TSG Backnang 1846: Stolz auf Bewährtes und zugleich stets offen für Neues

Der Verein hat in seiner langen Geschichte vieles auf die Beine gestellt, genießt in der Stadt und in der Region eine große Bedeutung. Darauf ruhen sich die Macher aber nicht aus: Sie wollen den Traditionsverein mit modernen Angeboten, dem geplanten Sportgarten auf dem Hagenbach und vielen weiteren Ideen in eine erfolgreiche Zukunft führen.

Seit sechs Jahren steht Rainer Mögle an der Spitze von Backnangs ältestem und mit Abstand größtem Sportverein. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Seit sechs Jahren steht Rainer Mögle an der Spitze von Backnangs ältestem und mit Abstand größtem Sportverein. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Kompletter Lockdown. Ein eingeschränkter Sportbetrieb mit detaillierten Hygiene- und Zugangsregeln, deren gewissenhafte Ausarbeitung viel Schreibkram mit den Behörden nötig machte und deren buchstabengetreue Umsetzung einen hohen Zeitaufwand rund um die zahlreichen Trainingseinheiten und Kurse bedeutete. Nicht zuletzt die Absage der für 2021 mit großem Einsatz vorbereiteten Jubiläumsveranstaltungen, die nun erst mit einem Jahr Verspätung stattfinden. Wie so vielen Menschen machte die Pandemie seit März 2020 auch den Verantwortlichen der TSG Backnang 1846 das Leben schwer.

Sehr gut aufgestellt

Sie gaben aber ihr Bestes, um zumindest das anbieten zu können, was in den einzelnen Coronaphasen möglich war. „Es wäre kontraproduktiv gewesen, in den Dornröschenschlaf zu verfallen“, sagt Claudia Krimmer und glaubt, dass der Verein nun, wo alles wieder fast normal läuft, den verdienten Lohn erntet. „Die Leute sind wiedergekommen“, freut sich die stellvertretende Vorsitzende und ist guter Dinge. „Wir blicken mit viel Motivation nach vorne.“ Ein Befund, den der Mann an der Spitze teilt. Auch Rainer Mögle konstatiert: „Wir sind sehr gut aufgestellt, das Sportangebot in den Abteilungen funktioniert.“ Vor allem der Zulauf bei den Kindern sei erfreulich und spiegle sich in vielen ausgebuchten Kursen wider.

3000 Mitglieder sollen bis Anfang 2023 erreicht sein

Was der Vorsitzende von Backnangs größtem Verein an erfreulichen Entwicklungen beobachtet, lässt ihn vermuten, „dass die Talsohle bei der Mitgliederzahl durchschritten ist“. Zuletzt waren es rund 2800, was im Vergleich zum letzten großen Jubiläum im Jahr 1996 einen erheblichen Schwund bedeutet. Zum 150. Geburtstag wurden noch über 4500 Mitglieder gezählt. Das dürfte auf absehbare Zeit wohl kaum zu schaffen sein, aber „ich bin guten Mutes“, so Mögle, „dass wir die 3000-Mitglieder-Marke bis zu unserer nächsten Bestandserhebung im Januar kommenden Jahres wieder erreichen“.

15 Abteilungen

Sollte es klappen, wäre das dennoch kein Anlass, sich zurückzulehnen. „Wir sind immer offen für neue, gute Ideen“, sagt der 58-Jährige und verweist auf die erst kürzlich gegründete Bouleabteilung, die derzeit 19 Mitglieder hat. Das soll nicht das Ende der Fahnenstange sein, denn das Spiel mit den Kugeln ist für alle Altersklassen geeignet. Mit den Boulern sind es nun wieder 15 Abteilungen – sie traten quasi an die Stelle des Musikzugs, der 2019 aufgelöst wurde. Bereits etwas länger gibt es die Mountainbikesparte unter dem Dach der Skiabteilung.

Breite Palette

Es braucht aber nicht zwingend neue Abteilungen und Sparten, um das gewünschte Wachstum zu generieren, auch mit den vorhandenen Strukturen ist eine ganze Menge möglich. Das zeigt die breite Palette dessen, was sich die TSG für die nahe Zukunft vorgenommen hat. Vor allem um den Spaßfaktor geht es bei den Hula-Hoop-Kursen oder „trendigen Outdoorsportangeboten“, nach denen Krimmer ständig Ausschau hält. Es sieht aber auch im Gesundheitsbereich so aus, als würde der Verein bald etwas Neues ins Portfolio aufnehmen. „Wir denken darüber nach, Rehasport für Kinder anzubieten“, verkündet die stellvertretende Vorsitzende, die seit Jahresbeginn auch als Geschäftsführerin angestellt ist. Einige Eltern dürften händeringend nach solchen Plätzen suchen. Ähnlich geht es wohl allen, die im Zusammenhang mit dem bestimmenden Thema der jüngeren Vergangenheit mit Spätfolgen zu kämpfen haben oder die dieses Schicksal noch ereilt. „Long Covid wird uns begleiten“, ahnt Krimmer und macht deutlich, dass sich die TSG 1846 auf dieses Szenario schon vorbereitet: „Es gibt bereits Übungsleiter, die entsprechende Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen wahrnehmen.“

