Timo Boll spielt um Medaille und Olympia-Qualifikation

dpa Minsk. Timo Boll schlägt Wladimir Samsonow im Duell der Altmeister und ist damit der Olympia-Qualifikation ganz nahe. Gut ein Jahr vor Tokio 2020 schließen die Judoka die Europaspiele hingegen mit einer schwachen Bilanz ab.

Timo Boll hat bei den Europaspielen das Halbfinale erreicht. Foto (Archivf): Bernd Thissen Foto: Bernd Thissen

Timo Boll hat bei den Europaspielen das Halbfinale erreicht. Foto (Archivf): Bernd Thissen Foto: Bernd Thissen

Timo Boll musste tief durchatmen, als er den Matchball verwandelt hatte. Tischtennis-Bundestrainer Jörg Roßkopf klopfte dem Rekord-Europameister anerkennend auf die Brust.

Der 38-jährige Odenwälder hatte sich gegen den 43 Jahre alten weißrussischen Star Wladimir Samsonow durchgesetzt. „Timo musste sein bestes Tischtennis zeigen“, sagte Roßkopf nach dem hart umkämpften Sieg in 4:1 Sätzen, der Boll ins Halbfinale der Europaspiele in Minsk und damit dicht an die Olympia-Qualifikation brachte. Die ersten drei der Einzelkonkurrenz schaffen frühzeitig den Sprung nach Tokio.

Im Viertelfinale der Damenkonkurrenz setzte sich die Deutsche Han Ying gegen die Niederländerin Li Jie durch, Petrissa Solja schied gegen Yu Fu aus Portugal aus. Am Dienstagabend spielte sie mit Patrick Franziska um Gold im Mixed und damit um das Ticket für Tokio. Am vierten Wettkampftag der Europaspiele gab es eine große Enttäuschung im Team des Deutschen Olympischen Sportbundes, als die Judoka schon in der ersten Runde des Mixed-Team-Wettbewerbs an Österreich scheiterten.

Boll und Samsonow rätselten nach ihrer mitreißenden Begegnung, wie oft sie in ihrer langen Karriere aufeinander getroffen sind. Auf „vielleicht 30 bis 40 Mal seit 1997 oder 98“ einigten sie sich. „Am Anfang hat er mich ganz schön frisch gemacht“, erinnerte sich Boll, der mittlerweile die bessere Bilanz für sich reklamiert. Doch Samsonows Auftritt vor dessen lautstarkem Heimpublikum imponierte dem Deutschen: „So gut habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen - vor allem was die Konzentration anbelangt. In der Form kann er jeden schlagen.“ Mit seiner Reichweite, mit plötzlichen Tempo- und Richtungswechseln glänzte der gebürtige Minsker.

Anders als gegen Samsonow traf Boll indes noch nie auf den Kroaten Tomislav Pucar, dem er am Mittwoch (11.00 Uhr MESZ) in der Vorschlussrunde gegenüber steht. „Er spielt sehr unorthodox“, sagte Boll. Erst kurz vor der Partie will er den Gegner noch einmal auf Videos studieren. „Dann vergesse ich es wenigstens nicht, bis es losgeht.“ Das Finale findet ebenfalls am Mittwoch statt (18.00 Uhr).

Bei der 2:4-Niederlage der Judoka punkteten nur Johannes Frey gegen Stephan Hegyi (über 90 kg) und Alexander Wieczerzak gegen Marko Bubanja (bis 90 kg) für das deutsche Team. Das Turnier in der weißrussischen Hauptstadt war auch als EM ausgeschrieben. „Komplett die ganze Woche war nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten“, sagte der Wiesbadener Wieczerzak.

Das Team des Deutschen Judo-Bundes kam durch Pauline Starke in der Klasse bis 57 Kilogramm nur zu einer Bronzemedaille. Die Niederlage gegen Österreich bezeichnete der 28-Jährige als „sehr, sehr traurig“. Die Leistungen hätten nicht die wahren Fähigkeiten des Teams gezeigt. „Wir haben in den letzten Wochen sehr hart trainiert. Vielleicht war das zu hart und zu viel.“

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Erstellt:
25. Juni 2019, 17:10 Uhr

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