„Usain Bolt des Speerwerfens“: Vetter will Gold in Tokio

dpa Berlin. Johannes Vetter spielt mit der Konkurrenz. Mit der Empfehlung von 19 Siegen in Serie startet der weltweit überragende Speerwerfer nach Tokio. Wird er im Olympia-Finale zum Mann mit dem goldenen Arm?

Johannes Vetter in Aktion. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Johannes Vetter in Aktion. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Die 90 Meter schüttelt er (fast) aus dem Ärmel, den Uralt-Weltrekord hat er im Visier, und 19 Siege in Serie sprechen sowieso für sich:

Speerwurf-Ass Johannes Vetter startet zur Mission Olympia-Gold nach Tokio durch, und die Konkurrenz fragt sich: Wer soll das Kraftpaket im Kasumigaoka National Stadium der japanischen Metropole schlagen? Eigentlich ist der Weltmeister von 2017 der Top-Top-Top-Favorit - aber ein Aber gibt es ja immer.

Vetter klarer Favorit

Vetter steht voll und ganz und ohne Ausflüchte zu seiner Favoritenrolle. „Das Ziel ist Gold, ganz klar! Ich weiß, was ich drauf habe. Ich kenne mein Potenzial, und das möchte ich am Tag X, dem 7. August, natürlich dann auch auf den Platz bringen“, sagte der 28-Jährige im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF.

Er sei in den vergangenen Jahren „noch mal ganz gut gereift, ich hab' viel durchgemacht, sportlich, auch privat“, erzählte der Olympia-Vierte von Rio 2016. „Ich bin durch einige Täler durch, auch da habe ich es geschafft durchzukommen. Von daher habe ich auch keine Angst vor Niederlagen“, meinte Vetter, der den Countdown ganz locker sieht. In der nächsten Woche wolle er noch ein bisschen trainieren, und „am 25. Juli geht's los, ich bin noch relativ entspannt“.

Der frühere Weltklasse-Zehnkämpfer Frank Busemann staunt, wenn er die Urgewalt von Überflieger Vetter sieht. „Der hat sich so in die Favoritenrolle gedrängt, da kommt keiner dran vorbei. Das ist der Usain Bolt des Speerwerfens!“, sagte der Olympia-Zweite von 1996 in Atlanta kürzlich in der ARD-„Sportschau“.

19 Siege in Serie

Vetters fast schon beängstigende Siegesserie hielt auch beim Werfertag im sächsischen Thum: Mit 86,48 Metern distanzierte der stämmige Sachse die Konkurrenz wieder einmal deutlich. „Ich messe mich an den 90 Metern. Aber auf so einem Belag ist es schwierig, genug Leistung herauszukitzeln“, sagte Vetter nach seinem 19. Sieg und blickte nach vorn: „In Tokio liegt Mondo-Belag, darauf habe ich meine besten Weiten geworfen.“

Zwischen Ende April und Ende Juni hat er sieben Mal nacheinander die 90-Meter-Marke übertroffen. Vetters aktuelle Weltjahresbestweite steht bei 96,29 Metern. Bei seinem deutschen Rekord (97,76 Meter) hatte der Schützling von Trainer Boris Obergföll im September 2020 den mehr als 25 Jahre alten Weltrekord des Tschechen Jan Zelezny (98,48 Meter in Jena) um nicht einmal eine halbe Speerlänge verpasst: Es waren nur 72 Zentimeter.

Lang, lang ist's her: An Vetters bis dato letzte Niederlage kann man sich kaum noch erinnern. Bei der der Leichtathletik-WM in Doha wurde er am 6. Oktober 2019 Dritter - und holte als einziger DLV-Speerwerfer in Katar eine Medaille. Beim Saisonauftakt 2020 in Zweibrücken hatte er drei ungültige Versuche. Danach folgten 19 Siege - Nummer 20 würde mit Gold gekrönt.

© dpa-infocom, dpa:210718-99-423122/4

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Erstellt:
18. Juli 2021, 05:53 Uhr

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