„Verzerrung des fairen Wettbewerbs“ - Dresden erwägt Klage

dpa Dresden. Vor dem Endspiel in Sandhausen gab es bei Dynamo Dresden nur ein Thema: Die emotionalen Worte und heftigen Vorwürfe von Verteidiger Löwe in Richtung DFL. Der Verein denkt nun über eine Klage nach.

Dynamo Dresden erwägt nach dem so gut wie sicheren Abstieg in die 3. Liga rechtliche Schritte wegen vermeintlicher Wettbewerbsverzerrung. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild Pool/dpa

Dynamo Dresden erwägt nach dem so gut wie sicheren Abstieg in die 3. Liga rechtliche Schritte wegen vermeintlicher Wettbewerbsverzerrung. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild Pool/dpa

Dem Wutausbruch folgte die Klageandrohung: Nach dem so gut wie sicheren Abstieg in die 3. Liga erwägt Dynamo Dresden rechtliche Schritte.

„Was wir jetzt im Saisonendspurt erlebt haben, ist ganz offensichtlich eine Verzerrung des fairen Wettbewerbs in der 2. Bundesliga“, sagte der kaufmännische Geschäftsführer Michael Born bei „Sport im Osten“ im MDR und betonte: „Das bedeutet auch, dass wir alle juristischen Möglichkeiten im Sinne von Dynamo Dresden ausschöpfen werden, um gegen diese Ungerechtigkeit vorzugehen, wenn wir damit Aussicht auf Erfolg haben.“

Tags zuvor hatte Dynamo-Profi Chris Löwe heftige Kritik an der Deutschen Fußball Liga (DFL) geäußert. Am Freitag legte er nach. „Was mich so aufgewühlt hat: Wenn du am Ende in einem fairen Wettbewerb absteigst, dann musst du dir am Ende selbst an die Nase fassen, weil es einfach nicht gereicht hat. Jetzt aber habe ich das Gefühl - und ich spreche für den ganzen Verein -, dass uns etwas geklaut wurde“, sagte der Verteidiger bei Sport 1. Am Abend zuvor hatte das 0:2 bei Holstein Kiel den Abstieg der Sachsen so gut wie besiegelt.

„Glauben Sie, dass einer in der DFL sich nur eine Sekunde Gedanken macht, was bei uns in den Köpfen vorgeht?“, fragte er. „Das ist denen alles scheißegal. Wir sind die, die den verfickten Preis bezahlen für den ganzen Scheiß“, schimpfte er mit zittriger Stimme. Was den 31-Jährigen derart in Rage versetzte, war der enorm enge Zeitplan für Dynamo nach der coronabedingten Zwangspause. Nach einer 14-tägigen häuslichen Quarantäne aufgrund mehrfacher positiver Coronatests waren die Dresdner erst verspätet und mit einem Mammutprogramm von acht Spielen in 22 Tagen in die Restrunde eingestiegen.

Die Deutsche Fußball Liga wollte sich am Freitag auf Anfrage zunächst nicht dazu äußern, Rückendeckung gab es jedoch von einem Erstliga-Coach. „Sieben Spiele in 19 Tagen. Ich glaube speziell nach einem Re-Start ist das fast nicht machbar für die Dresdner. Das tut mir im Herzen weh, weil ich da eine Zeit gespielt habe“, sagte Uwe Rösler vom abstiegsbedrohten Erstligisten Fortuna Düsseldorf.

Laut Born sei nicht die Anzahl der Spiele das Problem, sondern die Belastung im Vergleich zu den anderen Teams. „Unsere Spieler gehen auf dem Zahnfleisch, sie können nicht mehr, weil die Tanks leer sind“, so Born. Dynamo-Trainer Markus Kauczinski würde laut MDR eine Klage wegen möglicher Wettbewerbsverzerrung befürworten. „Einfach um zu zeigen, dass man sich wehrt, dass man nicht alles über sich ergehen lässt“, wurde Kauczinski in dem Beitrag zitiert.

Und selbst mit etwas Abstand äußerte sich Löwe immer noch erzürnt und stellte erneut die Frage: „Wäre diese Situation genauso eingetreten, wenn der FC Bayern, Borussia Dortmund oder RB Leipzig in derselben Situation gewesen wären?“ Die Antwort lieferte er gleich mit: „Ich glaube, dass dann andere Mittel und Wege gefunden worden wären, um die Saison zu Ende zu spielen. Da kommst du dir schon verarscht vor. Wir sind ja nur ein Zweitligist, der eh absteigt.“

Der Tabellenletzte hat nach der dritten Niederlage in Serie kaum noch Chancen auf den Klassenverbleib. Zwar räumte Löwe eine „unterirdische Hinrunde“ der Sachsen ein, doch was jetzt passiere, „das ist einfach eine Wettbewerbsverzerrung von ganz besonderem Ausmaß“. Er glaube, dass die Dresdner das einzige Team in Deutschland und wahrscheinlich auch Europa waren, das vor der Wiederaufnahme der Saison in Heim-Quarantäne war - „also nicht in der Lage waren zu laufen, nur Fahrrad gefahren sind und dadurch die körperlichen Voraussetzungen auch noch mal ganz andere waren.“

Dynamo Dresdens Spieler Chris Löwe ließ nach der Niederlage in Kiel seinen Emotionen freien Lauf. Foto: Robert Michael/zb/dpa

Dynamo Dresdens Spieler Chris Löwe ließ nach der Niederlage in Kiel seinen Emotionen freien Lauf. Foto: Robert Michael/zb/dpa

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Erstellt:
19. Juni 2020, 19:31 Uhr

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