Trotz allem: Vorfreude auf den Restart

In den Sportvereinen der Region laufen zunehmend die Angebote für Kinder und Jugendliche wieder an. Auch die Turnabteilung der TSG Backnang startet wie andere Klubs unmittelbar nach den Sommerferien mit dem Übungsbetrieb für alle.

Ohne Abstand wie Anfang des Jahres beim Minicup der TSG-Turner geht es nun beim Training der Kinder und Jugendlichen nicht mehr. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Ohne Abstand wie Anfang des Jahres beim Minicup der TSG-Turner geht es nun beim Training der Kinder und Jugendlichen nicht mehr. Foto: A. Becher

Von Alexander Hornauer

Im März war von heute auf morgen Schluss. Stille in den Sporthallen, auf den Sportplätzen und in den Schwimmhallen. Das Vereinsleben kam für einen Moment zum Erliegen. Manche brauchten etwas Zeit, um sich zu sammeln. Andere waren schnell aktiv und suchten nach Alternativen. Sie boten ihren Mitgliedern zum Beispiel Kurse als Videokonferenz an. Motto: besser als nichts. Trotzdem waren viele Sportler froh, als die ersten Lockerungen der Coronaregelungen in Kraft traten. Die Leistungssportler bekamen die Möglichkeit, ihren Übungsbetrieb wieder aufzunehmen. Und auch für den Breitensport fanden sich Alternativen. Beim Turnverein Oppenweiler beispielsweise trafen sich die Gymnastikgruppen im Freien. Auch auf dem Hagenbach, dem Vereinsgelände der TSG Backnang 1846 Turn- und Sportabteilungen, nutzte man den großflächigen Rasenplatz, um die Sportler mit viel Platz und Abstand zueinander üben zu lassen.

Die Funktionäre oder – weniger bürokratisch – die Vordenker und Triebfedern in den Vereinen hatten dabei enorm viel zu tun. In dieser Phase jagte eine Coronaverordnung die nächste. Ständig mussten Hygienekonzepte überarbeitet und neue Nutzungsvereinbarungen mit den Übungsleitern getroffen werden. Rainer Böhle, Abteilungsleiter der TSG-Turner, hat mitgezählt und sagt: „In dieser Zeit habe ich über 100 unterschiedliche Nutzungsvereinbarungen unterschrieben an die Stadt Backnang gesendet.“ Aber er machte es gerne, denn: endlich wieder Sport. Wer in diesen Monaten deutlich weniger vom Breitensportangebot der Vereine profitierte, das waren die Kinder und Jugendlichen. In manchen Vereinen lief deren Angebot vor den Sommerferien noch an, oft aber auf Sparflamme.

Nun ist die Coronalage zwar nicht entspannt, aber es ist – was die Verordnungen und Regularien betrifft – eine Stabilität eingekehrt. „Man plant nicht mehr von Tag zu Tag, sondern ein paar Wochen im Voraus“, sagt Rainer Böhle. Deshalb geht es bei der Turnabteilung in der kommenden Woche wieder los. „Wir bieten wieder einen regelmäßigen Übungsbetrieb an“, sagt Böhle und findet das grundsätzlich super. „Schließlich ist es unser Ziel, die Menschen in Bewegung zu bringen. Die Kinder mussten da in den vergangenen Monaten auf vieles verzichten, darum liegt es uns am Herzen, sie wieder in den Hallen zu sehen.“

