Skisprung-Überflieger Eisenbichler weiter stark

dpa Ruka. Was für ein Start: Nach zwei Siegen und einem zweiten Platz gilt Markus Eisenbichler als Favorit auf den Gesamtweltcup. Trainer und Teamkollegen bewundern die derzeitige Leichtigkeit des Bayern.

Markus Eisenbichler freut sich über den zweiten Platz. Foto: Emmi Korhonen/Lehtikuva/dpa

Markus Eisenbichler freut sich über den zweiten Platz. Foto: Emmi Korhonen/Lehtikuva/dpa

Voller Freude brüllte Markus Eisenbichler in die Kamera. „Zweiter ist auch geil“, schrie der 29-Jährige in seinem gewohnten bayerischen Dialekt, nachdem der Norweger Halvor Egner Granerud seine kurze Skisprung-Siegesserie doch noch beendet hatte.

Einen Tag nach seiner Machtdemonstration holte Eisenbichler am Sonntag mit Flügen auf 141 und 131 Meter diesmal den zweiten Platz. Mit 280 Punkten aus drei Einzeln verteidigte „Eisei“ trotzdem souverän das Gelbe Trikot des Gesamtführenden. Die Bestmarke von drei Startsiegen, die zuletzt der Österreicher Andreas Kofler vor neun Jahren meisterte, blieb dem besten deutschen Flieger aber verwehrt.

Eisenbichler springt derzeit auf allerhöchstem Niveau. Am Samstag hatte er den polnischen Zweiten Piotr Zyla und Tournee-Sieger Dawid Kubacki um umgerechnet mehr als zehn Meter distanziert. Einen Tag später fehlten etwas mehr als fünf Meter auf Granerud, der den Deutschen mit einem Fabelflug im zweiten Durchgang noch abfing.

Kubacki landete wie am Vortag auf dem dritten Platz, auch Karl Geiger (8.) und Severin Freund (9.) sicherten sich einen Top-10-Platz. Den Gesamtweltcup gewann seit Freund 2014/2015 kein Deutscher mehr. Das könnte Eisenbichler in diesem WM-Winter ändern, wenn er weiter auf diesem Niveau fliegt.

Zwei Wochen vor der Skiflug-WM im slowenischen Planica und gut vier Wochen vor Beginn der prestigeträchtigen Vierschanzentournee gilt Eisenbichler derzeit überall als großer Favorit. „Er hat deutlich bestätigt, dass er ein würdiger Träger des Gelben Trikots ist. Er hat tolle Sprünge gemacht. Er ist auf solchen Schanzen sehr, sehr gut“, lobte Bundestrainer Stefan Horngacher.

Dem selbsternannten „Sieg-oder-Sarg-Springer“ fehlte in den vergangenen Jahren häufig die Konstanz, nun stellt er diese in einer für die Konkurrenz fast schon beängstigenden Manier unter Beweis. „Brutal cool, er soll so weitermachen!“, sagte Teamkollege Constantin Schmid. Eisenbichler wurde an diesem turbulenten Finnland-Wochenende nicht müde zu betonen, wie schnell es im Skispringen „nach oben, aber auch nach unten“ gehe.

Hinter dem Siegsdorfer springen derzeit aber auch andere DSV-Adler auf hohem Niveau. Pius Paschke gewann am Sonntag die Qualifikation, auch bei Geiger und dem früheren Weltmeister Freund läuft es zum Start in den Winter gut. Zimmerkollege Geiger ist kaum verwundert, dass sein Kumpel den Weltcup so prägt. „Der Eisei zeigt, wie es geht. Es überrascht mich jetzt wenig“, sagte Geiger. Das denkt sich derzeit wohl auch die internationale Konkurrenz, die mit massiven Problemen zu kämpfen hat.

Während jahrelang in der Weltspitze springende Athleten wie Ryoyu Kobayashi (Japan) und Kamil Stoch (Polen) weit von der Weltspitze entfernt sind, müssen die führenden Österreicher eine Zwangspause einlegen. Nach mehreren Corona-Fällen schickte der Verband ein B-Team nach Finnland. Am Wochenende wurde nun bekannt, dass auch der letztjährige Gesamtweltcup-Sieger Stefan Kraft infiziert ist und frühestens zur Flug-WM zurückkehren kann. Eisenbichler bieten sich also am kommenden Wochenende in Nischni Tagil in Russland zwei weitere Chancen, seine ohnehin schon komfortable Gesamtführung auszubauen.

© dpa-infocom, dpa:201129-99-508484/2

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Erstellt:
29. November 2020, 17:48 Uhr

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