TSG Backnang: Last-Minute-Tor lässt die Etzwiesen beben

Der Oberligist aus den Etzwiesen besiegt in der dritten Runde des WFV-Pokals den Regionalligisten SGV Freiberg verdient mit 2:1 und steht wie Nachbar Großaspach im Achtelfinale. Bei den Fußballern aus der Etzwiesen trifft mit Rafael Terpsiadis ein 18-jähriger Saisondebütant gleich zweimal.

Jaaaa – geschafft. TSG-Verteidiger Maximilian Kuchler schrie seine Freude übers Husarenstück im WFV-Pokal laut heraus. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Jaaaa – geschafft. TSG-Verteidiger Maximilian Kuchler schrie seine Freude übers Husarenstück im WFV-Pokal laut heraus. Foto: Tobias Sellmaier

Von Uwe Flegel

„Wenn du nicht weißt wohin mit dem Ball, dann schieß ihn ins Tor.“ Ob der gerade mal 18 Jahre alte Rafael Terpsiadis die alte Fußballweisheit schon einmal gehört hat, ist unklar. Sicher ist, dass es der gerade erst von den Stuttgarter Kickers zur TSG Backnang gewechselte Offensivmann gestern Abend im WFV-Pokalduell des Oberligisten aus den Etzwiesen gegen den SGV Freiberg genau so gemacht hat. Terpsiadis bekam den Ball kurz vor der Strafraumgrenze, suchte einen Nebenmann, fand keinen, zögerte etwas und jagte die Kugel dann in der zweiten Minute der Nachspielzeit einfach zum 2:1 für Backnang in den linken oberen Winkel des Gästegehäuses. Der Außenseiter hatte die Drittrundenpartie gewonnen, der favorisierte Regionalligist war raus.

Riesiger Backnanger Jubel nach dem Schlusspfiff

Was Wunder, dass die gute TSG-Seele Erika Schottenloher wenige Minuten später nicht mehr zu halten war. Der Abpfiff von Schiedsrichter Jonathan Woldai war noch nicht recht verklungen, da rannte die rüstige Rentnerin aufs Spielfeld und herzte so ziemlich jeden, der ein rotes Trikot oder eine Jacke mit TSG-Emblem auf der Brust trug. Die Freude über den Pokalcoup beim Etzwiesenklub war riesengroß.

TSG-Zugang gleich erst aus und sorgt dann in der Nachspielzeit für den Sieg

Vor allem Rafael Terpsiadis durfte sich bei den Gastgebern besonders gefreut haben. Bei seinem Saisondebüt hatte der junge Mann nämlich beide Backnanger Treffer erzielt. Denn vor dem Sonntagsschuss am Mittwochabend in letzter Minute hatte er nach einer knappen halben Stunde im Anschluss an einen Eckball und ein Durcheinander in der Freiberger Abwehr bereits den 1:1-Ausgleich für die TSG erzielt. Die war nach elf Minuten in Rückstand geraten, als Filimon Gerezgiher ein Zuspiel von Abdul Karim Sankoh aus sechs Metern zum 1:0 über die Linie gedrückt hatte.

Die Gastgeber werden nach elf Minuten kalt erwischt

Die Fans der Hausherren befürchteten Schlimmes. Auch weil die TSG-Startelf von Trainer Mario Klotz gegenüber dem Punktspielauftakt gegen Pforzheim auf sieben Positionen verändert worden war. Torwart Marcel Knauß, die Innenverteidiger Maximilian Kuchler und Robin Schwemmle, die Zugänge Finn Becker und Rafael Terpsiadis sowie die Mittelfeldspieler Chris Weiller und Ata Coutroumpas kamen rein. Schlussmann Enrico Caruso, die Abwehrspieler Thomas Doser und Patrick Tichy, Mittelfeldmann Vincent Sadler und die Offensivkräfte Gianni Mollo, Flavio Santoro sowie Tim Pöhler mussten auf die Bank. Die neue Formation fand nach der schwierigen Anfangsphase aber rasch in die Partie. Vor allem die Defensivarbeit passte. Freiberg hatte nach dem Führungstor kaum noch was zu bieten. Die Offensivaktionen des Sport- und Gesangvereins war wenig hitverdächtig.

Die Etzwiesenelf zieht verdient ins Achtelfinale ein

Der Backnanger Einzug in das für Allerheiligen (1. November) geplante Achtelfinale war verdient. Finn Becker (50.), Julian Geldner mit einem brandgefährlichen 23-Meter-Weitschuss (69.) und Flavio Santoro in der 90. Minute hatten zwar keine glasklaren Möglichkeiten, schnupperten aber an einem zweiten Treffer. Klotz lobte sein Team für den couragierten Auftritt und freute sich, „dass zu sehen war, dass wir eine echte Einheit sind“. Sehr diszipliniert habe seine Elf dem Gegner das Leben schwer gemacht. Dass dies mit einer Mannschaft gelang, in der sonst gesetzte Akteure zunächst nicht oder gar nicht zum Zug kamen, überraschte Klotz wenig: „Bei uns im Training gibt jeder richtig Gas und jeder hat den Anspruch Oberliga zu spielen. Heute hat sich gezeigt, dass es so funktioniert.“

Oguzhan Biyik hatte sich die Überraschung erhofft

Der sportliche Leiter Oguzhan Biyik hatte ohnehin darauf spekuliert, dass der Oberligist dem mit zunehmender Spielzeit immer einfallsloser wirkenden Regionalligisten ein Bein stellt. „Dass Freiberg Favorit ist, war jedem klar. Wir alle wussten jedoch auch, was für uns in einem Pokalspiel möglich ist.“ Vor allem dann, wenn das Team aus dem Murrtal in der Defensive einen so konzentrierten und leidenschaftlichen Auftritt wie gestern Abend hinlegt. Überhaupt machen die Leistungen vom 1:1 zum Punktspielauftakt gegen Pforzheim wie die gestrige Pokalpartie durchaus Mut, dass Backnang diese Runde nicht wie in der Vorsaison bis zum letzten Spiel um den Klassenverbleib zittern muss. Erst recht, wenn sogar 18-Jährige Fußballweisheiten vielleicht nicht kennen, sie aber so umsetzen, wie’s die Altvorderen vorgegeben haben.

TSG Backnang: Knauß – Mahler, Kuchler, Schwemmle (63. Tichy), Özen – Hoffmann, Geldner (71. Hornek) – Weiller (57. Mello), Becker (68. Sadler), Coutroumpas (57. Santoro) – Terpsiadis.

SGV Freiberg: Gelt – Rinaldi, Pisot (76. Pietzsch), Osee, Trkulja – Kehl-Gomez – Sankoh (68. Reisig), Barini (86. Klostermann), Maroudis (68. Heim), Gerezgiher – Kuhinja.

Tore: 0:1 (11.) Gerezgiher, 1:1 (27.), 2:1 (90.+2) Terpsiadis. – Schiedsrichter: Woldai (Filderstadt). – Zuschauer: 400.

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Erstellt:
10. August 2023, 06:00 Uhr

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