Klar ist auch: Vieles wird anders sein als in der Vergangenheit. Rainer Böhle nennt einige Beispiele: „Die Übungsstunden beginnen künftig einige Minuten später und enden einige Minuten früher.“ Das soll sicherstellen, dass es in den Eingangsbereichen der Hallen kein Gedränge gibt. Auch die Gruppengröße muss angepasst werden. „Pro Trainingsgruppe maximal 19 Kinder plus Übungsleiter, so will es die Vorschrift.“ Eine Ausnahme bilden die Eltern-Kind-Gruppen. Da werden Mama oder Papa nebst Kind zusammengezählt. Böhle lobt in diesem Zusammenhang seine Mitorganisatoren: „Die Fachwarte für Kinderturnen, Vorschulbereich, Jugendsport und Gymweltbereich haben sich enorm viel Mühe gegeben, um die Gruppen so einzuteilen, dass alle untergebracht werden.“ Das hat auch geklappt. Kleine Einschränkung: Kinder im Breitensportbereich, die bislang an zwei oder drei Angeboten teilgenommen haben, können zumindest vorübergehend nur einmal in der Woche kommen. „Da ist die Solidarität gefragt. Wir wollen, dass trotz begrenzter Kapazitäten alle am Sportgeschehen teilnehmen können.“ Auch die Eltern sind gefragt: Sie müssen bei der ersten Übungsstunde nach den Ferien mitkommen – nicht in die Halle, doch aber zu den besser durchwindeten Freibereichen vor den Hallen – und ihre vollständigen Daten angeben. Wenn es doch einmal einen Nachverfolgungsfall gibt, soll das Gesundheitsamt bestmöglich unterstützt werden.

Auch für die Übungsleiter steigt der Aufwand: Sie müssen sich nun vorab ausführlich mit dem TSG-Hygienekonzept befassen und die darin enthaltene Nutzungsvereinbarung unterschreiben. Außerdem müssen sie eine Unbedenklichkeitsbescheinigung bezüglich ihres Gesundheitszustands abgeben; damit keiner, der zwar keine Symptome aufweist, aber vielleicht aus einem Risikogebiet kommt oder vielleicht sogar gerade einen Test laufen hat, die Übungsstunde anleitet. Denn so lobenswert ehrenamtliches Engagement als Trainer und Coach ist – die Gesundheitsvorsorge steht derzeit über allem. Während des Trainingsbetriebs, ergänzt Rainer Böhle, müssen die Übungsleiter außerdem die aktuellen Teilnehmerlisten führen, die Halle regelmäßig belüften und die Turngeräte reinigen. „Wir sind unseren Ehrenamtlichen schon im Normalzustand sehr dankbar. Und das gilt in dieser schwierigen Phase umso mehr.“

In ganz vielen Dingen ähnlich ist die Lage beim TV Oppenweiler. Turnabteilungsleiterin Anneli Valta hat sich gemeinsam mit ihren Übungsleitern zusammengesetzt und ein Hygienekonzept entwickelt. Die Eltern wurden mit einem Anschreiben darüber informiert, denn auch in der Sturmfedergemeinde soll es nach den Sommerferien zielstrebig wieder losgehen. In diesem Elternbrief ist alles bis ins Detail geregelt. So sollen die Kinder, wenn es irgendwie geht, schon umgezogen zum Sport kommen. Die Nachwuchsturner trainieren in festen Kleingruppen. Und für Eltern gilt: Sie sollen lieber einen Spaziergang machen, denn von der Tribüne aus dürfen sie den Kindern nicht zusehen. Was einerseits vernünftig klingt – in der Realität aber durchaus eine Herausforderung ist, denn gerade bei den Kleinsten gibt es schon den einen oder anderen Sportler, der sich mit Mama oder Papa im Rücken wohler fühlt. Kurzum: Vieles wird anders, vieles wird ein bisschen komplizierter, und trotzdem findet Böhle: „Schön, wenn endlich wieder Leben in den Hallen ist.“

Im Judo und Handball geht’s los

Bei den Judokas der TSG Backnang gab es schon vor den Sommerferien einen Wiedereinstieg in den Trainingsbetrieb der Kinder. In den Ferien trainierten nur die Älteren, künftig kommen aber auch wieder die Kleinsten ins Training. Auch im Dojo gelten Hygienebestimmungen wie im Turnen. Abteilungsleiter Alfred Holderle fügt ergänzend hinzu: „Bei uns trainieren immer zwei Kinder als Paar miteinander.“

Beim HC Oppenweiler/Backnang lief das Handballtraining für die Jugendteams schon im Sommer wieder an, in vielen Mannschaften gab es – dank großzügiger Hallenöffnungszeiten – auch während der Ferien einen Trainingsbetrieb. Die Minihandballer starteten ebenfalls im Juli wieder, legten jetzt aber eine Ferienpause ein und starten mit dem Beginn des neuen Schuljahres wieder – im Rahmen dessen, was möglich ist – durch.

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Erstellt:
11. September 2020, 11:30 Uhr

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