TC Backnang: Nonstop-Staffel nach Annonay und zurück

Der Triathlonclub von der Murr knüpft vom 2. bis 6. Juni an eine Aktion der TSG-Skiabteilung vor 40 Jahren an. Auf Fahrrädern geht es in die rund 720 Kilometer entfernte französische Partnerstadt, für den Heimweg ist eine Art Triathlon geplant. Neun Männer und eine Frau wechseln sich Tag und Nacht ab.

Das Team im Jahr 2023 (von links): Axel Fritz, Tanja Jope, Thomas Hartmann, Daniel Kusch, Bernd Jope, Kenneth Marte, Jens Böhmig, Dorit Hartmann, Michael Hoffmann, Thomas Kusch, Rolf Hettich, Manfred Klotz. Es fehlen: Christopher Hettich, Matthias Lehnert. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Das Team im Jahr 2023 (von links): Axel Fritz, Tanja Jope, Thomas Hartmann, Daniel Kusch, Bernd Jope, Kenneth Marte, Jens Böhmig, Dorit Hartmann, Michael Hoffmann, Thomas Kusch, Rolf Hettich, Manfred Klotz. Es fehlen: Christopher Hettich, Matthias Lehnert. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Von den acht Männern, die 1983 in den Sattel stiegen und ihre Laufschuhe schnürten, sind vier Jahrzehnte später nur noch Manfred Klotz und Rolf Hettich als Initiatoren und Betreuer involviert. Mit Axel Fritz, dem Vorsitzenden des TC Backnang, bildeten sie auch das Vorauskommando, das Mitte April die vorgesehene Strecke abfuhr und sich in Annonay mit Vertretern des Partnerschaftskomitees sowie des dortigen Triathlonclubs traf. Als sie ihre Unterkunft bezogen, „sagte ich zu Manne: Schau mal, das ist dasselbe Hotel wie damals“, erzählt Rolf Hettich. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, denn es war eine wohlkalkulierte Spitze. „Ich kenne es doch nicht, ich bin doch zum ersten Mal in Annonay“, entgegnete Manfred Klotz.

Das liegt daran, dass er vor 40 Jahren auf dem Hinweg rund 200 Kilometer vor dem Ziel plötzlich den Kontakt zu den Kumpels verloren hatte. „Wir haben verzweifelt versucht, ihn zu finden, aber das hat nicht geklappt“, erinnert sich Rolf Hettich. Manfred Klotz fand nächtlichen Unterschlupf auf einem Bauernhof, der Landwirt kontaktierte das Rathaus in Annonay und die inzwischen angekommenen Mitstreiter waren beruhigt: „Wir wussten also, wo er ist und wo er auf dem Rückweg wieder zu uns stößt. Solche Probleme werden wir dieses Mal mit Sicherheit nicht haben.“ Den Handys sei Dank.

Auf den 720 Kilometern sind knackige 6000 Höhenmeter zu bewältigen

Auch sonst ist 2023 manches anders als 1983, so sehr sich die Aktionen an sich auch ähneln. „Wir hatten das damals so geplant, dass wir pünktlich zum Straßenfest wieder da sind“, blickt Rolf Hettich zurück und ergänzt: „Am liebsten hätte ich es wieder so gehabt, aber nicht alle beteiligten Sportler hatten da Zeit.“ Also Anfang statt Ende Juni und dann auf einer Route, die etwas kürzer ist. 720 statt 750 Kilometer, „denn es gibt heute ganz andere technische Möglichkeiten, die Strecke im Vorfeld zu vermessen“. Was damals mit dem guten alten Atlas geplant wurde, regeln mittlerweile die gängigen Apps. Rund 6000 Höhenmeter sind es auf dem Kurs, der an Städten wie Mühlacker, Ettlingen, Straßburg, Mühlhausen, Montbéliard, Louhans oder Lyon vorbeiführt, trotzdem, der Zeitplan für den Hinweg „ist eine Herausforderung“. Wenn der Tross am Freitag, 2. Juni, um 14 Uhr vor dem Rathaus in Backnang auf die Reise geschickt wird, bleiben 28 Stunden, bis tags darauf um 18 Uhr der Empfang am Theater in Annonay steigt. Um den Schnitt von 26 Stundenkilometern wirklich zu schaffen, müssen die zehn sich abwechselnden und auf zwei Teams verteilten Fahrer mächtig in die Pedale treten.