Kindersportschule aktiviert

Um die Kleinsten frühzeitig mit allen Facetten des Sports vertraut zu machen, „haben wir beschlossen, die Kindersportschule wieder zu aktivieren“, benennt Mögle ein weiteres Projekt, das auf der Vereinsagenda ganz oben steht. Dabei handelt es sich um eine sportartübergreifende Einrichtung, die in den letzten fünf Jahren brach lag. Einen Win-win-Effekt soll hierbei die von Claudia Krimmer angekündigte „sehr enge Kooperation“ mit dem Sportkindergarten in der Plaisir erzeugen: „Unsere speziell ausgebildeten Übungsleiter werden die Inhalte der Kindersportschule in der Kita vermitteln.“

Anspruchsvolle Aufgaben

Das Sportangebot ist das Alltagsgeschäft. Die Führungsgremien beackern aber noch viele weitere Themen wie Datenschutz, Lizenzierung und Qualifizierung der Übungsleiter oder Schutz vor Kindeswohlgefährdung, um nur einige Beispiele zu nennen. Anspruchsvolle Aufgaben, die auf Dauer lediglich mit einem guten Mix aus Ehren- und Hauptamtlichen sowie einer zunehmenden Professionalisierung zu bewältigen sind. „Wir suchen ein Vorstandsmitglied für die Vereinsentwicklung“, verrät Rainer Mögle. Zu tun gibt es genug – allem voran rund um den geplanten Bau des Sportgartens auf dem Hagenbach, dessen Hauptbestandteile als Erweiterung des heutigen Klubzentrums eine Außensportanlage, Gymnastikräume und ein inklusiver Kinderspielplatz sein sollen. „Wir wollen so investieren, dass neue Bauwerke und Bestandsgebäude eine ähnliche Lebenszeit haben“, skizziert der Vorsitzende die Strategie. Deshalb gilt: „Holz und Rigips statt Stahl und Eisen.“ Das Kalkül: Künftige Vorstandsgenerationen sollen im Lichte städtebaulicher Entwicklungen die Wahl haben, ob der Hagenbach die Heimat bleibt oder ob es Richtung Ungeheuerhof geht. Dort will sich der Klub das nötige Gelände für den Fall der Fälle sichern, zumal Mögle noch eine „Vision“ hat: „Wächst die Mitgliederzahl wieder, verträgt die Stadt vielleicht zwei Standorte der TSG 1846.“

Erweiterung des Kraftraums

Zeitnah, so Krimmer, soll die Teilsanierung und Erweiterung des Kraftraums bei der Mörikehalle umgesetzt werden. Der Verein trägt die Hälfte der Kosten und kriegt von der Stadt mehr Belegungszeiten, um Inklusionsangebote umsetzen zu können. Gut, dass die TSG laut Mögle „finanziell bestens aufgestellt und von den vier TSG-Vereinen derjenige ist, der am wenigsten am Stadtsäckel hängt“. Lachend ergänzt er: „Das soll die nächsten 175 Jahre so bleiben.“

Rainer Mögle ist seit 2016 im Amt

Vorgänger Sechs Jahre sind vergangen, seit Rainer Mögle zum Vorsitzenden der TSG Backnang 1846 gewählt wurde. Er steht damit schon länger an der Vereinsspitze als viele Vorgänger. Dies sind: Gerichtsaktuar Speidel (ab 1846), Albert Springer (1850), Lehrer Sattler (1860), Louis Kübler (1862), Gottlob Volz (1867), Fritz Stelzer (1869), Rotgerber Bochinger (1870), Lehrer Schelling (1872), Walter Wieland (1873), Karl Ruff (1875), Robert Eisenmann (1891), Karl Bauer (1893), Louis Breuninger (1908), Hermann Schmückle (1909), Louis Breuninger (1917), Albert Wüst (1922), Paul Theurer (1923), Wilhelm Knapp (1946), Helmut Kreeb (1948), Albert Waibel (1954), Karl Wenzler (1955), Helmut Kreeb (1961), Gustav Häußler (1963), Erich Handrick (1969), Manfred Strohhäcker (1982), Rolf Bäuerle (2001) und Horst Adam (2010).

Mitstreiter Zum Vorstand der TSG Backnang zählen neben Rainer Mögle derzeit Claudia Krimmer (stellvertretende Vorsitzende und Referentin für Sport und Projektleitung), Wolfgang Richter (stellvertretender Vorsitzender und Referent für Öffentlichkeitsarbeit), Werner Hamann (Referent für Vereinsrecht) und Michael Abele (Referent für IT). Rolf Bäuerle ist als Referent für Steuern seit der jüngsten Hauptversammlung nur noch kommissarisch im Amt.

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Erstellt:
8. Juli 2022, 06:00 Uhr

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