Traum von der Olympiateilnahme platzt

Boxer Wladislaw Baryshnik zählt zu den großen Talenten in Deutschland. Der Backnanger hatte auf ein Ticket bei den Olympischen Spielen in diesem Jahr in Tokio gehofft. Nun wurde der für ihn entscheidende Wettkampf aufgrund der Coronalage abgesagt.

Wladislaw Baryshnik (links) aus Backnang hat sich nun neue Ziele als Boxer gesetzt. Foto: Imago

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Wladislaw Baryshnik (links) aus Backnang hat sich nun neue Ziele als Boxer gesetzt. Foto: Imago

Von Heiko Schmidt

Auf ein Ziel hatte Wladislaw Baryshnik in den vergangenen Jahren hingearbeitet: die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio, die wegen der Coronapandemie um ein Jahr auf 2021 verschoben wurden. Dadurch blieb dem Boxer etwas mehr Zeit, um das Ticket für dieses sportliche Highlight zu lösen. Allerdings verlief bereits der Auftakt der Qualifikationsphase für den Backnanger nicht gut. Ende 2019 verlor er beim nationalen Qualifikationsturnier in Kienbaum den entscheidenden Kampf in der Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm gegen Kastriot Sopa mit 1:4. Dadurch blieb Baryshnik nur noch das Warten. Sollte nämlich Sopa beim etwas leichter einzuschätzenden Europa-Qualifikationsturnier patzen, dürfte der Backnanger bei der Weltqualifikation mit stärkeren Kontrahenten ran.

Wegen der Coronazeit wurde der Zeitplan um ein Jahr nach hinten verschoben. Die beiden Wettkämpfe waren für 2021 geplant. Es sah zunächst danach aus, dass Baryshnik seine Chance erhalten sollte. Sopa verlor nämlich seinen ersten Kampf bei der Europa-Qualifikation in London. Dadurch wäre der Weg für den Backnanger frei. „Ich habe daraufhin meine Trainingsintensität erhöht“, berichtet der in Kasachstan geborene Sportler, der im Alter von drei Jahren mit seiner Familie nach Deutschland kam. Der Boxer hoffte nun auf die für ihn alles entscheidende Weltqualifikation, die in Paris angesetzt war. Doch kurz davor kam die Mitteilung, dass das Turnier wegen der Coronalage nicht stattfinden wird. Somit ist Baryshniks letzte Chance vorbei und sein Traum von der Teilnahme an den Olympischen Spielen geplatzt. „Das ist sehr bitter und traurig. Ich hatte die vergangenen Jahre auf diese eine Chance hingearbeitet und jeden Tag dafür trainiert“, ist der Boxer sehr enttäuscht. Er wird nun die Kämpfe im Fernsehen verfolgen. „Auf jeden Fall werde ich mir die Kämpfe im Halbweltergewicht anschauen.“ Allerdings ist Deutschland in Japan nur mit einem Rumpfteam vertreten. „Von zehn Gewichtsklassen bei den Männern sind nur zwei Deutsche dabei“, so Baryshnik.

Der Backnanger muss den sportlichen Rückschlag erst einmal verdauen, denn die Enttäuschung ist sehr groß. Trotzdem wagt der Sportsoldat einen Blick in die Zukunft. Sein nächstes Ziel wird die Weltmeisterschaft sein. Diese ist im November in Belgrad geplant. Bis dahin möchte der 24-Jährige noch mehrmals in den Ring steigen. „In diesem Jahr habe ich bislang nur zwei interne Kämpfe in Köln absolviert.“ Da sollen bald einige dazukommen. Schließlich wird er eine Gewichtsklasse nach oben wechseln. „Ich habe zuletzt viel Gewicht gemacht.“ Deshalb wird Baryshnik in Zukunft bis 69 Kilogramm boxen. Dabei hat er sich einiges vorgenommen. Der Sprung in den Profibereich wäre eine Möglichkeit. „Das habe ich auf jeden Fall im Hinterkopf.“ Außerdem könnte sich Wladislaw Baryshnik die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024, die in Paris stattfinden werden, vorstellen. „Das würde auch als Profiboxer gehen, wenn man bis dahin nicht mehr als zehn Profikämpfe gemacht hat“, rechnet der 24-Jährige vor.

Zunächst konzentriert sich Wladislaw Baryshnik aber auf die nähere Zukunft. Am gestrigen Mittwoch ging es für ihn und andere deutsche Boxer zu einem Trainingslager nach Dänemark. „Wir wollen die dortigen Profiboxer unterstützen.“ Die Übungseinheiten werden am Samstag beendet, dann geht es zurück nach Deutschland. Der Backnanger trainiert anschließend weiter beim Bundesstützpunkt in Heidelberg. „Dort kann ich mich konsequent aufs Boxen konzentrieren“, berichtet der Backnanger von sehr guten Bedingungen. Unter diesen hat er seine Leistungen kontinuierlich verbessert. „Ich würde mich als variablen Boxer bezeichnen“, so Baryshnik. Das heißt, er startet im Ring gerne selbst die Angriffe, versucht aber auch, mit Konter zum Erfolg zu kommen. Das tägliche Training hilft ihm dabei, dies noch weiter zu intensivieren. Seit 2017 gehört der Sportsoldat der Sportfördergruppe an.

Trotz alledem versucht Wladislaw Baryshnik, auch Zeit mit seiner Familie in Backnang zu verbringen. „Wenn es geht, mache ich es gerne.“ Natürlich trainiert er dann auch in der Murr-Metropole, entweder läuft er dann oder schaut bei seinem früheren Trainer Artur Allerborn in der dortigen Kampfsportschule vorbei. Baryshnik ist bodenständig und hat seine schwäbische Heimat nie aus den Augen verloren. Vielleicht schafft er den ganz großen Wurf. Zu den Talenten im deutschen Boxsport gehört der Drittplatzierte der U-22-EM von 2018 allemal.

Nur drei Boxer in Tokio dabei

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat lediglich drei Boxer für die Olympischen Spiele in Tokio nominiert. Dies sind Nadine Apetz (Gewichtsklasse bis 69 Kilogramm/SC Colonia Köln) bei den Frauen sowie Ammar Riad Abduljabbar (bis 91/SV Polizei Hamburg) und Hamsat Shadalov (bis 57/Eintracht Berlin) bei den Männern.

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Erstellt:
17. Juni 2021, 06:00 Uhr

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