Das Team im Jahr 1983 (von links): Klaus Häbich, Gunther Strobel, Peter Hammerschmidt, Thorsten Amann, Horst Hettich, Bernd Hafner, Rolf Hettich und Manfred Klotz. Foto: privat

Das Team im Jahr 1983 (von links): Klaus Häbich, Gunther Strobel, Peter Hammerschmidt, Thorsten Amann, Horst Hettich, Bernd Hafner, Rolf Hettich und Manfred Klotz. Foto: privat

Vor den Toren von Backnangs französischer Partnerstadt werden sie von den dortigen Triathlonfreunden begrüßt und den Rest des Wegs begleitet. Am Zielort warten wohl auch bekannte Gesichter aus der Heimat, die zur Montgolfiade mit dem Bus von der Murr an die Cance fahren. Um die Strapazen auf dem Fahrrad wegzustecken, bleibt den neun Männern und Dorit Hartmann ein gemütlicher Abend, denn bereits am Sonntag, 4. Juni, um 9 Uhr wird der Rückweg angetreten. Neben Laufen ist auch Radfahren gestattet und „wo es sich anbietet, wird mal jemand ins Wasser hüpfen“, erklärt Rolf Hettich das triathlonähnliche Konzept. Alles per pedes zu erledigen, wie es die Protagonisten vor 40 Jahren taten, und trotzdem spätestens nach 58 Stunden am Dienstag, 6. Juni, um 19 Uhr wieder in Backnang zu sein, war keine realistische Option. „Damals waren extrem starke Läufer dabei“, betont der 66-Jährige und verweist auf sechs der acht Sportler, die einen Marathon in weniger als 2:45 Stunden absolvieren konnten. Ihn, im zarten Alter von 26 Jahren, eingeschlossen. Die gibt es dieses Mal in dieser Zahl nicht, deshalb die etwas entspanntere Variante.

Manfred Klotz und Rolf Hettich sind dieses Mal als Betreuer in den Begleitfahrzeugen dabei

Anstrengend genug ist es immer noch, aber „die Sportler freuen sich darauf, weil es etwas Besonderes ist. Jeder ist auf jeden angewiesen, das schweißt den Verein zusammen.“ Dass sie mit ihrer Idee einer Wiederholung des Projekts von 1983 beim Triathlonclub auf offene Ohren stießen, nachdem sie im Vorjahr „mal wieder in Erinnerungen geschwelgt“ hatten, freut Rolf Hettich und Manfred Klotz. Als Betreuer sind sie erneut dabei, in den Begleitfahrzeugen werden sie von Tanja Jope und Axel Fritz unterstützt. Ein Duo fährt mit dem Wohnmobil und fünf pausierenden Sportlern voraus und baut die Wechselzone auf, das andere ist in einem Sprinter mit fünf weiteren Athleten unterwegs, von denen stets einer im Einsatz ist. „Es ist eine logistische Herausforderung“, unterstreicht Hettich, wobei mit der Wahl der Strecke die komplizierteste Aufgabe bereits erledigt ist: „Wir haben stundenlang getüftelt.“ Es galt, Großstädte und Hauptstraßen, aber zugleich auch Schotterpisten zu meiden. Das hat geklappt, aber auch auf den Nebenstraßen muss die Sicherheit aller Beteiligten gewährleistet sein, insbesondere nachts. Die Sportler tragen „Leuchtwesten und Stirnlampen“, zudem werden sie vom Begleitfahrzeug abgeschirmt. Gelaufen wird vor allem auf Geh- und Radwegen. Es ist also an alles gedacht, es kann losgehen.

Der Partnerschaftsaspekt

Grundgedanke „Es ist der Sinn der Sache, die Beziehungen der Sportvereine im Rahmen der seit 1966 existierenden Städtepartnerschaft weiter auszubauen“, betont Rolf Hettich. Die sportliche Herausforderung der Nonstop-Staffel von Backnang nach Annonay und wieder zurück ist also nur ein reizvoller Aspekt und hat einen tieferen Sinn. Das sieht offenbar auch die Stadt so, die einen Förderantrag des TC Backnang für die Wiederholung des Projekts von 1983 bewilligte und somit 5000 Euro beisteuert.

Folgeaktionen Für April 2024 hat der TC Backnang den Verein aus Annonay zum Citytriathlon eingeladen: „Wir haben bereits die Zusage, dass eine Gruppe kommt.“ Umgekehrt plant der TCB, bereits ein paar Wochen vorher ein Team zum Swim&Run in die französische Partnerstadt zu schicken.

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Erstellt:
25. Mai 2023, 06:00 Uhr

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