Sonderlob für Heymann

Beim 27:29 des DHB-Teams gegen die Schweiz zählt der Neuling aus Göppingen zu den Gewinnern

Düsseldorf /SID - Bob Hanning war sauer. Und wie es nun mal so seine Art ist, zeigte er das auch ganz unverblümt. „Das war keine genügende Leistung, das war zu wenig“, sagte der Vizepräsident des Deutschen Handballbunds (DHB) nach dem 27:29 (10:9) der neu formierten Nationalmannschaft gegen die Schweiz. Neue Spieler, viele Wechsel, die Abwesenheit einiger Stammkräfte – für Hanning vier Wochen vor den beiden wichtigen EM-Qualifikationsspielen gegen Polen allenfalls Hilfsargumente: „20 Gegentore in einer Halbzeit sind viel zu viel. Natürlich müssen wir testen, aber wir brauchen auch Resultate.“

Nun gab es ja durchaus ein Resultat, aber mit dem konnten Bundestrainer Christian Prokop und seine Mannschaft ebenso wenig zufrieden sein wie die 11 593 Zuschauer in der ausverkauften Düsseldorfer Halle. Gegen die Schweiz mit ihrem überragenden Spielmacher Andy Schmid kam vor allem der deutsche Angriff überhaupt nicht zum Zug. Es fehlte ein Vollstrecker aus dem Rückraum, die Außen verhungerten, die Kreisläufer wurden von der robusten gegnerischen Abwehr konsequent festgemacht. „Im Angriff haben wir uns das Leben doch sehr schwer gemacht“, sagte Prokop.

Dennoch hat der Bundestrainer auch „einige positive Erkenntnisse“ gewonnen. Die Abwehr um Deutschlands Handballer des Jahres Patrick Wiencek habe „ihre gute Leistung von der WM rübergerettet“. Und von seinen vier Debütanten habe ihm speziell Rückraumspieler Sebastian Heymann „sehr gut gefallen“. Der 21-Jährige von Frisch Auf Göppingen, in Düsseldorf in der zweiten Hälfte eingesetzt, erzielte bei seinem Debüt im Nationaltrikot drei Tore.

Nicht optimal lief es für die ebenfalls erstmals nominierten Timo Kastening (Hannover), Johannes Golla (Flensburg) und Christopher Rudeck (Bergischer HC). Kastening bekam auf Rechtsaußen kaum einen Ball richtig zu fassen, Kreisläufer Golla bewies sich zumindest als zupackender Abwehrspieler, und Torhüter Rudeck stand nach der Pause noch gar nicht richtig im Kasten, da hatte es hinter ihm schon viermal eingeschlagen. „Es ist unglücklich für Rudi, dass ihn in seinem ersten Länderspiel die Abwehr so im Stich lässt“, sagte Stammkeeper Andreas Wolff, der den entnervten Rudeck zehn Minuten vor dem Ende wieder ablöste und eine höhere Niederlage verhinderte.

Bundestrainer Prokop hat nun einen Monat Zeit, um seine Mannschaft auf die EM-Qualifikation gegen Polen am 10. April in Gleiwitz und am 13. April in Halle/Westfalen vorzubereiten. Dann kann der Bundestrainer auf jeden Fall wieder auf sein Stammpersonal um Kapitän Uwe Gensheimer zurückgreifen. Der Weltklasse-Linksaußen fehlte in Düsseldorf, er war bei seinem Verein Paris St-Germain geblieben, da die Partie gegen die Schweiz nicht Teil des offiziellen Wettkampfkalenders war.

Den durch die so stimmungsvolle Heim-WM in Scharen dazugewonnenen Fans war, so schien es, die Niederlage in Düsseldorf fast ein bisschen egal – sie konnten von ihren Lieblingen gar nicht genug kriegen. Die Partie war längst aus, das Licht in der Halle erloschen, da standen Prokop und seine Spieler noch immer in einer Menschentraube und schrieben Autogramme. „Die Fans sind der Hammer“, sagte Prokop. „Dafür möchten wir uns herzlich bedanken.“ Am besten demnächst wieder mit einem Sieg. Auch das Spiel in Halle ist längst ausverkauft.

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Erstellt:
11. März 2019, 03:04 Uhr

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