Simon Zachenhuber und sein Coach

Sympathisch, schlagfertig – und heiß auf den größten Kampf der Karriere

Unser Talkformat im Café „Gottlieb“ bietet Sportstars abseits des Fußballs eine Plattform: Boxer Simon Zachenhuber und sein Trainer Conny Mittermeier haben sie eindrucksvoll genutzt.

Verbale Einstimmung auf den wichtigsten Kampf seiner Karriere: Boxer Simon Zachenhuber (li.) mit seinem Trainer Conny Mittermeier (re.) und Moderator Dirk Preiß beim Talkabend unserer Zeitung im Café „Gottlieb“ in Bad Cannstatt.

© Baumann

Verbale Einstimmung auf den wichtigsten Kampf seiner Karriere: Boxer Simon Zachenhuber (li.) mit seinem Trainer Conny Mittermeier (re.) und Moderator Dirk Preiß beim Talkabend unserer Zeitung im Café „Gottlieb“ in Bad Cannstatt.

Von Jochen Klingovsky

Ring frei zur Runde vier: Bei der vierten Auflage von „Gespräche im ,Gottlieb’ – Stuttgarter Sportstars hautnah“ bewiesen Boxer Simon Zachenhuber und sein Trainer Conny Mittermeier, dass sie nicht nur mit Handschuhen und Pratzen schlagfertig sind. Sie gaben tiefe Einblicke in den Alltag eines Profiboxers, der täglich zwei harte Einheiten absolviert, machten deutlich, wie schwierig es ist, sich ganz nach oben zu kämpfen und wie viel Ausdauer, Wille, Ehrgeiz und Trainingsfleiß dafür nötig sind. Dass Simon Zachenhuber das Zeug dazu hat, seinen Sport in Deutschland wiederzubeleben und Weltmeister zu werden, daran ließ sein Coach im Rahmen der Talkreihe von „Stuttgarter Nachrichten“ und „Stuttgarter Zeitung“ keine Zweifel: „Er ist“, sagte Conny Mittermeier (63), „fürs Boxen gemacht.“

Tatsächlich hat Simon Zachenhuber (27) seine Gegner schon oft spüren lassen, wie stark er körperlich und mental im Duell Mann gegen Mann ist – er gewann alle seine 27 Kämpfe, 17 davon vorzeitig. Am Montag zeigte der Bayer aus Erding, der seit siebeneinhalb Jahren in Stuttgart lebt und trainiert, in der Cannstatter Café-Bar „Gottlieb“ im Gespräch mit Sportredakteur Dirk Preiß, was ihn sonst noch auszeichnet: Eloquenz, Charme, Intelligenz, ein großer Unterhaltungsfaktor und eine interessante Geschichte. Oder anders ausgedrückt: Dieser Athlet hat alles, um der nächste deutsche Box-Star zu werden – was auch sein großes Ziel ist.

Zachenhuber wurde ohne Amateurkarriere Profi

„Ich lebe für meinen Sport, beschäftige mich den ganzen Tag mit Boxen, kenne kaum eine Bar oder einen Club in Stuttgart von innen“, sagte Simon Zachenhuber, der 2018 ohne Amateurkarriere direkt bei den Profis eingestiegen war, „mein Ziel ist, das Boxen in Deutschland wieder groß zu machen. Ich bin überzeugt, dass dies möglich ist.“ Aller Probleme zum Trotz.

Es gab Zeiten, da rissen sich deutsche TV-Sender um die Klitschko-Brüder, Henry Maske, Sven Ottke, Axel Schulz oder Regina Halmich. Entsprechend viel Geld war im Spiel. Mittlerweile fehlt es an allem – Stars, dem Interesse der Fernsehanstalten und damit auch an Verdienstmöglichkeiten. „Wir brauchen TV-Sender, die Geld in die Hand nehmen und hochkarätige Veranstaltungen in Deutschland finanzieren“, meinte der Supermittelgewichtler, der noch mit einer weiteren Schwierigkeit zu kämpfen hat. „Er ist so stark, dass sich in Deutschland niemand traut, gegen ihn zu boxen“, sagte Trainer Conny Mittermeier, „wir finden mittlerweile kaum noch Leute fürs Sparring .“

Gibt es einen Kampf gegen Ardian Krasniqi?

Ein potenzieller Kontrahent für ein Duell, das Medien wie Fans interessieren würde, wäre Ardian Krasniqi (elf Kämpfe, elf Siege). Gegen den Neffen des legendären Luan Krasniqi würde Simon Zachenhuber sofort antreten, er glaubt aber nicht, dass dieser Kampf, für den er sogar eine Gewichtsklasse nach oben wechseln würde, in absehbarer Zukunft zustande kommt: „So ein Duell bräuchte das Boxen in Deutschland. Ich bin bereit, dafür meinen Status des Unbesiegten zu riskieren. Doch er hat Angst, die Null zu verlieren, er will nicht mal Sparring mit mir machen. Für mich als Sportler ist das traurig.“ Und trotzdem bietet sich nun eine große Chance.

Am 19. Juli wird Simon Zachenhuber, der in den Ranglisten der IBF und der WBO, zwei der vier großen Weltverbände, zu den besten zwölf gehört, auf seinen bisher stärksten Gegner treffen. In Heidelberg geht es gegen Paulinus Ndjolonimu aus Namibia, der alle 19 Kämpfe gewonnen hat (17 durch Knockout) und die Nummer vier der WBO ist. Folglich wartet auf Zachenhuber ein echter Härtetest – aber auch die Möglichkeit, den Durchbruch zu schaffen, zumindest sportlich. „Jetzt wird es ernst, das ist ein Weltklasse-Gegner. Simon hat die Härte, die boxerische Qualität und die mentale Stärke, die nötig ist – jetzt muss er dies alles zeigen“, sagte Conny Mittermeier, der 2022 als Deutschlands Boxtrainer des Jahres ausgezeichnet wurde, „wenn wir diesen Kampf gewinnen, dann geht es voran.“ Weil Zachenhuber in der Weltrangliste dann so weit vorne stehen würde, dass er bei der Vergabe eines WM-Kampfes irgendwann nicht mehr zu übergehen wäre. „Dieses Duell“, sagte der Wahl-Stuttgarter, „kann der Gamechanger werden.“ Und ihn selbst noch populärer machen.

In der Boxszene genießt Zachenhuber einen sehr guten Ruf, 2022 wurde er von den Lesern eines Fachmagazins zu Deutschlands Boxer des Jahres gewählt. Zu gesellschaftlicher Prominenz hatte ihm zuvor schon ein anderes Parkett verholfen. 2021 nahm er an der RTL-Show „Let’s Dance“ teil, verpasste nur knapp das Finale. „Ich habe vorher nie getanzt, es war unglaublich hart, mir die Schrittfolgen zu merken“, sagte Simon Zachenhuber, „doch auch hier haben mir Wille und Biss geholfen. Wir haben elf Stunden am Tag trainiert, abends habe ich in der Dusche dann noch Pirouetten geübt. Ich habe Choreografien so oft wiederholt, dass ich sie heute noch im Kopf habe.“

Und noch etwas ist geblieben: sein Kampfname „Matador“, den er seiner Liebe zum Paso Doble verdankt. „Ich habe ,Let’s Dance’ nicht gemacht, weil ich so wahnsinnig gerne tanze“, sagte Zachenhuber, „sondern um meinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Bei allem, was ich tue, denke ich an meine Karriere als Boxer.“ Und an das große Ziel, sich durchzuschlagen. Bis nach ganz oben.

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Erstellt:
24. Juni 2025, 16:14 Uhr

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