Sportliches Auf und Ab prägt die 100 Jahre des TSV

Der TSV Bad Rietenau begeht in diesem Jahr ein Jubiläum, denn der Verein wird 100 Jahre alt. 368 Mitglieder gehören derzeit dem Klub aus dem Aspacher Teilort an.

Das Turnen, hier das Frauenteam aus dem Jahr 1961, hat das Vereinsleben geprägt. Foto: TSV Bad Rietenau

Das Turnen, hier das Frauenteam aus dem Jahr 1961, hat das Vereinsleben geprägt. Foto: TSV Bad Rietenau

1920er-Jahre Am Abend des 14. Juli 1921 kommen einige Männer zusammen und gründen den Turnverein Rietenau. Unter der Leitung des Schultheißen Halt und des Lehrers Rieder beschließt die Gruppe die Gründung des Vereins einstimmig und legt am 26. August 1921 die Vereinssatzung fest. Die Gründungsmitglieder stiften als erste Geldeinlage zwischen fünf und 20 Mark. Der Monatsbeitrag wird auf eine Mark sowie der Mitgliedsbeitritt auf zwei Mark angesetzt. Geturnt wird zunächst in Scheunen oder größeren Räumen, im Sommer draußen. Durch Feste und die Teilnahme an Wettbewerben können die finanziellen Erlöse in Anschaffungen wie Hanteln, Eisenkugeln, ein Turnpferd und Barren investiert werden. Neben Gerätturnen und Ballspielen wird bald auch eine Gesangsabteilung aus aktiven Turnern gegründet.

1930er-Jahre Es wird festgesetzt, dass sämtliche Rietenauer Vereinsmitglieder zwischen 14 und 18 Jahren am 18. Oktober 1933 im Tanzsaal „Zum Bad“ anzutreten haben und darüber entschieden wird, wer weiterhin Mitglied im Verein bleiben darf. In dem Vereinsprotokoll von 1934 wird beschrieben, dass die Satzung des Vereins durchgreifend zu ändern ist.

1940er-Jahre 1946 wird den Rietenauern durch die amerikanische Militärregierung die Genehmigung für einen neuen Kulturverein Rietenau erteilt. Von nun an gibt es wieder Turnen, Theater und Gesang in Rietenau. Der Trend geht aber Richtung Fußball. Am 16. September 1949 wird der TuS Rietenau gegründet und offiziell in das Vereinsregister eingetragen. Die anderen Abteilungen wie zum Beispiel das Turnen werden später im Verein integriert.

Sportliches Auf und Ab prägt die 100 Jahre des TSV

1950er-Jahre Ein wichtiges Thema war die Frage des Standorts eines Sportplatzes. Auch die Finanzierung von Trikots und Fußballstiefeln ist ein Problem. Der Verein gibt den Spielern einen Schuhvorschuss von fünf Mark, diese müssen sich im Gegenzug verpflichten, ein Jahr beim Verein zu spielen. Die ersten Mitgliedsbeiträge liegen bei 50 Pfennig. Auch im Bereich außerhalb des Fußballs tut sich einiges. Beim TuS Rietenau wird eine gemischte Gruppe von Jungs und Mädels an das Turnen herangeführt. Anschließend nimmt die Turnabteilung bei Gaukindertreffen, dem Deutschen Turnfest und verschiedenen Sportfesten teil. Irmgard Meyer betreute das Turnen bis in die 80er-Jahre, Nachfolgerinnen waren Anny Wollwinder, Evi Huber und später Helga Köster.

1960er-Jahre Die Fußballer feiern ihre erste Meisterschaft. Es ist zwar nur die Reservemannschaft, aber das tut der Freude darüber keinen Abbruch. Der Gesamtverein durchlebt eine Blütezeit: Am 15. Juli 1961 ist die festliche Fahnenweihe. Das wird mit einem großen Festumzug gefeiert. 1964 wird auf Initiative von Karl Meyer der Spielmannszug gegründet. Dieser umrahmt Feste und Veranstaltungen. In Kooperation mit dem Spielmannszug der TSG Backnang wird regelmäßig geprobt und Auftritte werden wahrgenommen. Die Gruppe wird 20 Jahre von Dirigent Reinhold Dittrich geleitet. Abteilungsleiter ist Karl Meyer, gefolgt von Hans-Peter Schmid bis zur Auflösung 1984. 1969 gründet sich auf Anregung der Frauen der TSV-Spieler ein Fußballdamenteam. Unter Trainer Werner Fischer und später unter der Leitung von Rudi Martika spielen die ersten Mädchen und Frauen. Zum ersten Freundschaftsspiel nach Ohlstadt reisen die Rietenauer Frauen mit von den Männern geliehenen Trikots, Stutzen und kurzen Hosen an. Vor 2000 Zuschauern verlieren die Rietenauerinnen mit 2:4.

