Turnier der Waldheim-Bouler: In Backnang wird für die WM in Benin geprobt

Bei den Osterturnieren der Waldheim-Bouler greifen unter den rund 350 Teilnehmern auch die Nationalspieler Matthias Laukart und Tobias Müller zu den Kugeln. Sie reisen mit dem deutschen Team im September zu den Titelkämpfen nach Westafrika und stecken mitten in der Vorbereitung.

Matthias Laukart (beim Wurf) und Tobias Müller (in Rot) standen als Nationalspieler in Backnang besonders im Blickpunkt. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Matthias Laukart (beim Wurf) und Tobias Müller (in Rot) standen als Nationalspieler in Backnang besonders im Blickpunkt. Foto: Tobias Sellmaier

Von Steffen Grün

Wer sich dem Waldheim im Plattenwald am Osterwochenende näherte, hörte alsbald die typischen Boulegeräusche. Dumpf klingt es, wenn die Kugeln, die zwischen 650 und 800 Gramm auf die Waage bringen, auf dem Boden landen. Hohl hört es sich an, wenn sie auf ihrem weiteren Weg gegen die hölzerne Bahnumrandung donnern. Am lautesten ist es, wenn das eigene Eisenteil auf das gegnerische Exemplar prallt, um es aus seiner guten Position zu bugsieren. Das ist das Ziel der Schützen eines Teams, während es die Aufgabe der Leger ist, ihre Kugeln möglichst nahe beim „Schweinchen“ zu platzieren. So wird die kleine Zielkugel meistens genannt.

Etwas derber ist manchmal auch von der „Sau“ die Rede. Das hängt nicht zuletzt davon ab, woher die Spieler kommen. Zu ihren Osterturnieren durften die Waldheim-Bouler auch Gäste aus Hessen und Rheinland-Pfalz begrüßen, vor allem aber aus praktisch allen Winkeln im Ländle. Rund 350 Starter waren es in den drei verschiedenen Konkurrenzen, den Anfang machte am Samstag das Osterhasenturnier für die Doubletten. „Wir mussten die Teilnehmerzahl auf 48 Duos begrenzen“, sagt der Vereinsvorsitzende Peter Arndt und begründet den Schritt mit den 64 Teams vor einigen Jahren, „als wir größte Mühe hatten, das Turnier über die Bühne zu bringen“. Es wird eine Nachrückerliste geführt, von der drei Duos zum Zuge kamen. „Jeder kann mitmachen, vom Anfänger bis zum Nationalspieler“, betont Arndt. Was in vielen Sportarten undenkbar wäre, ist tatsächlich ernst gemeint. Bei der favorisierten Doublette handelte sich mit Matthias Laukart und Tobias Müller um zwei Spieler, die Deutschland im September mit zehn weiteren Männern bei der Weltmeisterschaft im westafrikanischen Benin vertreten werden.

Nationalspieler im Dauereinsatz: Mannheim, Backnang, Essingen

Die 70 Euro, die es für den Sieg im A-Finale gegeben hätte, und die 60 Euro, die es nach der Niederlage im Endspiel tatsächlich gab, waren nicht der Grund, warum das Duo vom PCB Horb in Backnang zu den Kugeln griff. Warum dann? „Weil Tobias in Mühlacker wohnt und ich ihn über Ostern besuche“, verriet der aus dem Südbadischen angereiste Matthias Laukart. Vier Turniere absolvierten der 32-Jährige und sein 38-jähriger Mitstreiter von Freitag bis Montag: Es ging in Mannheim-Käfertal los und endete in Essingen in der Pfalz, dazwischen lagen der gemeinsame Doublette- und der Mixed- Wettbewerb in Backnang, zu dem sie mit jeweils einer Tochter von Tobias Müller antraten. „Jedes Turnier gehört zur Vorbereitung auf die WM“, erläutert Matthias Laukart: „Umso öfter man spielt, desto besser.“

Die Veranstaltung im Plattenwald hat für die beiden Spitzenbouler aber aus mehreren Gründen einen ziemlich hohen Stellenwert. „Diese Anlage ist besonders schön“, betont Müller, der sich auf die erste WM vorbereitet, während sein Partner schon zum dritten Mal nominiert wurde: „Es sind viele unterschiedliche Bahnen, das ist ein gutes Training.“ Mal besteht der Untergrund aus grobem, mal aus feinem Kies. Mal gibt es ein Gefälle, mal nicht. Mal sind kleine Unebenheiten einzukalkulieren, mal ist es topfeben. Das mag nach Kritik klingen, ist laut Laukart aber vielmehr „gut“, denn so sei es auch bei den großen Turnieren. Neben der WM bestreiten die sympathischen Sportler mit dem amtierenden Bundesliga-Meister aus Horb im November an der Atlantikküste bei Bordeaux auch noch die Champions League.

