Terminchaos: French-Open-Verlegung sorgt für Kritik

dpa Paris. Zahlreiche Turniere sind abgesagt, die French Open in den September verlegt. Im Tennis beginnt ein Hickhack um Termine. Sandplatz-Tennis in Paris nur eine Woche nach dem US-Open-Endspiel in New York und zeitgleich mit anderen Events - wie soll das funktionieren?

Wegen der Coronavirus-Krise prüfen auch die US Open eine Verlegung. Foto: Andrew Gombert/epa/dpa

Wegen der Coronavirus-Krise prüfen auch die US Open eine Verlegung. Foto: Andrew Gombert/epa/dpa

Der außergewöhnliche Alleingang der French Open stürzt die Tennis-Szene in ein Terminchaos und sorgt für massive Unruhe und Kritik.

Offenbar ohne sich mit den anderen Grand-Slam-Turnieren oder der WTA- und ATP-Tour in der Coronavirus-Krise abzustimmen, verschob der französische Verband sein Vorzeigeprodukt einfach um vier Monate.

Insbesondere auch mit dem Schweizer Topstar Roger Federer legten sich die Veranstalter durch ihren neuen September-Termin an. Dessen Laver Cup liegt nun parallel zu den French Open. Statt eine gemeinsame Lösung im Olympia-Jahr zu finden, führt das neue Datum des Sandplatz-Klassikers zu neuen Fragen und Problemen.

Es deutet sich ein Ringen um kaum vorhandene Lücken im Tour-Kalender an. Am Mittwoch wurden auch die BMW Open in München abgesagt. Die Veranstalter hoffen noch auf einen späteren Austragungstermin. Das Sandplatzevent sollte eigentlich vom 25. April bis 3. Mai stattfinden.

ATP und WTA teilten am Mittwochabend mit, dass alle Veranstaltungen bis einschließlich 7. Juni nicht stattfinden. Frühestens wird daher am 8. Juni wieder Tennis gespielt, wenn unter anderem auch der Mercedes Cup in Stuttgart auf dem Programm steht.

„Das ist ein Wahnsinn!“, twitterte der kanadische Tennisprofi Vasek Pospisil, ein Mitglied des ATP-Spielerrats, zur Verlegung der French Open. „Keine Konsultation mit der ATP oder den Spielern. Wir haben in diesem Sport NULL zu sagen.“ Seinen Tweet löschte der 29-Jährige wieder, schrieb stattdessen von einer „eigensinnigen/arroganten“ Entscheidung. „Entschuldigung???“, meinte die frühere Weltranglisten-Erste Naomi Osaka. Die Darmstädterin Andrea Petkovic war „definitiv überrascht“.

Aufgrund der Corona-Pandemie war der geplante French-Open-Termin von Ende Mai bis Anfang Juni unrealistisch geworden. Vom 20. September bis 4. Oktober sollen der spanische Sandplatz-Dominator Rafael Nadal und Co. nun nach dem Willen der Veranstalter auf der roten Asche in Paris um den Titel kämpfen. Nur eine Woche nach den US Open in New York, dem sportlichen Höhepunkt der Hartplatz-Saison, und ohne dass sie vermutlich zuvor ein Sandplatz-Turnier bestritten haben.

„Es war undenkbar für uns, Roland Garros aus dem Kalender zu nehmen“, sagte der französische Verbands-Präsident Bernard Giudicelli. „Das Einzige, was wir im Kopf hatten, waren die Interessen des Turniers, der Spieler.“ Es sei der Termin mit dem geringsten Übel.

Doch wird Nadal gleich wieder fit genug sein? Was passiert, wenn das Wetter nicht mitspielt? Und wie soll es möglich sein, andere Turniere zeitgleich mit dem Grand Slam auszutragen? Fünf WTA- und fünf ATP-Turniere kollidieren nun mit den French Open. Auf beiden Internetseiten war am Mittwoch kein Hinweis auf die Verschiebung zu finden. „Ich dachte, in diesen Tagen sollten die Mächte des Tennis alle zusammenarbeiten?“, schrieb der ehemalige Weltranglisten-Erste im Doppel, der Brite Jamie Murray.

Zudem ist der von Federer mitinitiierte Laver Cup betroffen, bei dem in diesem Jahr in Boston ein Team Europa gegen ein Team Welt antritt und bei dem in den vergangenen Jahren fast alle Topstars, auch der Hamburger Alexander Zverev, mitgespielt haben. Muss sich Federer, der derzeit ohnehin eine Verletzung auskuriert, dann entscheiden?

Der Laver Cup, vom 25. bis 27. September terminiert, werde „nach jetzigem Stand wie aktuell geplant stattfinden“, teilten die Organisatoren mit und gingen damit auf Konfrontationskurs. Die US Open wollen eine Terminänderung prüfen, sie sollen eigentlich vom 31. August bis 13. September stattfinden. Die Macher versicherten, sie würden bei ihrer Beschlussfindung die anderen Grand-Slam-Turniere, die WTA und ATP sowie alle anderen Beteiligten auf der Tennistour einbeziehen. Bis dahin werde es keine Änderung am Terminplan geben.

Wimbledon (29. Juni bis 12. Juli) hält noch an seinem Termin fest. Bislang ist aber überhaupt fraglich, wann die Tennis-Tour wieder loslegen kann. Die Verlegung der French Open dürfte sich auch auf die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio auswirken, für die Paris eigentlich als Deadline vorgesehen war. Ob dann tatsächlich drei Grand Slams und Olympia innerhalb von gut drei Monaten stattfinden können, ist fraglich. „Klar ist aber auch, dass es momentan wichtigere Sachen gibt als Tennisturniere“, sagte Petkovic.

Die French Open in Paris werden in den Herbst verlegt. Foto: Christophe Ena/AP/dpa

Die French Open in Paris werden in den Herbst verlegt. Foto: Christophe Ena/AP/dpa

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Erstellt:
18. März 2020, 08:06 Uhr

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