1970er-Jahre Eine verwalterische Reform modernisiert schließlich 1975 den TuS Rietenau. Die Vereinssatzung wird überarbeitet und das Organisationssystem wird neu aufgestellt. Der Verein benennt sich in den TSV Bad Rietenau 1921 um. Mit dem Ausbau der Vereinsanlagen verstärkt sich das Augenmerk auf den Fußball. Es werden neue starke Spieler verpflichtet. Dazu gehört Gerhard Butsch, der mit 51 Treffern in einer Saison den Vereinsrekord bis heute hält.

Die Fußballmänner, hier mit Johannes Dorn aus dem Jahr 2012, sind ein wichtiger Bestandteil beim TSV. Foto: B. Strohmaier

© Bernd Strohmaier

Die Fußballmänner, hier mit Johannes Dorn aus dem Jahr 2012, sind ein wichtiger Bestandteil beim TSV. Foto: B. Strohmaier

1980er-Jahre Das Jahrzehnt startet mit einem Paukenschlag. 1981 wird der TSV Bad Rietenau unter Spielertrainer Fritz Schneider zum ersten Mal Meister in seiner Vereinsgeschichte. 1984 folgt aber nach verschiedenen Abgängen der Abstieg. Mit Ralph Bohmwetsch kam erneut ein legendärer Trainer nach Rietenau. Er schaffte 1987 den Wiederaufstieg und somit den zweiten Meistertitel des Vereins mit einer jungen und wilden Mannschaft.

1990er-Jahre Der TSV Bad Rietenau muss mehrere Niederlagen einstecken und steigt somit in das Unterhaus ab. Gefeiert werden darf trotzdem: Unter der Leitung von „Bau“-Vorstand Dieter Weller kann 1991 das neue Vereinsheim in seiner heutigen Form fertiggestellt werden. Es ist sein Verdienst, dass zahlreiche Vereinsmitglieder von jung bis alt Hand angelegt und das Projekt zusammen geschultert und gemeistert haben. 1995 übernimmt der inzwischen im Verein als Feuerlöscher bekannte Fritz Schneider wieder das Traineramt. In der Saison 1996/1997 holt er den nun dritten Meistertitel nach Rietenau. Auch die Volleyballabteilung macht von sich reden. In den 1990er-Jahren ist Rietenau das Volleyballmekka mit seinen Beachvolleyballtagen im Juni. Profis, Semiprofis und Amateurmannschaften aus der gesamten Region treffen sich hier zu einem Wochenendevent auf den Rietenauer Sportanlagen.

Die Beach Days in Rietenau wie hier im Jahr 2011 waren sehr beliebt. Foto: B. Strohmaier

© Bernd Strohmaier

Die Beach Days in Rietenau wie hier im Jahr 2011 waren sehr beliebt. Foto: B. Strohmaier

2000er-Jahre Nach fünf Jahren müssen die Fußballer in der Saison 2001/2002 wieder in die Kreisliga B absteigen. 2005 folgt über die Relegation der Aufstieg in die Kreisliga A. Dort halten sich die Rietenauer fünf Jahre lang, ehe sie 2010 wieder absteigen. Doch sportlich hat der Verein auf einem anderen Feld ein Glanzjahrzehnt. 2002 formiert sich in Rietenau erneut eine Frauenmannschaft im Fußball. Zusammen mit der Spvgg Kleinaspach/Allmersbach werden 25 Spielerinnen gemeldet. Wieder unter Trainer Fritz Schneider erringt das Team 2006 die erste Meisterschaft. Dies ist der Auftakt für sehr erfolgreiche Jahre im Frauenfußball in der Rietenauer Vereinsgeschichte. 2007 wird die Mannschaft Bezirkspokalsieger. In der Saison 2008/2009 steigen die Frauen in die Landesliga auf und werden ebenfalls in dieser Runde erneut Bezirkspokalsieger. Im Jahr 2010 wird der Pokal zum dritten Mal gewonnen.

