der Auswärtssieg zuletzt in München war daher nach zuvor drei Niederlagen in Serie enorm wichtig. Am Samstag (20 Uhr) kommt nun HBW Balingen-Weilstetten II.

Rems-Murr-Sport

Die TSG Backnang holt Sebastian Gleißner zurück

Die Oberliga-Fußballer konzentrieren sich auf die morgige Partie beim TSV Essingen (15.30 Uhr), doch im Hintergrund wird am künftigen Kader gewerkelt. Dass es den Mittelfeldstrategen nach nur einem Jahr beim SV Fellbach wieder in die Etzwiesen zieht, ist ein wichtiger Baustein.

Rems-Murr-Sport

Promise Nkwachukwu: Der Helfer mit Herz zwischen zwei Welten

Seit elf Jahren engagiert sich der 43-Jährige bei der Spvgg Kleinaspach/Allmersbach als ehrenamtlicher Jugendtrainer. Zudem hat er eine Stiftung gegründet, mit der er in seinem Geburtsland Nigeria kostenlose Fußballcamps für Jungs und Mädels organisiert.