Verhinderte Bayern-Jäger: BVB träumt, Leipzig kleinlaut

dpa Leipzig. Nach dem Sieg in Leipzig ist Dortmund Vize-Meister. Freude will darüber nicht aufkommen. Stattdessen will man es in der kommenden Saison spannender machen.

Erling Haaland erzielte beide Treffer der Dortmunder in Leipzig. Foto: Jens Meyer/AP-Pool/dpa

Erling Haaland erzielte beide Treffer der Dortmunder in Leipzig. Foto: Jens Meyer/AP-Pool/dpa

Erling Haaland musste sich erst einmal setzen. Also schnappte sich der Dortmunder Stürmer nach seinem Doppelpack bei RB Leipzig einen schwarzen Klappstuhl und machte es sich für die anstehenden Interviews bequem.

„Ich bin müde, weil ich so viel gerannt bin. Ich hätte heute fünf Tore schießen können. Am Ende waren es zwei und wir haben gewonnen“, sagte der norwegische Nationalspieler nach dem 2:0 und der gesicherten Vize-Meisterschaft der Fußball-Bundesliga.

Haaland saß zwar entspannt neben dem Rasen der Red Bull Arena, doch das verbarg die innere Enttäuschung des ambitionierten Jungs-Stars nicht. Zu groß war die Überlegenheit der Bayern einmal mehr, zehn Punkte Rückstand sind es einen Spieltag vor dem Feierabend. „Ich bin nicht froh über die Vize-Meisterschaft. Ich will Meister werden“, betonte Haaland.

Dass am Ende weder der BVB noch Herbstmeister Leipzig etwas in den Händen halten, haben sich beide Mannschaften selbst zuzuschreiben. Diese Einsicht ist jedenfalls da. „In der Hinrunde haben wir viele Punkte liegengelassen. Dadurch haben wir uns das Leben selbst schwer gemacht“, sagte BVB-Nationalspieler Julian Brandt. Und Leipzig-Coach Julian Nagelsmann gab sich sogar noch zurückhaltender: „Bayern und Dortmund sind noch vorn dran, wir haben noch einige Schritte zu gehen. Damit meine ich nicht nur die Spieler, sondern den ganzen Club. Das dauert ein paar Transferperioden, das dauert ein paar Jahre.“

Zumindest nach außen hin geben die Bayern zu, dass ihnen etwas mehr Spannung nicht unrecht wäre. „Aber wir können nicht hergehen und sagen, ja gut, dann spielen wir halt jetzt ein bisschen schlechter. Natürlich ist auch hier die Konkurrenz gefordert, das Beste aus ihren Mitteln zu machen“, sagte Bayern-Vorstand Oliver Kahn im ZDF-Sportstudio.

Die Chancen, die achte Meisterschaft der Bayern in Serie zu verhindern, wären durchaus vorhanden gewesen. Gerade aufgrund der Münchner Turbulenzen samt der Entlassung von Trainer Niko Kovac. Doch Leipzig brach in der Rückrunde ein, holte dort 20 Punkte weniger als München. Besonders nach der Corona-Pause zeigte das Team nur selten den spektakulären Fußball aus der Hinrunde. Die Spieler waren schlicht platt.

Selbst Dortmund hatte zur Halbzeit nur drei Punkte Rückstand auf die Bayern. Aber man verlor eben das direkte Duell und leistete sich peinliche Ausrutscher wie beim jüngsten 0:2 gegen Mainz. „Zumindest in der Rückrunde war es gut, das müssen wir für die neue Saison mitnehmen“, meinte Brandt. Doch selbst dann klappt es nur mit dem Titel, wenn Bayern schwächelt. Denn der BVB verlor in der Rückrunde drei Spiele. München gewann bis auf ein Unentschieden alles.

Auf welch hohem Niveau Dortmund spielen kann, zeigte die Mannschaft in Leipzig. Haalands (30. Minute/90.+2) zwei Tore waren angesichts der Chancen mindestens drei zu wenig. Und der 19-Jährige blickt zudem auf ein besonderes Duell in der neuen Spielzeit: Es wird die erste komplette Saison, in der er sich in einer Liga mit Bayerns Über-Torjäger Robert Lewandowski messen kann. Holt Haaland Torjäger-Kanone und Meisterschaft, wird er sicherlich nicht auf einem Klappstuhl feiern.

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Erstellt:
21. Juni 2020, 11:29 Uhr

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