Müller und Laukart hatten bereits das Finale im Vorjahr verloren

Neben den sportlichen Gesichtspunkten sind es für Tobias Müller aber auch „das gute Essen und die netten Leute“, die für den abermaligen Start in Backnang nach der Finalniederlage 2022 gegen die Lokalmatadoren und Vereinskollegen Paul Abraham und Kai Steinhard sprachen. Im Endspiel wieder den Kürzeren gezogen zu haben ist deshalb auch kein Argument gegen einen weiteren Versuch im Jahre 2024. „Die Boulespieler sind eine große Familie“, betont der Nationalspieler und sieht es damit ähnlich wie etwa Carmen Reinhart aus Bad Rappenau, die „das gesellige Beisammensein mit Leuten, die dasselbe Hobby teilen“, so toll findet. „Boule ist ein Virus“, sagt Veronika Heinrich aus Heilbronn, „wenn einen das mal erwischt hat, lässt es einen nicht mehr los“.

Einig sind sich die Teilnehmer in ihrem Lob für den Ausrichter. „Das Osterturnier in Backnang hat Tradition“, sagt Peter Jäckel von den Boulefreunden Waiblingen. „Die Winterrunde auch“, wirft Gerhard Heinrich von der Boule Voleuse Heilbronn ein. Mitsamt der Ligasaison im Sommer und Herbst decken die Waldheim-Bouler das ganze Jahr ab. „Wir haben Spaß daran, Spieltage und Turniere auszurichten und unser schönes Gelände zu präsentieren“, begründet Peter Arndt das Engagement seines Vereins und ist stolz, dass es honoriert wird: „Ich glaube, dass an den drei Tagen der Osterturniere keiner kommt und etwas zu meckern hat.“

Im Sommer macht den Boulesportlern ihr Hobby noch deutlich mehr Spaß

Das liegt auch an den Details, um die sich die Abteilungsleitung und ihre vielen Helfer kümmern. Am ersten Tag, an dem es noch empfindlich kühl war, war der Fassofen angeschürt, der zwei Funktionen erfüllt. Zum einen ist er „wie ein Stammtisch“, an dem sich die Spieler treffen und aufwärmen, erklärt Carmen Reinhart. Zum anderen dient eine Ablagefläche dazu, die Kugeln dort eine Weile zu parken, damit sie für die Sportler die Wohlfühltemperatur erreichen. „Mit eiskalten Händen hat man kein gutes Wurfgefühl“, erläutert Bärbel Rieger vom TC Ludwigsburg, die sich zusätzlich sogar noch einen Taschenwärmer angeschafft hat. Auch ein Könner wie Matthias Laukart bestätigt das, zudem schränkten im Winter die vielen Klamotten die Bewegungsfreiheit ein. Weil es in Deutschland relativ wenige Boulehallen gibt, freuen sich die meisten Spieler auf den Sommer. „Da ist es besser“, sagt der Nationalspieler: „Warme Hand, warme Kugel, warme Muskeln.“ An den beiden weiteren Tagen in Backnang mit dem Mixed- sowie dem Ü-55-Triplette-Turnier stiegen die Temperaturen bereits. Zu den zu erwartenden Bedingungen bei der WM in Benin fehlte allerdings doch noch einiges.

Video Wer sich einen Eindruck vom Boulesport auf höchstem Niveau verschaffen will, kann unter www.waldheim-backnang.de eine gut 40-minütige Aufzeichnung des A-Finales beim Osterhasenturnier anschauen. Zu finden sind darüber hinaus Informationen zu den weiteren Osterturnieren sowie zum Gesamtverein und zur Bouleabteilung.
TSG baut derzeit drei Boulebahnen

Wechsel Wolfgang Wergowski, der bei der Gründungsversammlung der Boulesportler der TSG Backnang 1846 im Januar 2022 zum ersten Abteilungsleiter gewählt worden war, ist längst wieder zurückgetreten. Ein paar wenige Mitglieder gibt es allerdings noch und mit Michael Krimmer mittlerweile auch einen kommissarischen Abteilungsleiter.

Arbeiten Vergangenen Samstag rückte auf dem Hagenbach der Bagger an, um in einer Ecke des Sportplatzes die Basis für drei Boulebahnen á 4 mal 15 Meter zu schaffen. Bis die letzte Kies- oder Schotterschicht aufgetragen und die Wartezeit abgelaufen ist, dauert es aber noch eine Weile. Mit der Fertigstellung ist im Frühsommer zu rechnen, sagt TSG-Geschäftsführerin Claudia Krimmer.

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Erstellt:
12. April 2023, 06:00 Uhr

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