DFB-Elf in der Nations League

Und plötzlich ist Druck da

Der erschreckend schwache Auftritt der DFB-Elf beim 1:1 in Ungarn kommt unerwartet – und ist ein Alarmsignal mit Blick auf die WM in Katar, kommentiert unser Nationalmannschaftsreporter Marco Seliger.

Manuel Neuer rettet  gegen Ungarn – kein Bild der Seltenheit in Budapest.

© imago/Matthias Koch

Manuel Neuer rettet gegen Ungarn – kein Bild der Seltenheit in Budapest.

Von Marco Seliger

Wer die Dinge positiv sehen will nach dem 1:1 von Budapest gegen Ungarn, der verweist auf die Zeit, die noch bleibt bis zur WM in Katar. Wer die Dinge nur faktenmäßig betrachtet, der merkt an, dass die DFB-Elf unter dem Bundestrainer Hansi Flick noch immer ungeschlagen ist. Und notiert, dass tabellarisch und punktemäßig in der Nations League noch wenig passiert und damit noch alles drin ist.

Der schwache, uninspirierte und lethargische Auftritt der DFB-Elf beim 1:1 von Budapest aber verbietet nüchterne Verweise auf Fakten – denn die Tatschen auf dem Platz bieten Anlass zur Sorge mit Blick aufs Turnier in der Wüste in ein paar Monaten. Die größte gab es teils schon vorher, wurde aber in den vergangenen Partien einige Male durch zupackende Auftritte drum herum überspielt – auch wenn der Ertrag am Ende auch schon da einige Male mau gewesen war: Die Harmlosigkeit vor des Gegners Tor. Der deutsche Sturm ist und bleibt einer ohne echte Spitze.

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Mit der fehlenden Zuspitzung vorne hatte in seinen letzten Jahren im Amt schon Joachim Löw zu kämpfen, sein Nachfolger Flick tut es nun wieder. Denn den einen verlässlichen Vollstrecker, den klassischen Stoßstürmer, der die Dinge zu Ende bringt, den gibt es nicht im deutschen Fußball.

Wenn dann wie gegen die Ungarn obendrein die Abwehr wackelt, das zentrale Mittelfeld zum Totalausfall wird und die gesamte Mannschaft plötzlich Fußball in Zeitlupentempo spielt, dann entsteht die schlechteste Leistung seit dem Amtsantritt von Flick im vergangenen Sommer. Der Auftritt von Budapest ist auch dahingehend ein Alarmsignal, da Flick sein Team auf dem Weg nach Katar schon weiter wähnte, nachdem es zuletzt auf den auch eher schwachen Auftritt in Italien gegen England mit einer starken Leistung geantwortet hatte.

Wichtiges Spiel gegen Italien

Die braucht es jetzt zum Abschluss des Juni-Viererpacks auch am Dienstag im Rückspiel gegen Italien. Plötzlich ist Druck da – weil Ausgang und Auftritt bei der Partie in Mönchengladbach darüber entscheiden werden, mit welcher Stimmungslage Flick, seine Mannschaft und die Fußballrepublik Deutschland in die Sommerpause und damit in die nächsten Monate vor der WM gehen werden.

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Erstellt:
12. Juni 2022, 08:46 Uhr

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