Viel Applaus trotz knapp verpassten Coups

Handball-Drittligist HC Oppenweiler/Backnang hätte im Ligapokal dem HC Erlangen II fast den ersten Minuspunkt seit über fünf Monaten beigebracht. Die Gastgeber kassieren aber mit der Schlusssirene das 29:30 – eine gute Leistung zum Saisonabschluss wird nicht belohnt.

Ruben Sigle, Lukas Rauh und Tim Düren (von links) im Block stemmen sich mit dem HCOB gegen die Niederlage. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Ruben Sigle, Lukas Rauh und Tim Düren (von links) im Block stemmen sich mit dem HCOB gegen die Niederlage. Foto: Alexander Becher

Von Alexander Hornauer

Nach 58 Minuten und 32 Sekunden standen die Hausherren ganz knapp vor einem Erfolg. Kevin Wolf hatte sich in seinem letzten Spiel vor seinem Wechsel zum SV Salamander Kornwestheim entschlossen durchgesetzt und erzielte das 29:28. Doch die Gäste nutzten ein Überzahlspiel, um postwendend auszugleichen. Auf der Gegenseite gab es einen Siebenmeter für den HCOB. Eine Sache für Marcel Lenz, den so zuverlässigen Strafwurfspezialisten. Ausgerechnet dieser letzte Siebenmeter seiner sportlichen Laufbahn ging nicht ins Tor. Die Franken nutzten den Ballgewinn und machten mit der Schlusssirene das Siegtor. Tim Bauder traf von Linksaußen zum 30:29.

Es war ein glücklicher Sieg für Erlangen, das Team hat einen Lauf, alles gelingt. Die HCOB-Handballer hatten ein gutes Spiel abgeliefert, nur keinen Lohn eingefahren. In den ersten Minuten gerieten sie mit 4:7 ins Hintertreffen, dann bestimmte der HCOB die Partie bis zur Pause. Die Gastgeber verteidigten gut, erzielten einige Kontertreffer und glichen beim 8:8 durch Eric Bühler aus. In der Folge machte der HCOB weiter Druck und führte in den Minuten vor der Pause mit 15:13.

Ärgerlich war allerdings, dass der Start in die zweite Halbzeit misslang. Die Franken warfen die ersten fünf Tore, der HCOB vergab in dieser Phase einige gute Gelegenheiten und hatte Pech: Abpraller landeten oft in den Händen der Gästespieler. Der Rückstand wuchs nach einem Treffer des bundesligaerfahrenen Florian von Gruchalla auf 19:23 an. Dann bliesen die Gastgeber zur Aufholjagd. Das Zusammenspiel mit Kreisläufer Jakub Strýc funktionierte, Tobias Gehrke setzte sich entschlossen durch. Drei Minuten vor dem Ende erzielte Martin Lübke von Rechtsaußen die erste Führung nach Langem. Die Hoffnung auf einen Sieg wuchsen, als Kevin Wolf rund 90 Sekunden vor dem Ende erneut einen Treffer zum 29:28 vorlegte, ehe Erlangen die Partie drehte.

Kein Wunder, dass die HCOB-Handballer im ersten Moment enttäuscht waren. Zu realistisch war trotz zahlreicher Ausfälle (Stefan Koppmeier, Luis Villgrattner, Philipp Maurer und Timm Buck) die Aussicht, dem Überflieger auf dem letzten Drücker noch ein Bein zu stellen. Aber mit dem Schlusspfiff war der Ärger bald wieder verflogen. Denn es gab trotzdem großen und anerkennenden Applaus, nicht nur fürs couragierte Auftreten im letzten Match, sondern für eine insgesamt positive Saisonbilanz mit 17 Siegen und 10 Niederlagen.

HCOB-Trainer Matthias Heineke sagte zum Spiel: „Erlangen hat 2022 keinen Punkt abgegeben, wir waren sehr knapp davor, ihnen einen abzunehmen. Deshalb kann man heute sagen: Das Ergebnis passt nicht, sonst war alles gut. Am Ende war es dann wohl einfach so, dass Erlangen gerade diesen Lauf hat.“ Erlangens Trainer Tobias Wannenmacher erklärte: „Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen. Wir sind halt in einem Lauf und machen das Tor.“ Es rückten dann auch andere Themen in den Vordergrund. Marcel Lenz, Kevin Wolf und Felix Raff wurden unter tosendem Applaus verabschiedet. Wie beim HCOB seit Jahren üblich bekamen die ausscheidenden Akteure ein Großformatwandbild mit einer Spielszene vom Fotografen Alexander Becher. Auch die Fans, die regelmäßig mit zu den Auswärtsspielen fahren, brachten Geschenke mit. Die drei Sportler richteten emotionale Abschiedsworte an die Besucher in der Gemeindehalle. So mancher verdrückte dabei mehr als nur eine Träne.

HC Oppenweiler/Backnang: Müller, Erb – Lenz (9/4), Gehrke (3), Raff (2), Sigle (1), Lübke (1), Wolf (3), Strýc (6), Frank (n.e.), Bühler (2), Rauh (1), Düren (1).

HC Erlangen II: Haßferter, Boieck – Froschauer (6), Bayer (1), Poser (1), Maidl (n.e.), Marschall (7), Walz (2), Hartmann, Bauder (4), Banik, Kellner (4), Mangen, Längst (1), Bühler (1), von Gruchalla (3/1).

Siebenmeter: 4/7:1/2 (Lenz scheitert dreimal an Boieck – von Gruchalla scheitert an Müller). – Zeitstrafen: 4:6 Minuten (Gehrke, Strýc – Bayer, Poser, Marschall). – Schiedsrichter: Ernst/Friedhoff (Fellbach/ Freiburg). – Zuschauer: 400.

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Erstellt:
16. Mai 2022, 06:00 Uhr

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