Sieg im Nordduell: Werder Bremen beendet seine Krise

dpa Wolfsburg. Werder beendet seine lange Niederlagenserie. Milot Rashica wird in Wolfsburg mit zwei Toren zum Matchwinner. Wieder gibt es Ärger über den Videobeweis.

Bremens Milot Rashica (r) wird nach seinem Führungstor gefeiert. Foto: Swen Pförtner/dpa

Bremens Milot Rashica (r) wird nach seinem Führungstor gefeiert. Foto: Swen Pförtner/dpa

Im Moment des Schlusspfiffs fielen sich alle Bremer Spieler in die Arme. Es war der ausgelassenste Jubel in einer bislang so nervenzehrenden Saison.

Mit 3:2 (2:1) gewann Werder ein hochspannendes Nordduell beim VfL Wolfsburg und beendete damit eine sportliche Krise von acht Bundesliga-Spielen ohne Sieg. Verantwortlich dafür waren in erster Linie der zweifache Torschütze Milot Rashica - und auch der Videobeweis.

Das Siegtor in der 83. Minute war bereits das zweite Tor von Rashica an diesem Abend. Denn bereits in der 13. Minute verhalf ein Eingriff des Videoassistenten dem Nationalspieler des Kosovo zu einem Handelfmeter. Nach einer Stunde intervenierte der Mann in Köln erneut und verhinderte nach einem Abseitstor von Jeffrey Bruma zumindest vorerst das Wolfsburger 2:2 (61.).

So wiederholten sich vor 26.012 Zuschauern die Ereignisse: Die zumeist überlegenen Wolfsburger glichen durch Wout Weghorst (36.) und William (73.) zweimal aus - und lagen dann nur kurze Zeit später wieder zurück. Denn Leonardo Bittencourt per Flugkopfball (39.) und erneut Rashica trafen für an diesem Abend hocheffiziente Bremer.

„An den Reaktionen der Jungs und auch von mir hat man gemerkt, wie die letzten Wochen an uns genagt haben. Heute habe wir den Ertrag gehabt. Wichtig für uns, aber noch nicht geschafft“, sagte Werder-Coach Florian Kohfeldt bei Sky und verwies auf das wichtigste Spiel gegen Paderborn am kommenden Sonntag. Maximilian Eggestein gab zu: „Die Erleichterung ist groß. Heute war auch das Glück auf unserer Seite. Aber das ist mir scheißegal!“

Bei den „Wölfen“ blieb somit nur drei Tage nach dem Europa-League-Erfolg in der Ukraine eine starke Energieleistung unbelohnt. Werder dagegen zeigte von der Körpersprache und der Entschlossenheit her genau die benötigte Steigerung gegenüber den vorangegangenen Rückschlägen gegen Freiburg oder Schalke. „Das war nicht genug. Es hat einfach nicht gereicht. Das passiert uns leider zu oft. Das ist einfach Scheiße, das ist sehr enttäuschend“, ärgerte sich VfL-Torjäger Weghorst bei Sky.

Wie Fußballspiele in den Zeiten des Videobeweises verlaufen können, zeigte sich auch in dieser Partie schon früh. Nach einem Freistoß von Leonardo Bittencourt und einem Torschuss von Yuya Osako kam Wolfsburgs Kapitän Josuha Guilavogui mit der Hand an den Ball. Alle Bremer forderten sofort einen Handelfmeter, auch Trainer Kohfeldt gestikulierte wild an der Seitenlinie herum. Schiedsrichter Robert Kampka ließ zunächst weiterspielen, aber schon da gab der Vierte Offizielle dem protestierenden Coach am Spielfeldrand zu verstehen: Wir überprüfen das. Und so kam es dann auch: Kampka unterbrach das Spiel, entschied auf Elfmeter, Kohfeldt entschuldigte sich beim Assistenten draußen per Handschlag - und Rashica traf.

Werders Trainer hatte schon vor diesem Spiel eine hörbar andere Tonart angeschlagen. Die routinierten Stammkräfte Sebastian Langkamp und Nuri Sahin mussten auf die Bank.

Trotzdem schafften es die noch am Donnerstag in der Europa League geforderten Wolfsburger, diesen motivierten Gegner zeitweise gehörig unter Druck zu setzen. Ein Kopfball von Joao Victor berührte schon früh die Latte des Bremer Tores (5.). Noch einmal der Brasilianer (17.) sowie Guilavogui (44.) vergaben zwei weitere Großchancen. In beiden Fällen parierte Torwart Jiri Pavlenka enorm reaktionsschnell, was ebenfalls den Bremer Fortschritt bezeugte. Denn der Tscheche war in den vorangegangenen Wochen noch ein großer Unsicherheitsfaktor.

Wolfsburg war auch nach der Pause überlegen - und das obwohl zehn von elf Spielern in der Anfangsformation erst drei Abende zuvor gegen PFK Olexandrija den Einzug in die K.o.-Runde der Europa League perfekt gemacht hatten. Trainer Oliver Glasner brachte dazu noch zum ersten Mal in dieser Saison den lange verletzten Daniel Ginczek, der VfL schaffte sogar zum zweiten Mal noch den Ausgleich - doch stand am Ende trotzdem mit leeren Händen da. Werder zeigte genau die Eiseskälte, die diesem Team zuvor über Wochen gefehlt hatte.

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Erstellt:
1. Dezember 2019, 20:17 Uhr

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