Stärkste Rückrundenelf, beste Offensive
Aufstiegsgeschichten: Der SV Allmersbach stürmt mit einer herausragenden zweiten Saisonhälfte in die Fußball-Landesliga
Pünktlich zum 60. Geburtstag des 1958 gegründeten Vereins hat der SV Allmersbach zum zweiten Mal nach 1991 den Aufstieg in die Fußball-Landesliga geschafft. Es ist ein Coup, der sich zur Winterpause noch nicht richtig angedeutet hatte, den sich der SVA mit der mit Abstand stärksten Rückrunde aller Teams aber redlich verdiente. Ein Erfolgsgarant war die starke Offensive, denn 93 Tore wurden von keinem Rivalen überboten.

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Feierte den Aufstieg in die Landesliga nach dem Meisterstück am letzten Spieltag gegen Kaisersbach: Der SV Allmersbach um seinen Trainer Thomas Sommer (Zweiter von links). Foto: A. Becher
Von Steffen Grün
Er habe die Truppe übernommen, „als sie in der Vorsaison den elften Platz belegt hatte“, blickt Thomas Sommer zwei Jahre zurück. Den Sprung in die Landesliga anzupeilen, schien damals noch ein bisschen vermessen zu sein. „Wir hatten gute Spieler, die Quantität hat jedoch gefehlt“, erinnert sich der Trainer. „Wir haben unseren Kader dann breiter aufgestellt, aber auch Qualität dazugeholt.“ Trotzdem lief es in der Vorrunde der Saison 2016/2017 nicht wirklich rund, der SVA bewegte sich eher im hinteren Bereich. Der zweite Saisonabschnitt, in dem nur Meister Breuningsweiler mehr Punkte eroberte als die Allmersbacher, die damit auf Rang sechs ins Ziel kamen, deutete das Potenzial zwar bereits an, doch die durchwachsene Hinserie war bei den Verantwortlichen nicht vergessen.
Dies erklärt die vorsichtige Zielsetzung vor der jetzt abgelaufenen Runde, als nur vom gesicherten Mittelfeld die Rede war. „Wir wollten nichts mit dem Abstieg zu tun haben“, betont Sommer, doch die ersten fünf Begegnungen deuteten bereits an, dass das etwas tiefgestapelt war. Es gab vier Siege und ein Remis, ehe der SVA mitdem 3:4 in Winterbach die erste von insgesamt fünf Pleiten kassierte. Zwei weitere kamen im alten Jahr gegen die Topteams aus Schorndorf und Remshalden dazu, und das „zu Recht“, wie der Trainer einräumt. Zur Winterpause waren es für den Dritten acht respektive zehn Zähler Rückstand auf den Zweiten aus Schorndorf sowie den Spitzenreiter aus Remshalden.
Dies wettzumachen, war kein aussichtsloses, aber auch kein besonders realistisch anmutendes Unterfangen. „Wir hätten ja nicht gedacht, dass wir eine derart starke Rückrunde spielen“, erklärt Sommer. „Die Mannschaft ist aber immer besser zusammengewachsen und die jungen Spieler haben sich super entwickelt.“ In den wegen des frühzeitigen Wintereinbruchs noch 16 von insgesamt 28 zu absolvierenden Duellen leistete sich der SVA nur noch zwei zusätzliche Schlappen (0:3 in Schorndorf, 1:2 in Kaisersbach), doch weil das Team lange Zeit die eine oder andere Partie gegenüber den Rivalen im Hintertreffen war, dauerte es bis zum Sprung an die Spitze. „Wir haben die Tabellenführung erst mit dem 3:0- Sieg in unserem letzten Nachholspiel am 16. Mai beim TSV Sulzbach-Laufen übernommen“, erläutert Sommer, der begeistert davon war, wie gut sein Team die zahlreichen englischen Wochen weggesteckt hat. Allmersbach gewann danach auch noch in Oberbrüden (3:0) und machte mit einem 4:1 am letzten Spieltag auf eigenem Platz gegen Kaisersbach sein Meisterstück.
„Wir hatten kaum Verletzte, keine längerfristigen Ausfälle – das war ein wichtiger Faktor“, weiß der Trainer, dass für den Titel stets auch ein Quäntchen Glück nötig ist. Nichts mit Dusel hatten die 93 Treffer zu tun. „Die Offensivqualität war für die Bezirksliga sehr hoch“, lobt Sommer, „aber wir haben selten zu null gespielt.“ Daraus resultiert der Anspruch, sich in der Defensive zu verbessern. Zum einen, indem sich die komplett beieinanderbleibenden Aufstiegshelden (allenfalls hinter Torwart Pit Kolloch steht wegen seines Studiums ein Fragezeichen) auch in diesem Bereich steigern, zum anderen durch den einen oder anderen externen Neuen. Mit Innenverteidiger Tim Wehrsig von der U 19 der SG Sonnenhof Großaspach und Keeper Robin Diener vom TSV Nellmersbach kommen die ersten zwei Zugänge für diesen Mannschaftsteil, „die Planungen sind aber noch nicht ganz abgeschlossen“. Viel Wert legt Sommer aber darauf, „dass wir unseren Weg weitergehen wollen und nur junge, entwicklungsfähige Spieler holen, die keinen weiten Anfahrtsweg haben“. Sollte das reichen, um als Neuling den Ligaverbleib zu schaffen, „wäre es toll, wir nehmen die Herausforderung an. Wenn nicht, gehen wir unseren Weg trotzdem weiter.“ So ähnlich handhabte es der Verein bereits beim ersten Aufstieg in die Landesliga vor 27 Jahren, damals dauerte das Abenteuer immerhin zwei Jahre. Im Täle hätte sicherlich niemand etwas dagegen, wenn es dieses Mal ein Daueraufenthalt werden würde – aber eben nicht um jeden Preis.
SVA-Aufstieg 1991 Info 1991 schaffte der SV Allmersbach zum ersten Mal den Aufstieg in die Landesliga. Es war der Lohn für eine überragende Bezirksliga-Saison, in der das Tälesteam nur ein Spiel verlor und letztlich mit 43:9 Punkten und 77:30 Toren den VfR Waiblingen (38:14, 51:28) auf den zweiten Platz verwies. Dazu kamen der Sieg im Bezirkspokal durch einen Finalerfolg gegen den TSV Nellmersbach sowie der Gewinn des Weissacher-Tal-Pokalturniers. Trainer war damals Richard Wolf, der mit seiner Truppe den Titel in der Saison zuvor in der Endphase noch verspielt und an den TSV Rudersberg verloren hatte. Der Meister war punktgleich und hatte nur zwei Tore Vorsprung. Von dieser Enttäuschung erholte sich der SVA und schaffte mit Spielern wie Kapitän Günter Schäffler, Torschützenkönig Uwe Amann (18 Treffer), den Raddatz- und den Schreiber-Brüdern, Oliver Spindler oder Marcel Lindner mit Verspätung den Sprung nach oben. Das erste Landesliga-Abenteuer dauerte immerhin zwei Spielzeiten, auf Rang zehn folgte der Abstieg. Höhepunkte waren unter anderem die Nachbarschaftsduelle mit der TSG Backnang und dem FC Viktoria.
Meister Allmersbach ist mit zwei Spielern in der Fupa-Elf des Jahres vertreten: Zum einen mit Abwehrspieler Hannes Theilacker, der zehnmal zur Elf der Woche gehörte, zum anderen mit Stürmer Kim Schmidt, der in der Torjägerliste mit 27 Treffern lediglich hinter Schorndorfs Sokol Kacani landete.