Rietenaus Fußballerinnen feiern 2009 den Aufstieg in die Landesliga. Foto: A. Wahl

© Andrea Wahl

Rietenaus Fußballerinnen feiern 2009 den Aufstieg in die Landesliga. Foto: A. Wahl

2010er-Jahre Mit dem Jahr 2011 feiert der Verein TSV Bad Rietenau sein 90-jähriges Bestehen mit einem großen dreitägigen Fest. Neben zahlreichen Programmpunkten im Festzelt und einem Jubiläumsspiel mit anschließender Partynacht wurde ein Jubiläumslauf organisiert. Über 280 Läufer aus der Region trafen sich zum ersten Rietenauer Quellenlauf. Danach wird es in der Fußballabteilung ruhig. Nach zahlreichen Abgängen in der Männermannschaft ist es manchmal schwer, überhaupt noch elf Spieler auf den Rasen zu bekommen. Das Frauenteam wird nach zahlreichen Abgängen zur TSG Backnang in der Saison 2016/2017 abgemeldet. Die Turnabteilung sorgt in dieser Zeit allerdings für eine konstante Größe im Sportbetrieb. Das Eltern-und-Kind-Turnen wird ausgebaut, ebenso wird das Kursangebot mit Gesundheitssport und Yoga immer wieder erneuert und von den Mitgliedern und Teilnehmern sehr gut angenommen. Namentlich sind dafür vor allem Sigrid Schwarz, Susanne Watson, Karin Möhle, Claudia Oppermann, Madelaine Mildenberger und Pia Weller hervorzuheben. Mit vielen Ideen bringen sie wöchentlich Spaß und Leben in die Sporthalle für die Kleinen und die Großen. pm/hes

Foto: TSV Bad Rietenau
Zwölf verschiedene Vorsitzende innerhalb von 100 Jahren

Gründungsmitglieder Der TSV Bad Rietenau wurde am 14. Juli 1921 ins Leben gerufen. Die Gründungsmitglieder sind Otto Pulvermüller, Christian Huber, Gottlieb Kress, Wilhelm Bauer, Gottlieb Schwarz, Gotthilf Stecher, Karl Stecher, Fritz Atz, Karl Butsch, Gottlieb Läpple, Karl Hägele, Gottlieb Reichert, Gotthilf Weller, Gotthilf Kummer, Reinhold Fried, Wilhelm Kress, Gottlob Renz und Herrmann Ade.

Abteilungen Fünf Abteilungen gehören dem TSV Bad Rietenau an. Seit 1921 gibt es das Turnen. Die Fußballmänner existieren seit 1949. Volleyball wurde von 1976 bis 2014 beim TSV gespielt. Den Spielmannszug gab es von 1969 bis 1984. Frauenfußball war von 1969 bis 1979 präsent. In den 1990er-Jahren gab es die Wiederaufnahme und 2003 zeitweise den Zusammenschluss mit der Spvgg Kleinaspach/Allmersbach. Die Spielgemeinschaft wurde 2017 eingestellt.

Vorstände Elf Vorsitzende hatte der TSV Bad Rietenau bislang. Dies waren Georg Rieder (1921 bis 1928), Paul Wolff (1928), Ernst Schaad (1928 bis 1933, 1949), Karl Stecher (1933 bis 1934), Friedrich Bauer (1949 bis 1951), Karl Hägele (1951 bis 1952, 1955 bis 1973), Rudi Hoffmann (1952 bis 1955), Paul Stegmayer (1973 bis 1975), Dieter Weller (1975 bis 1998, 2011 bis 2012), Jürgen Dorn (1998 bis 2011, 2015 bis heute) und Michael Binder (2012 bis 2015).

Vereinsanlage 1922 gab es die Sportwiese Badstraße an der heutigen Vorlo-Verwaltung. 1951 entstand die erste Sportplatzwiese im Gewand Tal. Die TSV-Badwiese existiert seit 1965. Der Sportplatz wurde 1968 errichtet. Im gleichen Jahr kamen das Vereinsheim, die Turnhalle und die Umkleidekabinen hinzu. 1972 folgt eine Flutlichtanlage. 1985 wurde der Tennenplatz gebaut. 1991 erfolgte der Neubau des Vereinsheims und der Umkleidekabinen. 2010 wurde der Tennenplatz erneuert und als Rasenplatz umgebaut.

Feierlichkeiten Aufgrund der derzeitigen ungewissen Coronalage wurden alle Feierlichkeiten des TSV Bad Rietenau zum Jubiläum verschoben. Unter dem Motto 100+1 sollen die Festveranstaltungen im Jahr 2022 nachgeholt werden.

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Erstellt:
23. Juli 2021, 11:30 Uhr

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