Streit um Freigabe von DFB-Spielern für Ukraine-Reise droht

dpa Berlin. Zwischen Bundestrainer Joachim Löw und den Clubs seiner Nationalspieler droht ein Konflikt um die Abstellung für die kommenden Länderspiele.

Bundestrainer Joachim Löw muss mit dem DFB-Team in die Ukraine reisen. Foto: Christian Charisius/dpa

Bundestrainer Joachim Löw muss mit dem DFB-Team in die Ukraine reisen. Foto: Christian Charisius/dpa

Hintergrund sind die Quarantäne-Regeln, die wegen der Coronavirus-Pandemie für die Einreise aus Risikogebieten wie der Ukraine gelten, wo die DFB-Auswahl am 10. Oktober in der Nations League spielen soll. „Wir arbeiten an Lösungen, behalten uns aber vor, die Spieler nicht abzustellen, sofern es keine Regel gibt, die es ermöglicht, sie anschließend sofort wieder einzusetzen“, zitierte der „Kicker“ Sebastian Kehl, den Lizenzspieler-Chef von Borussia Dortmund.

Das Thema der Abstellungen für Nationalspieler beschäftige den Fußball-Bundesligisten „extrem“, sagte Kehl. Nach den Länderspielen im September hatte es schon bei einigen Clubs Probleme mit dem Einsatz von Profis gegeben, die mit ihren Auswahlteams in Risikogebiete gereist waren. So fehlte Herthas polnischer Stürmer Krzysztof Piatek im DFB-Pokal, weil er in Quarantäne musste.

Dortmunds Manager Michael Zorc relativierte, „dass sich die Frage, so wie ich die Nachrichtenlage verfolge, für die nächste Länderspiel-Pause im Oktober nicht stellt“. Allerdings stellte auch Zorc grundsätzlich klar: „Wenn es so bleibt und die Spieler sich mit einem negativen Corona-Test befreien können, können wir sie abstellen. Aber ich sage auch ganz deutlich: Wenn das nicht der Fall sein sollte und sich eine Quarantäne anschließen sollte, durch die sie die Vorbereitung auf ein Pflichtspiel oder sogar ein Pflichtspiel verpassen sollten, würden wir uns vorbehalten, sie nicht abzustellen.“

Der Weltverband FIFA hatte es den Vereinen zuletzt selbst überlassen, ob sie ihre Profis für Partien in Risikogebieten abstellen. Wenn diese Lösung auch für Oktober gilt, müssten die Clubs ihre deutschen Nationalspieler nicht für das Ukraine-Spiel freigeben.

Bundestrainer Löw will in der kommenden Woche seinen Kader für die beiden Partien in Köln gegen die Türkei (7.10.) und die Schweiz (13.10.) und das Spiel in der Ukraine nominieren. DFB-Direktor Oliver Bierhoff verwies auf das Hygienekonzept der Nationalmannschaft. „Die Vereine wissen, dass wir besondere Sorgfalt an den Tag legen“, sagte Bierhoff. Die Reise in die Ukraine werde nur 36 Stunden dauern. „Wir werden uns vor Ort weiter im geschützten Kreis bewegen“, versicherte Bierhoff. Für die Ukraine gilt derzeit eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft startet auch mit einem von Bundestrainer Joachim Löw ungeliebten Länderspiel-Dreierpack in das EM-Jahr 2021. Wie das Exekutivkomitee der UEFA bei seiner Sitzung in Budapest festlegte, stehen zwischen dem 24. und 31. März gleich drei Partien in der WM-Qualifikation an. Auch im September wird es einen Dreier-Spieltag auf dem Weg nach Katar 2022 geben, legte das Gremium fest. Dafür bleiben Anfang Juni die Termine frei für zwei Testpartien unmittelbar vor dem EM-Beginn am 11. Juni in Rom.

Bundestrainer Joachim Löw hatte zuletzt mehrfach den engen Terminplan mit je drei Länderspielen im Oktober und November kritisiert und sich mehr Trainingsmöglichkeiten gewünscht.

Von Juni in den Oktober 2021 wurde das Finalturnier der Nations League verschoben. Als Gastgeber haben sich dafür bislang Polen, Italien und die Niederlande beworben. Deutschland nimmt daran nur teil, wenn man seine Nations-League-Gruppe gewinnt. Ansonsten stehen im Oktober und November für die DFB-Elf die verbliebenen vier Partien in der WM-Qualifikation an. Die Gruppenauslosung für die Ausscheidungsrunde soll noch in diesem Jahr erfolgen.

© dpa-infocom, dpa:200924-99-687494/4

Zum Artikel

Erstellt:
24. September 2020, 08:15 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen